Geblitzdingst

Zuerst war da die große Wärme. Die Sonne hat mich aufgeheizt. Ich hab mich nicht wohl gefühlt. Ständig diese Überlegungen, diese Zweifel, diese Ängste, die die Wolken umherwirbelten und den Wasserdampf im Kopf verdichteten. Die Sonne hat mich immer weiter aufgeheizt. Je mehr ich meine Moleküle im Kopf gedreht habe, desto mehr Spannungen sind entstanden. Dann endlich, die Luft war voller Energie, die Atmosphäre prall gefüllt. Die Menschen waren aufgeladen, voller Ideen und Gedanken, voller Liebe und Vertrauen, wie der erste Sonnenstrahl am Morgen. Wir führten die Wolken zusammen, reibten uns ein wenig aneinander, lachten uns an, betrachteten zusammen den Himmel und die Wunder der Natur. Irgendwann ist dann ein Funke übergesprungen. Zuerst ein kleiner, schwacher, der nur ein bisschen aufgeleuchtet hat. Dann kam eine dicke Wolke, die Reibung hatte stark zugenommen. Weitere kleine Wolken zogen vorbei. Weitere Funken haben geleuchtet und geknistert. Du hast schon gedacht, dass du es jetzt geschafft und endlich hinter Dich gebracht hättest. Doch bei der letzten Wolke, der schönsten und wohl geformtesten unter allen, war Dein Widerstand bereits im Eimer. Eigentlich wolltest du diese Wolke mit all den negativen Erfahrungen weiträumig umfliegen. Du drehst Dich noch um die eigene Achse, willst irgendwas intelligentes sagen und während im Kopf das Karrussell auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt und Du nur noch ein Ansammlung aus Worten, Angst und Neugierde bist, wirst du von der hellsten Wolke getroffen und ein Blitz jagt direkt in dich hinein. Du guckst an Deinem Bauch herab und überlegst, wo er wohl eingeschlagen hat. Du greifst dir mit der Hand an die Stirn und sie glüht. Du fühlst dich in dein Herz und es schlägt laut und pochend. Der Blitz zieht dich und somit das ganze Gewitter heran. Die anderen bekommen das mit und stehen im Wind, der aufheult und um die Straßen zieht. Es ist eine Kaskade, die immer stärker wird. Jetzt ist es nicht aufzuhalten. Die Wassermassen bäumen sich auf, es brummelt und brodelt und ein Riesen-Gewitter zieht über dich hinweg und entlädt endlich die Spannungen.

Es dauert vielleicht eine halbe Stunde, danach ist nichts mehr wie es war. Das Internet und Telefon sind tot. Du machst den Mund auf, aber da kommt nichts mehr heraus. Die Leuchte für die Achtsamkeit ist nur noch am Blinken und sagt, das hier was nicht stimmt. Du willst etwas klares denken oder Deine Arbeit machen, aber es hat sich alles aufgelöst.
Wo eben noch die tiefe Verbundenheit zu anderen stand, ist jetzt eine große Leere und Distanz. Der Blitz hat ein Loch im Bauch hinterlassen und du weißt nicht, wie du es füllen sollst.
Das alte Leben vor dem Gewitter ist komplett verändert. Wo vorher noch klare Strukturen herrschten und alles herrlich aufgeräumt und ordentlich war, liegen jetzt Lehmkrümel und Zweige auf der Straße. In den Abwässern gluckert das Wasser, in deinem Herzen fließt ein Strom. Dein Kopf war Mittelpunkt des Gewitters. Sämtliche Gehirnzellen die für Ordnung und Struktur stehen, wurden verbrannt.
Deine Hände handeln nur noch aus dem Instinkt heraus. Du kannst sie nicht mehr bewusst steuern. Dein Mund redet Worte, die er nicht kennt, und deine Beine führen dich in eine Welt, die völlig neu ist.

Der Blitz hat eingeschlagen, die Erde wird nass.

Wolkenbruch

Von Wolken verdunkelter Himmel und ein Blitz
((Bildquelle: by marco www.pixelio.de))

Draußen gewittert und stürmt es und ich muss daran denken, nach jedem Satz das Dokument abzuspeichern, damit der Text nicht verloren geht. So kurzlebig ist diese digitale Welt. Manchmal möchte ich da lieber die kleine abgebrannte Kerze anzünden, dann zu meinem krummen Federhalter greifen, ihn tief in die blaue Tinte tauchen und im schummrigen Licht ein paar Zeilen auf vergilbtem Pergament verfassen, die ich dann per Laufbote und Postkutsche über die ganze Welt verteilen werde- und das alles nur, um meinen Egoismus und mein angeborenes und unausrottbares Mitteilungsbedürfnis zu befriedigen.

Ein teures, spaßiges Vergnügen, aber im Zeitalter der Blogs relativ problemlos möglich. Also ist die Technik vielleicht doch nicht SO schlecht.

Der Regen prasselt immer heftiger gegen die Scheibe und ein unablässiger, tiefer Donnergrollen u. heftige Luftschwankungen haben die ganze Umgebung erfasst. Hin und wieder peitscht der Regen wild auf und ich höre die schweren Tropfen gegen das Dachfenster schlagen. Mein Herz schlägt schneller als sonst und eine gewisse innere Anspannung wird durch die Szenerie geweckt.

Den ganzen Tag war es sehr warm und schwül. Kurz bevor das Wetter umgeschlagen hatte, merkte ich, wie mir plötzlich am ganzen Leib schwindlig wurde. Ich hatte plötzlich Schwierigkeiten mit dem optischen Fixieren von Dingen und als ich nach unten schaute oder mich bückte, wäre ich beinahe umgekippt, so heftig war der Wetterwechsel. Zum Glück hielt das Ganze nur ca. 15 Minuten an, dann hatte sich die neue Luftmasse in der Atmosphäre breitgemacht und der Körper sich darauf eingestellt.

Es gibt eine ganz interessante Webseite, die dieses Phänomen erklärt.
Für die Erfassung des Drucks sind die sog. ‚Barorezeptoren‘ zuständig.

Bei Gewitter ebenfalls wichtig sind die sog. „Sferics“, elektromagnetische Impulse, die angeblich die Gehirn von empfindlichen Menschen beeinflussen können.

Ich glaube, das habe ich auch. Immer, kurz vor Gewittern, BIN ICH SO FÜRCHTERLICH GEREIZT UND UNAUSGEGLICHEN, VERDAMMT!

(Und wozu brauche ich so einen hirnrissigen wissenschaftlichen Beweis, wenn ich es so fühle??)

Aber jetzt habe ich wenigstens eine annehmbare Erklärung dafür. Die Wetterfühligkeit ist schuld. Oder die weiblichen Hormone.

Oder beides. 🙂