Deutschland, Februar 2024.

Die Menschen warten noch immer auf die ersehnten Lockerungen. Mittlerweile ist alles zum Erliegen gekommen, Deutschland wartet und zittert unter einer dicken Schneedecke. Die Kraftwerke fallen aus, Bettzeug, Wolldecken und die Pelze der gekeulten Tiere versprechen ein bisschen Abhilfe. Im Supermarkt sind mal wieder Kerzen ausverkauft. Luxusartikel wie „Gardinenweiß“ und „Duftlämpchen“ stehen direkt daneben, niemand kann etwas damit anfangen. Man hat zwar versucht, die Flüssigkeit der Dufterfrischer als Heiz- oder Leuchtmaterial in Petroleumlampen zu verwenden, aber diese Versuche waren nicht von Erfolg gekrönt. Außerdem war der anschließende Geruch nicht auszuhalten.

Vor den Geschäften bilden sich lange Schlangen, weil die Warenausgabe für die meisten Dinge des täglichen Bedarfs mittlerweile rationiert sind. Wenn Du ein Päckchen Schrauben oder Nägel kaufen willst, weil zu Hause etwas wackelt oder repariert werden muss, musst Du es umständlich über eine Online-Webseite bestellen. Dann bekommst Du einen Barcode, den du auf kostbaren Papier ausdrucken musst und dann musst du dich in eine lange Schlange stellen und wenn Du Glück hast, gibt es noch diese Schrauben. Und in der Schlange vor der Online-Ausgabe stehen dann doch wieder Menschen in Gruppen zusammen.

Alle Menschen rennen mit diesen Masken herum, weil das Coronavirus immer noch wütet. Niemand ist mehr zu erkennen, manche Menschen haben sich zusätzlich einen dicken Schal um den Hals gewickelt. Man sieht nur noch die Wolke ihrer Atemluft. Niemand weiß mehr, wie der andere aussieht. Und das ist auch gut so, denn Friseurbesuche sind jetzt seit ca. 3 Jahren nicht mehr möglich. Viele haben sich selbst Schere oder Bartschneider gekauft, manche haben auch „unter der Hand“ Termine mit ihren früheren Lieblingsfriseuren ausgemacht. Es ist nicht mehr so wichtig, „hübsch“ zu sein, dieser Luxus ist einfach aus unseren Köpfen verschwunden. Der Kontakt zu anderen Menschen ist immer mindestens auf zwei Meter Abstand begrenzt. Niemand trifft mehr Freunde und gemeinsame Partys musste man schon vor vielen Jahren einstellen. Gut, für die Leute die eine große Kernfamilie haben und dort immer alle sehen können. Aber die gelobten Singles aus dem letzten Jahrtausend sind jetzt alle einsam und allein. Früher wurden sie geliebt und gefeiert, die verspielten jungen Frauen, die auf einer Plattform namens Instagram posierten und Selfies machten. Unabhängigkeit, Freiheit und Schönheit waren starke Werte, mit denen neue Follower gewonnen worden sind. Alle redeten über Freundschaften und soziale Kontakte. Es wurde als Allheilmittel gegen alles verkauft, heute kann es sich keiner mehr leisten, denn aus dem „Allheilmittel“ ist eine „Gefährdung“ geworden. Mittlerweile werden die ehemaligen Heldinnen des Social Media nur noch belächelt. Auch Social Media wird es bald nicht mehr geben. Ohne Soziales brauchst du auch keine „Sozialen Medien“ mehr. Jede Frau möchte jetzt eine Familie und Kinder, das ist die neue Lebensform, die „in“ ist. Es wird wieder gebacken und gekocht, wie damals in den 70er Jahren. Und statt großer Reisen unternehmen wir jetzt Ausflüge in die Welt der Puzzles und Gesellschaftsspiele. Frauen verschwinden zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmnung. Jetzt sind wieder die Falken am Drücker. Männer, die das öffentliche Leben härter und unangenehmer machen. Mit kritischen Worten beißen sie um sich und stutzen alle schwachen Menschen dahin, wo sie hingehören. Wer sich nicht wehren kann, in dieser rauen Welt, geht unter.

Gegen diese neuen Härten des Lebens hilft nur noch Rückzug und Betäubung.
Wenn es irgendwo Alkohol im Sonderangebot gibt, kaufen die Menschen ihn wie bekloppt. Die Supermärkte sind die legitimierten Dealer der Pandemie. In ihnen bekommst du noch alles, was dein Leben einigermaßen erträglich macht. Abends musst du dich dann in die Traumwelt der Medien flüchten. Alkohol und Traumwelten, vielleicht noch eine Schachtel Antidepressivum. So kommen wir gut durch den Winter.

Der Kopf friert unterdessen am Kopfkissen fest. Alle bösen Menschen können jetzt machen was sie wollen, denn die guten Menschen sind von der Welt abgeschnitten. Die öffentliche Ordnung wird langsam untergraben. Die Fußgängerzonen und Gewerbegebiete stehen ja schon lange leer, es dauert nicht lange und finstre Menschen kommen stehen jetzt auf die Bildfläche. Sie wissen, die Gunst der Stunde zu nutzen. Für sie ist es kein Nachteil, dass der Staat und die Gesellschaft erodieren. Sie nutzen die Schwachstellen geschickt aus.

Neben den Verbrechern haben es sich alle radikale Menschen gemütlich gemacht. „Querdenker“, die jetzt Botschaften unter das Volk mischen, die wie Valium wirken. „Reichsbürger“, die mit abstrusen Gedanken die einfach gestrickten Menschen auf ihre Seite ziehen. Die Vollzieher des Unrechts, große Plattformen aus den USA dienen als ihr Vehikel. So arbeiten sie alle am Untergang unserer Zivilisation. Die großen amerikanischen Versandhändler stampfen ein Verteilzentrum nach dem anderen aus dem Boden und sie sind nicht aufzuhalten. Die Politik hat ihnen sogar geholfen, indem sie die kleinen Ladenflächen als „teufliches Unding“ gebrandmarkt haben und indirekt die Großen stark gemacht hat. In den Fast Food Ketten dieser Welt bekommst du noch dein tägliches Fressen. Friss, schluck es runter und erfreue dich am Niedergang deines Landes.

Ich habe einen Traum. Ich bin weit weg in einer Stadt, in der Sommer ist. In der Ferne sehe ich Berge, die im Abendrot rötlich schimmern. Die warme Sonne strahlt auf meiner Haut. Vor mir liegt ein Tag mit touristischen Ausflügen und voller Freiheit. Ich bin mit lieben Menschen unterwegs. Es ist Sommer. Ich bin gerade in einer überfüllten Straßenbahn gefahren und einfach da ausgestiegen, wo ich Lust drauf hatte. Dieses herrliche Gefühl der Freiheit ! Da am Straßenrand ist ein Eisstand , der leckere Süßigkeiten und Softeis verkauft. Ich überlege, wie ich meine „Vanilla Icecream“ auf Englisch bestellen soll. Aber der Verkäufer kann sogar Deutsch. Er ist ein ausgewanderter Staatsbürger.

Ich bin in einer besseren Welt angekommen.

Dann wache ich auf.

Distanziert – 3

Passende Musik: I´ll fly with you

Alles ist gut, alles ist klar, denkst du dir. Kein Grund zur Panik. Ich bekomm das schon hin mit den beiden Welten. Ich hab schon schlimmeres geschafft! Ich muss dem ganzen nur mutig ins Auge schauen, dann wird das schon. Du atmest nochmal tief durch.
Hier in dieser seltsamen Zwischenwelt gibt es noch mehr. In der ganzen Panik hast du dich noch nicht genau genug umgeschaut. Hier hängen überall rote Telefone von der Decke. Die Hörer baumeln an der Spiralschnur herunter. Sie baumeln wie Blätter im Wind. Du musst nur einen dieser Hörer greifen, langsam, und dann immer fester drücken und ihn an dich heran ziehen. Da sind Menschen am anderen Ende der Leitung, die du erreichen kannst. Menschen, die dir helfen wollen und nützlich sind. Aber Achtung! In jedem dritten Telefon lauert ein gefährliches Monster auf dich. Wenn du zu lange mit ihm redest, verwandelt es deinen Traum in etwas noch schrecklicheres und nimmt dir am Ende sogar die Telefone weg! Also such dir gut aus, wen du anrufst. Überleg es dir gut!

Du willst doch kein Monster am anderen Ende der Leitung haben? Ein Monster, das dich am Ende verschlingt und auffrisst? Du willst die gute Fee haben. Die mit dem Zauberstaub, die deine Welt, bunt, hell und schön macht.

„Ring, Ring, Ring“ macht es. Heb endlich ab! Hör auf zu träumen. Geh ran!

Wach auf! Und rede mit den Menschen, die dir etwas bringen.

Distanziert – 2

Du rauchst an dem Joint und willst ihn gar nicht mehr hergeben. Es wird alles klar jetzt.
Klar und schön, bunt und rein. Aus der Kälte des Winters ist die Wärme des Sommers geworden. Aus Einsamkeit und Leere im Herzen ist erfüllte Liebe geworden. Die Substanz hat dich gerettet und frei gemacht. Aus den zwei Geschlechtern wurde eins. Kein Mangel war mehr zu finden.

Die Kommunikation mit ihr ist jetzt viel einfacher und entspannter. Du kannst dich mehr auf ihr Gefühlsleben einstellen und mitfühlender sein. Du magst sie wirklich gerne. Wie sie da liegt mit ihren braunen Haaren und der schlanken, braun gebrannten Figur. Sie strahlt Sanftmut und Gleichmut aus. Allein ihr Anblick wirkt schon beruhigend auf dich.

Du stellst fest, dass du sie gar nicht notwendigerweise anquatschen musst. Es reicht dir einfach, in ihrer Nähe zu sein.

Du guckst immer wieder in ihr Gesicht. Wie sie lacht. Sie wirkt wie ein junges Mädchen, das sich gerade frisch verliebt hat. Du fragst dich, in wen sie sich wohl verliebt hat? Da wird dir bewusst, dass du es bist und sofort wirst du rot. Das ist dir peinlich, das willst du nicht wahrhaben.

Du guckst an deinen Armen hinab. Auf ihnen wachsen plötzlich dunkle, schwarze Haare und sie sind kräftig geworden. Du bist erschrocken. Du gehst zur Palme, an der plötzlich ein Spiegel hängt und schaust hinein. Da kommt dir ein kantiges Gesicht und ein junger Mann entgegen. Du bekommst einen Schock. Der Traum hat dich in einen Mann verwandelt. Du schüttelst dich und du willst ihn loswerden, aber es geht nicht. Wie soll der Mann „weggehen“, wenn er inmitten von dir ist?

Deine Stimme ist plötzlich tief. Jetzt ist dir klar, warum sie auf dich steht. Sie lächelt dich immer noch an und sagt mit ihren Augen „komm doch rüber“. Deine Nackenhaare stellen sich auf und du fühlst dich wie eine Katze, die man gerade in die Badewanne geworfen hat.

Du erstarrst und verkrampfst und kannst dich keinen Millimeter mehr bewegen. Du willst endlich aufwachen aus diesem Alptraum. Mit aller Kraft strengst du dich an und verzerrst mit deinem Willen Raum und Zeit. Doch es gelingt dir nur zum Teil. Du bleibst stecken. In der linken Seite deines Gesichtfeldes befindet sich jetzt die Disco mit dem dunklen, kalten Licht und auf der rechten Seite ist die Palmen-Oase. Du bist dir nicht sicher, was du lieber möchtest. Die beiden Bilder überlagern sich und erzeugen eigentümliche Farbmuster. Die Gerüche vermischen sich. Auf der linken Seite riecht es nach Zigarettenrauch, Parfüm von hundert Leibern und muffigem Achselschweiß. Auf der rechten Seite ist nur der Duft des Ozeans zu vernehmen, die salzige Luft nach Meer und Freiheit. Auf der rechten Seite ist nur ihr Duft zu finden, der Duft einer jungen Frau, die sich frisch verliebt hat. Es riecht nach dem Cocktail, nach Ananas und Himbeere und nach dem Öl von Tropenholz…

Die rechte Seite ist eine Scheinwelt, die nur mit viel Substanzen und in Ermangelung jeglicher Logik erkauft wurde. Die linke Seite ist die harte, kalte Realität deines Lebens. In beiden bist du ein Verlierer, auf keiner Seite kannst du gewinnen.

In der linken Seite bist du geboren, die rechte Seite ist geworden.

Inmitten dieser auseinander gerissenen Welt liegt ein großer Buntstift auf dem Boden. Er liegt da einfach nur rum. Er ist riesig bestimmt, ein halber Meter lang und 10 cm im Durchmesser. Er hat eine Vielfach-Farbmine. Auch wenn du zerrissen bist, kannst du dich bücken und ihn aufheben. Es kostet ein bisschen Anstrengung, weil er schwer ist. Es ist deine gesamte Schaffenskraft darin enthalten. Du kannst mit dem magischen Stift dein Leben neu anmalen. Die dunkle Technodisco bekommt ein paar rosane Glitzer-Akzente gesetzt. Und in der hellen Illusions-Welt deiner rechten Seite malst du mit schwarz harte, haltende Konturen rein. So gefällt es dir schon viel besser!

Wenn du mit den Augen blinzelst, verschwimmen beide Welten wieder und es sieht so aus, als ob sie eins wären. Du kannst dich daran gewöhnen. Dein Gehirn hilft dir dabei und es gaukelt dir „Einheit“ vor, wo eigentlich „Dualität“ herrscht.

Die Verbindung beider Welten kostet Kraft und du musst viel essen. Du musst gesund sein, um das alles zu überstehen. Du brauchst ein bisschen Masse und darfst kein Magerquark werden. Du musst stark sein, denn das Leben dreht sich schnell und wirft dich unvorhergesehen aus den Fugen.

Das Leben ist unerbittlich, schwer und schnell. Festhalten gilt nicht. Du musst es leben.

Wer weiß, wohin es dich morgen trägt?

Die Ego-Energie

(beim Schreiben gehörter, dazu passender Song)

FlyingDuck3

Das Raumschiff fliegt weiter, als sei nichts geschehen. Also doch nur eine Illusion! Was kümmern mich schon Raum und Zeit, wenn ich das Jetzt haben kann? Ich muss mich nochmal zwicken, dann entsteht vielleicht mehr Klarheit. Vielleicht eine Folge des Reizentzugs, hier auf dem kalten, sterilen Raumschiff? So einsam, keine Menschen. Nur meine eigenen Gedanken, die mich zuverlässig quälen und monoton beschäftigen. Da muss man ja irgendwann am Rad drehen!

Wer weiß, das Weltall ist doch groß, da gibt es noch andere Sterne und Kometen, und Galaxien und Sternschnuppen und schwarze Löcher… (die all die positive Energie von anderen verschlingen und daraus noch ein Geschäft machen.) Schon wieder ein Warp-Antrieb mehr verkauft! Sieh an, wie sich das Konto mit immer neuen credits füllt. Aber nein, wir machen uns ja nichts aus materiellen Dingen, sind vielmehr wie Lichtstrahlen, beinahe ohne Substanz, eine einzige Welle-Teilchen-Dualität voller Intelligenz…

Das Weltall ist soo groß und es bringt mir soo viel! Ich sitze wieder aufrecht am Steuer und tippe den neuen Kurs in den Navigations-Computer ein. Etwas zittern die Hände noch, aber ein großer Schluck aus der Bord-Pulle (für Notfälle) wird schon dabei helfen, wieder einen „klaren Kopf“ zu bekommen.

Zu allem Übel hab ich mich auch noch angesteckt! Die Bedienung des Computers wird dadurch erschwert. Überall kleckert die Nase drauf. Das Display verschmiert und die Zahlen kann ich kaum noch erkennen. Die Bord-Taschentücher gehen langsam zu Neige, ich sollte mal wieder eine Ladung aus dem „Aldi-Replikator“ ziehen. Die Nasen-Schleimhäute kämpfen mit dem teuflisch kleinen, aber hartnäckigen Viren der Besserwisser, der im Rampenlicht-grinsenden und Aufmerksamkeits-haschenden Aufblas-Nukleinsäuren. Was für ein Kampf! Wie gerne wäre ich eine von ihnen. Irgendwo reinsetzen und tausendfach vermehren! Ist ja egal, ob ich wichtig bin oder nicht, hauptsache vermehrt!  Nun es ist nicht verwerflich, es erzeugt sogar einen faszinierenden Sog. Lass- mich- mitmachen! Wie Lemminge springen wir nun alle brav von der Tischkante. Dieser Sog lässt mich eine Weile hinterher fliegen, bis ich dann wieder scharf abbremse und mit der Kraft meines Willens (meines, so sagt man, überflüssigen Verstandes) anhalte, auftauche und mich frage, wie ich eigentlich in diesen Teil der Galaxie geraten bin und ob es noch Sinn machen würde, weiterzufahren.

Mein Immunsystem ist aufgedreht wie selten, kämpft mit allen Mitteln den Schleim des Ego-Sogs aus allen Poren. Die Nase läuft und läuft, dazu tränen die Augen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es Tränen sind, die „einzige Emotion“. Nein, da ist noch mehr. Enttäuschung über das Leben in feinen Abstufungen. Erkenntnisse, die sich wie Zwiebelhäute voneinander lösen und immer mehr des eigentlichen „Kerns“ zum Vorschein bringen. (Dieser hört nämlich auf zu existieren, die Häute verschwinden, die Zwiebel auch und zurück bleibt nur das „Jetzt“, das unbeschwerte Sein, das – ohja- theoretisch perfekt sein könnte, wenn da nicht…)

Das Weltall ist ja auch mehr, als nur „warm“ und „kalt“- es gibt z.B. auch lauwarm. Oder halb-lauwarm. Oder halb- halb- halb lauwarm, kurz vor abgekühlt.

Nun, das wird es sein.

Mich fröstelt schon wieder etwas. Ich sollte mir einen Schuss Aufmerksamkeit besorgen, ein bisschen Ego-Energie zum Mitnehmen. Hier ein paar Likes, da ein paar Follower mehr. Das Ego! Nur ein Schelm, wer böses darüber denkt…

Energie!

Bahnfahren am 10. Juni 1891

Ich zeigte dem Damenbesuch aus der fernen Alpenmonarchie Österreich noch gerade den neu gebauten Bahnhof in der Arbeiterstadt Ludwigshafen, als wir schon das ferne Pfeifen der Eisenbahn vernahmen. Die Polizei-Beamten mit der glatt-gebügelten Uniform sahen uns mit strengem Blick an und ermahnten uns, den Gleisen fern zu bleiben. In unlängster Zeit gab es nämlich einige Zwischenfälle mit spielenden Kindern, die allzu forsch auf die Gleise gerannt waren und dem Lokführer, sowie den mitfahrenden Gästen einiges an Schrecken eingejagt hatten. Wir eilten, ihren Befehlen folgend, zur wartenden Lokomotive und den zahlreich angehängten, frisch gestrichenen Personenwagen.

Die mitreisenden Damen hatten lange Gewänder aus teurem Tuch an und so mussten alle Rücksicht nehmen und Ihnen beim Einsteigen auf die beschwerlichen und hoch gebauten Stufen helfen. Ich war so nett und hielt so lange die Sonnenschirme und Taschen der lustig-schnatternden Reisegruppe. Ein Schaffner mit sehr großer Mütze ermahnte uns, ein wenig zügiger in den Zug zu kommen, da man doch den Fahrplan gerne einhalten würde. Zum Glück hatte man extra eine eigene hölzerne Bank vor die steil aufragende Bahnleiter gestellt, so dass der Schritt bis nach oben nicht so groß sein musste.
Wir erklommen das Abteil und fanden einen freien Sitz auf den recht harten Bänken. Ein Kissen hatten wir leider nicht mitgebracht. Die Koffer waren uns vorher schon abgenommen worden und in den Gepäckwagen gebracht, so dass wir alle anderen, kleineren Täschchen unter die geräumige Ablage unter unseren Füßen schieben konnten. Auch die Sonnenschirme fanden dort ihren Platz. Ausnahmsweise war es heute erlaubt, die Waggons gemischt zu besetzen, da der Zug sehr voll wurde und der Fahrplan noch nicht regelmäßig angefahren wurde. Ansonsten fand natürlich immer eine strenge Trennung der Geschlechter statt. Die Herren mussten Gespräche über Arbeit und Politik führen und wollten dabei nicht gestört werden- während die Damen für sich die allerneusten Neuigkeiten aus der Kinder- und Familienwelt austauschten.

Es dauerte nicht lange und ein weiteres, sehr lautes Pfeifen der Lokomotive erschall von ganz nah an unseren Ohren. Welch unangenehmer Ton, der da mit Dampfkraft erzeugt wurde! Manche Damen erschraken und fuhren zusammen. Das Abteil war bis auf den letzten Platz voll gefüllt und die Stimmen verstummten für einen kurzen Augenblick. Alle Gäste schauten wie gleich gerichtet nach vorne, in Richtung des dampfenden und schnaufenden Stahl-Rosses, das sich nun langsam in Bewegung setzte. Noch ein weiteres Pfeifen und die Fahrt wurde schneller. Die Polizisten zogen an uns vorbei, stramm am Platze stehend und würdigten der vorbei fahrenden Bahn keines Blickes.

Ich hatte einen guten Platz am recht kleinen Fenster ergattert und schaute still in mich hineindenkend nach draußen. Da mir durch die viele Sonne des Tages etwas warm geworden war, hätte ich gerne das kleine Fenster nach oben geschoben, doch es war sorgsam verriegelt worden, damit man während der Fahrt nicht zuviel vom Rauch und Dampf in das menschen-gesättigte Abteil bekam. Freilich kam durch die sich ständig öffnende Tür zur Außenplattform noch genug Luft von draußen hinein.

Es rumpelte immer kräftiger und heftiger, als die Lokomotive Fahrt aufnahm. Der Wagen schaukelte über die Schienen und die reibenden Geräusche von Stahl auf Eisen wurden lauter und lauter. Das Schnattern der Reisegruppe wurde etwas leiser und ich beobachtete aus einem Augenwinkel vorsichtig die Mienen der mitgereisten Damen. Mir schien, einige sahen ängstlicher und bleicher aus, als sonst. Und auch die redseeligste unter ihnen wurde immer wieder leise und vergaß, einen neuerlichen Witz zu Ende zu erzählen. Auch die Forsche und Älteste unter ihnen war stiller als sonst. Für viele war es die erste Fahrt mit der Eisenbahn überhaupt.

Für mich freilich war es kein Problem, da ich als Handelsreisender schon viele solcher Reisen unternommen hatte und ständig in anderen Städten sein musste, um neue Verträge auszuhandeln. Auch wenn uns die Telegramme schon viel Arbeit abgenommen hatten, so musste man die meisten Dinge doch selbst erledigen. Und es ging eben nichts über ein mündliches Gespräch von Mann zu Mann.

Schon bald zog die neu gebaute badische Anilin- und Sodafabrik an uns vorbei, die sich erst von der Schiene aus gesehen, die auf einem leicht erhöhten Bahndamm verlegt worden war, in ihrer ganzen Vielfalt und Größe begreifen ließ. Ab dann erreichten wir die Außenbezirke von Ludwigshafen, die Landschaft wurde grüner, weite Felder und Wiesen lösten das eng bebaute Stadtbild ab. Unser Weg nach Frankfurt war lang und wir nahmen die Gespräche wieder auf.

Es dauerte keine halbe Stunde, als die erste der Damen etwas ungeduldig wurde und nach etwas zu Essen fragte. „Ob es denn kein Speiseabteil gäbe?“ Wollte sie wissen, denn von einem Schwager hatte sie gehört, dass man an manche Züge ein solches herangehängt hätte und dies „recht angenehm, gerade bei längeren Strecken“ wäre. Eine andere merkte noch an, dass der Zug im Vergleich zur Postkutsche doch etwas bequemlicher sei und sie sei überrascht und erfreut über die hohe Geschwindigkeit. „60 Kilometer in der Stunde! Das ist ja gewaltig!“ rief sie mit großen Augen hervor, als ich ihr die Konditionen der Bahn erklärte und konnte ihren Blick danach kaum noch von den vorbeiziehenden Häusern und Feldern abwenden.

„Nun denn“ merkte ich an zu der hungrigen Vertreterin, die mich nun immer kritischer musterte und ihre Abneigung und Unlust über diese Reise nicht ganz verbergen konnte. „Es wird nicht ganz so lange dauern, liebe Rosalinde, ich bin ganz sicher. Für unsere Reise sind nur drei Stunden veranschlagt und wenn ich dem Lokführer noch zurufe, dass er ein paar Kohlen zusätzlich in den Kessel wirft, geht es vielleicht noch ein paar Minuten schneller.“

Bald schon lief unser Reisezug in den ersten Bahnhof einer Kleinstadt ein. Von überall rannten Kinder auf den Feldern zu unserem Zug hin und jubelten begeistert. Die Strecke war recht neu gebaut worden und viele von ihnen hatte noch niemals eine echte Bahn gesehen. Der Aufenhalt im Bahnhof war recht kurz und schon bald wurde die Reise fortgesetzt.

Es war ein schöner Tag, dieser Tag in der Eisenbahn. Als wir endlich, nach mehreren Stunden, in der fernen Stadt ankamen, war unsere Kleidung zerknittert und die Damen klagten schon über die harten Bänke und wann es endlich etwas zu trinken gäbe? Man sollte wohl doch bald eine Unterkunft suchen, da die Müdigkeit von ihnen Besitz ergriff. Da ich viel auf der Außenplattform gestanden und mir der Fahrtwind um das Gesicht geblasen hatte, strich ich mit dem Finger prüfend über das Gesicht.

Er war ganz schwarz verfärbt vom Ruß… so dass auch ich Erleichterung verspürte, dass diese Reise endlich beendet worden war und mich auf ein anschließendes Bad freute.

Was der morgige Tag wohl bringen würde?

Träume

Einleitungssong- Juli- die perfekte Welle

Es war ein perfekter Tag gewesen.
Die Sonne hatte geschienen, als wollte sie sich für den verregneten Sommer revanchieren. Sie war in Hochstimmung, in perfekter Laune. Sie hatte sich endlich aufgerafft und einen Gang in die Stadt gemacht. Serotonin und Oxytocin flossen in großen Mengen durch ihre Adern und erreichten auch noch die letzte Nervenzelle. Es kam ihr vor wie Frühling und das mitten im Herbst! Nein Moment, wie nennt man das? Spätsommer! Genau, ein richtig schöner Spätsommer, nicht zu heiß und gerade richtig.

Sie strömte über vor guter Laune und Energie. Selbst Leute, die ihr sonst Probleme machten, störten sie heute nicht. Ihre Eigenarten kamen ihr lächerlich grotesk vor und sie freute sich über ihre innere Stärke, mit der sie das heute verarbeiten und empfangen konnte. Ja, sie fühlte sich frei. Von ihrem Job, der ihr keinen Spaß mehr machte, hatte sie sich vor zwei Wochen getrennt. Schwupps, einfach weg. Keine Lust mehr auf diesen Chef, keine Lust mehr auf diese Monotonie. Keine Lust mehr auf Spießer und Pflichterfüllung.
Es war nicht schlimm und fiel eigentlich nicht schwer, wobei sie die erste Woche nur geheult hatte und ihre Kolleginnen und Kollegen vermisste. Natürlich würde sie sich was anderes suchen müssen. Natürlich…Aber inzwischen war aus der Trauer etwas Neues entstanden. Den dunklen Fäden der Traurigkeit und des Abschieds machten neue Pflanzen Platz.

Sie wollte alle umarmen, und ihre Flügel ausbreiten, wegfliegen, durchatmen!
Sie glaubte wieder an das Gute im Menschen und in ihrem Herzen regten sich beinahe unanständig starke, religiöse Gefühle.

Was Jesus wohl für ein Mann gewesen war? Bestimmt war er stark, muskulös und moralisch hoch überlegen. Es musste so sein, Jesus muss ein Held gewesen sein. Jemand, der über den Dingen stand, der schlauer war als die anderen. Der durch Intellekt überzeugte, nicht durch Prahlerei. Durch moralische Integrität in allen Lebenslagen.. so wie halt sie, nur in männlicher Form.

Sie spürte, wie sie das anmachte. Seine Stärke ging auf ihren Körper über. Aber plötzlich war auch sie Stärke, sie vibrierte förmlich vor positiver Energie! Die Begrenzungen ihres weiblichen Gehirns wurde aufgeweicht und etwas neues formte sich aus diesen beiden Polen…

Als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre, kam im Radio auch noch Xavier NaidooXavier Oh Xavier, sie fühlte dass es nicht mehr länger dauern würde, bis sich ein Großteil ihrer Existenz in einem zuckenden Bach aus Tränen auflösen würde… und außer Salz auf dem Lippen und einen verwaschenen Grauschleier vor ihrem Gesicht würde sie nicht mehr viel wahrnehmen. Und das überströmende göttliche Gefühl, natürlich!

„Überlebenszeit ist jetzt“ jaulte sie jetzt wie ein kleines Kätzchen. Nein, nicht wie, sie WAR ein kleines, anschmiegsames Kätzchen.

Sie drehte die Anlage im Wohnzimmer auf volle Lautstärke, worauf auch ihre WG-Kollegin aufmerksam wurde. „Ach der schon wieder,“ sagte sie spöttisch. „Weißt du, früher war der ja ganz gut… aber inzwischen kann ich ihn nicht mehr hören. Mit seinem Gejaule. Ist doch immer das Gleiche.“ Mit diesen Worten drehte sie Naidoo ab und schaltete auf Shakira. „Die ist wenigstens tough, die hatt Mumm, aber Naidoo ist doch ein Waschlappen.“ Dabei verkrampfte sie bemüht-fröhlich ihre rechte Hand und entlockte ihr einen müden Schnipser.

Sie.. bekam das nicht richtig mit. Sie war im siebten Himmel angelangt, kurz vorm Orgasmus.. und irgendwer, irgendwas von außen war da mit einer dreckigen, pieksigen Nadel und piekste in ihrem Traum.

„Puff“ machte es nur kurz. Dann war die Welt wieder grau.

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Arm

Arm war die Welt. An Kultur, an Geist, an Höflichkeit, an Mut, an Entschlossenheit, an Tapferkeit, an Ideen, an Abwechslung, an Großzügigkeit, an Esprit, an Altruismus.

Arm war die Welt. Jeden Tag konnte man es aufs neue sehen.

Man musste nicht weit gehen, um das Kranke immer wieder aufs Neue zu spüren. Die Engstirnigkeit der anderen, ihre Ängste und Vorurteile eins zu eins in Worte und Taten gefasst.

Arm, so arm war die Welt.

Dennoch gab es zwischendrin immer mal wieder Hoffnung. Kleine Pflanzen, die aus dem ansonsten so monotonen Beton nach oben stießen und Chaos und Leben in den Einheitsbrei brachten.

Mutige Pflanzen, die keiner kannte und keiner mochte. Sie waren anders. Ungewohnt. Nicht katalogisierbar. Nicht einzuordnen. Alles was anders war, machte Angst.

So viel Angst hatte diese Welt.

Angst vor einer Mücke, die nur ein wenig spielen wollte. Angst vor dem Kätzchen, das verspielt um die Beine huschte. Angst vor dem Hund, der die Zähne fletschte. Angst vor dem Mensch, der die Atombombe zündete.

Brutal war die Welt. Unmenschlich, technisiert und bürokratisiert.

Entfremdet war die Welt.

Einsam.

Kalt und leer war die Welt.

Eine Hülle aus billigem Blech und innendrin der beginnende Rost.

……………………………….

80er Jahre
Deutschland, 1986
Der BRD ging es noch gut.. Schuldenprobleme in weiter Ferne, der dicke Kanzler an der Macht, die CDU in vollem Saft und die DDR war auch noch nicht wieder vereint. Kurzum: Ein Schlaraffenland.

Nur an den komischen Frisuren und Brillen merkt man, dass es die 80er Jahre sind. Okay und an der komischen Musik, den komischen Klamotten und den komischen – hm- Gesichtern?

Kurzum: GEILES LIED! 😉

Mind. genauso geilomat wie

Verdammt ich lieb dich!

Die 80er Jahre, als Männer noch weich und weiblich sein mussten durften.

Arm war die Welt. An Kultur, an Geist, an Höflichkeit, an Mut, an Entschlossenheit, an Tapferkeit, an Ideen, an Abwechslung, an Großzügigkeit, an Esprit, an Altruismus.

Arm war die Welt. Jeden Tag konnte man es aufs neue sehen.

Man musste nicht weit gehen, um das Kranke immer wieder aufs Neue zu spüren. Die Engstirnigkeit der anderen, ihre Ängste und Vorurteile eins zu eins in Worte und Taten gefasst.

Arm, so arm war die Welt.

Dennoch gab es zwischendrin immer mal wieder Hoffnung. Kleine Pflanzen, die aus dem ansonsten so monotonen Beton nach oben stießen und Chaos und Leben in den Einheitsbrei brachten.

Mutige Pflanzen, die keiner kannte und keiner mochte. Sie waren anders. Ungewohnt. Nicht katalogisierbar. Nicht einzuordnen. Alles was anders war, machte Angst.

So viel Angst hatte diese Welt.

Angst vor einer Mücke, die nur ein wenig spielen wollte. Angst vor dem Kätzchen, das verspielt um die Beine huschte. Angst vor dem Hund, der die Zähne fletschte. Angst vor dem Mensch, der die Atombombe zündete.

Brutal war die Welt. Unmenschlich, technisiert und bürokratisiert.

Entfremdet war die Welt.

Einsam.

Kalt und leer war die Welt.

Eine Hülle aus billigem Blech und innendrin der beginnende Rost.

Die politische Cocktailparty- Teil 2

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Ich raffe also mein Kleid zusammen und gehe diese verdammte Treppe nach unten. Der Alkohol ist mir schon etwas zu Kopf gestiegen und ich bin froh, als ich wieder festen Boden unter den hohen Schuhen habe. Zum Glück kann niemand die Flüche in meinem Kopf hören. „Wer hatte nur diese blöde Idee gehabt, hier hin zu gehen? Warum musste es unbedingt Journalistik sein?? Und warum gerade hier hin?“ Irgendwie muss ich die Veranstaltung hier besser aushalten.. Ich schaue mich um, ob ich noch was übersehen habe, ob es noch jemanden gibt, den ich mit meinem Charme belästigen könnte.

In einer anderen Ecke der riesigen und mehrgeschossigen Wohnung, die durch viele Raumteiler und meterhohe Bücherwände und allerlei Deko-Schnickschnack durchtrennt ist, sehe ich eine Gruppe eifrig diskutierender Menschen und beschließe, mir sie näher anzusehen. Ich angle mir vom vorbeiflitzenden Kellner noch schnell ein Glas grünlich-schimmerndes Etwas mit Zitrone, nicke ihm dankend zu und gehe mit kleinen Schritten- so gut es in dem Aufzug geht- schnell zu der Gruppe der zusammengestellten Sofas und Fernsehsessel. Es hat sich eine kleine Menschenmenge um die Diskutanten herum angesammelt und alle lauschen den Worten, die von da aus klingen.

Es sind sechs Personen. Eine Frau, die etwas jünger ist, sieht so aus, als ob sie die Runde leitet. Es gibt zwei ältere Herren, beide schon mit grauen Haaren und freundlich verschmitzt lächelnd. Aus ihren Augen spricht Lebenserfahrung und Weisheit. Ältere Männer sind mir immer auf Anhieb sympathisch, es gibt da nur wenige Ausnahmen. Klar, da gibt es auch die eklig-schleimigen, die blöde Witze über Frauen machen oder ständig aufschneiden wollen. Das wirkt auf Grund ihres Alters dann einfach unpassend, mir sind die intelligenten irgendwie lieber. Aus Intelligenz spricht auch Mitgefühl und die Frau in den Armen eines einfühlsamen Mannes… du merkst, wie deine Gedanken schon wieder abschweifen und vom stärker in den Adern pulsierenden Cocktail-Essenzen verfälscht wird. Aber gerade so, dass es noch angenehm ist. Du beschließt, diesen Level zu halten und schaust dir die anderen Figuren in der Runde an. Da sitzt noch ein pausbäckiger Mann, der etwas jünger als die anderen ist. Sein Gesichtsausdruck lässt sich nur schwer deuten. Er schwankt zwischen selbstbewusster Gelassenheit und strengem logischen Nachdenken. Von den Anwesenden ist er am wenigsten oft zu hören, stattdessen dringt nun die schrille Stimme einer mittelblonden Dame unangenehm an Dein Ohr. Sie ist eindeutig die Wortführerin in dieser Zusammenstellung. Es geht anscheinend um Feminismus, um Männer und Frauen, um Männer wie Strauss-Kahn und was sie sich alles rausnehmen dürfen und wie die Gesellschaft das zu interpretieren habe. Die Frau mit den blonden Haaren hat ihr Urteil schon längst getroffen und schmettert ihre Argumente wie ein Kasernenfeldwebel in die Runde. Da gibt es noch eine andere Frau, auch blond, aber irgendwie hübscher und zurückhaltender (das sind Eigenschaften, die sich oft ergänzen oder gegenseitig verstärken). Sie versucht, die aufgebrachte Wortführer-Dame mit ein paar Sätzen zu bremsen, aber die Feldwebel-Dame ist zu aufgeregt und in ihren Argumenten zu fest und unberirrbar. Dich verwirrt, dass sie so fest in ihren Aussagen ist und doch ständig selbstverliebt lächelt und grinst. Also ist sie sich doch bewusst, was sie sagt und macht sich einen Spaß daraus, in der Runde die Oberhand zu behalten? So sieht es aus, und die anderen in der Runde haben es schon längst aufgegeben, ihr Kontra zu bieten.

Du schaust, ob du was von dem Sinn der Wort begreifst, die dort diskutiert werden und ob es neben den nonverbalen Signalen auch Inhalte zu verwerten gibt.

Man redet z.B. über die amerikanische Gerichtsmentalität. Dass der IWF-Chef regelrecht vorgeführt wurde und dass es seinen Ruf jetzt schon ruiniert hätte. „Eine Verschwörung“ meinen die einen, das ist einfach zu eindeutig, galt er doch als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat für Frankreich und als mögliche Ablösung für den derzeit sehr unbeliebten Sarkozy. Ach, dagegen spricht doch, dass er schon soviele Vorgeschichten gehabt hat, die Menschen haben es doch gewusst! Das ist der eigentliche Skandal. Die mitteblonde Frau redet sich wieder in Rage. Das Machtgefälle hat ihn angemacht, die Ausübung sexueller Gewalt! Alle die sich das anhören, schweigen betroffen. So sehr sie auch ihren Mund bemüht, so sehr hat sie in diesem Punkt recht. Und warum haben berühmte Ehefrauen in solchen Fällen immer zu ihren Männern gehalten? Hm, auch darauf hat niemand eine einfache Antwort.

Aber darf und soll man nicht noch eine Unschuldsvermutung gelten lassen, wäre es zumindest nicht vom Gesichtspunkt der Menschenrechte aus angebracht? Natürlich, natürlich- eigentlich ist man sich da einig. Die amerikanischen Gerichte können gerne 75 Jahre Haft verordnen, das geht uns ja gar nichts an (dieses Argument des Juristen teile ich nur schwer, denn Gerechtigkeit sollte an nationalen Grenzen keinen Halt machen, sondern auch immer universal interpretiert werden dürfen)… aber die Frage ist, ob wir den noch nicht zur Schuld verurteilten Menschen schon jetzt mit unseren Augen zu Schuld verurteilen?

Das ist eine hoch moralische Frage und hier springt die Wortführerin wieder mit beiden Beinen in die Bresche. Aber, wenn wir nun behaupten, dass es die Frau ist, die ihn verführt hat und vielleicht Teil einer Verschwörungskampagne ist.. dann wäre das doch wieder einseitig. Mir scheint, für sie existiert nur eine einzige Perspektive: Dass der Mann in jedem Fall schuldig ist. Mir scheint, sie interessiert eine mögliche Unschuld oder eine andere Heran-und Erklärungsweise der Situation gar nicht. Nun ja, sie muss es wissen, berichtet sie doch auch in ihrem Land… und dann noch für eine bekannte, nicht gerade als vorurteilsfrei geltende Zeitung…

Die Runde beginnt mir unangenehm zu werden. Was ich bei anderen Grüppchen schon im Ansatz beobachtet habe, ist hier noch stärker, dass muss an den Fernsehkameras und dem grellen Licht liegen, das auf diese Sofas scheint. Jetzt merke ich auch langsam, wie mir immer wärmer und ein wenig schwindlig wird. Ich habe doch zu wenig gegessen.

Nach ein paar Minuten ist die Konzentration weg und ich wende mich ab und gehe zur großen Außenterrasse, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Die Stimmung hier ist herrlich, die Geräusche von der großen Stadt dringen nur ganz leise und als angenehme Geräuschkulisse an mein Ohr. Es weht ein leichter Wind und die Luft riecht nach Sommer und Leben. Sie wird vom Parfüm und Körperdüften der anderen wenigen Gäste durchmischt, die hier einzeln in Vierer- oder Fünfer Grüppchen zusammenstehen und ab und zu dir rüberschauen.

Du beobachtest die Skyline und guckst dir die verschiedenen Marken und Schriftzüge an, die auf der Spitze der Hochhäuser angebracht sind. Die meisten kennst du, es sind wohl nur große Firmen, die sich so ein Logo leisten können. In vielen Büros sitzen noch Menschen, manchmal kannst du erkennen, wie sie vom Schreibtisch aufstehen und zum Kopierer gehen. Unter Dir fliegt gerade ein Helikopter vorbei.

Als er vorbeigeflogen ist, merkst du ein leises Brummes aus Deiner Handtasche, eine neue SMS ist eingetroffen. „Komme nun doch. Bist du um 21 Uhr noch da? Würde mich freuen. Gruß. H.“

In dem Moment fängt dein Herz an wild an zu pochen. Du würdest das gerne unterdrücken, aber es geht nicht. Es ist, als ob die ganze Anspannung auf einmal in dir gelöst wird. Plötzlich bekommst du gute Laune und die ganze Szenerie und die Menschen scheinen wie in einem anderen Filter, freundlich gefärbt. Deine Kiefernmuskeln entspannen sich plötzlich und du merkst, wie der Druck aus den Schultern weicht. „Endlich.“, seufzt du innerlich. Manchmal muss man doch ein wenig hoffen.

Munter und fröhlich gehst du wieder in die Höhle der anwesenden Party-Gäste.
Da kommt Dir dieser FDP-Mann entgegen, den du schon fast vergessen hattest. „Ah hier sind sie! Ich habe sie schon gesucht, weil ich noch ein paar Fragen habe.“ kommt er einnehmend auf dich zu. Zu spät. Jetzt kannst du nicht mehr ausweichen. „Wollen sie ein wenig plaudern? Ich wollte mal ihre Meinung zur letzten Wahl in Bremen hören.“

„Na gut, das können wir gerne machen“. Du schnappst dir den Anzugmenschen und verwickelst ihn in eine angeregte Diskussion. „Bis 21 Uhr“, denkst du dir, „ist es ja auch nicht mehr so lang.“

Neulich auf der Politik-Party

Passender Song „ATB- Trilogie Part 2

Politik macht mich müde in diesen Tagen. Es kommt mir oft vor wie eine langweilige Cocktail-Party mit Kollegen, die man alle schon gut kennt und von denen man nichts Neues erwartet. Und dieser eine Mensch, der einem so wichtig ist, auf den man schon Stunden gewartet hat, der doch per SMS versprochen hatte, zu kommen, kam dann doch nicht. Etwas enttäuscht steckst du das neue Handy wieder in deine silber-glitzernde Handtasche, die an einem feinen Band über deiner Schulter hängt.

So steht man nun am Rande, in der Welt der Politik-Schaffenden und Diskutierenden und hört sich die stets gleichen Argumente an, lauscht mehr gelangweilt als gefesselt auf ihre Ansichten, schlürft den Cocktail bis zum letzten Eiswürfel aus, so dass sich die Leute ob der seltsamen Rüssel-Geräusche schon umdrehen und dich fragend anschauen. „Es ist alles okay“ signalisierst du ihnen mit einem non-verbalen Gesichtsausdruck und lächelst etwas verschämt. „Es ist alles okay, aber das Zeug ist einfach zu lecker“. Überhaupt, die Cocktails sind das beste an der ganzen Veranstaltung hier.

Was gab es da noch auf dieser beliebten und doch langweiligen Politik-Party? Ich gehe zur Welt der Banker und höre die Geschichte von einem Mann, dem die Macht zu Kopf gestiegen ist und der sich sexuell nicht ganz im Griff hatte. Gääähn. „Der Mann ist halt der Böse“ sagen die einen (die Frauen hauptsächlich) die anderen machen Witze über sexuelle Potenz und solche Dinge (die Männer hauptsächlich). Viel unqualifizierte Meinungen, viel oberflächliches und „Lustiges“. Aber ist eine Vergewaltigung, wenn sie denn stattgefunden hat, was ich als Außenstehende gar nicht beurteilen kann oder will- denn etwas „Lustiges“? Ich hole mir lieber noch ein belegtes Brötchen.

Ganz bestimmt nicht. Während ich auf dem etwas trockenen Brötchen herumkaue, schaue ich mir die Wohnung an. Groß ist sie, einladend, mit einem riesigen Balkon. Am Ende des Balkons kann man über die Hochhäuser und Skyline der Großstadt schauen. Die Sonne geht gerade runter und taucht die Szenerie in ein orangefarbenes Licht. Auf dem Balkon stehen teure und große Kübelpflanzen. Ganz bestimmt war das hier nicht billig, ganz bestimmt nicht.

Die Situation ist freilich grotesk, noch grotesker dass „die Mächtigen“ sich freikaufen und loslösen können und über der Masse der Schuldigen stehen. Also verändert Geld doch die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit kann man sich kaufen. Das klingt ja fast wie in einem schlechten John Grisham- Roman. Jetzt fehlt nur noch die Verschwörungstheorie..

Am anderen Ende der luxuriösen Penthouse-Wohnung stehen ein paar junge Mittdreißiger zusammen. Sie erinnern dich rein äußerlich an die Physik- und Mathestudenten, mit denen du auf der Uni so gut konntest. Du mochtest ihre geradlinige Art, das steife- unemotionale und logische, auch wenn sie dadurch bei den etwas hipperen Leuten als uncool galten. Alle mit Anzug und Krawatte. Alle in schwarz, alle männlich und alle mit diesem aufgeweckten, aber doch kalten „ich hab BWL oder Jura studiert“-Blick. Sie stehen etwas alleine da und wirken isoliert. Die anderen Gäste, vor allem die Frauen stehen bei den Männern mit Dreitagebart und den lustigeren, bunten Klamotten. Die, die Witze machen und scherzen und über Atomkraftwerke lästern.

Naja, ein paar von den Männern in den Anzügen sehen ganz nett aus, also stelle ich mich kurz und unverbindlich dazu. „Neu hier?“ spricht mich einer von ihnen an. Er sieht gar nicht schlecht aus. An seinem Handgelenk schimmert eine teure Armbanduhr durch. Geld scheint er zu haben, aber ist er auch nett? Ich denke an das Fernsehprogramm der letzten Tage. Habe ich ihn da nicht auch gesehen?

Der FDP-Parteitag wurde in etlichen Satire-Sendungen durchgekaut und veräppelt und bestätigt somit den Eindruck, der sich auch bei mir aufgedrängt hatte. Ob bei „Extra 3“ der „Heute Show“ oder „Harald Schmidt“ auf die FDP schlagen sie alle immer gerne ein.

„Ja, ich bin neu hier. Ich bin eine Journalistin und soll über diese Party berichten. Außerdem wollte ich jemand treffen, der kam leider nicht und jetzt, naja vertreibe ich mir die Zeit so gut es geht“ Du lächelst etwas unbeholfen.

Aber löst das Probleme? Verändert das die Welt? Verändere ich die Welt? So gerne ich auch lache und mit einstimme, was verändert die Satire eigentlich an der Welt und an der Politik? Du denkst über die Sendung nach und wie sie sich mal wieder lustig gemacht haben.

„Achja, dann weiß ich wer sie sind.“ der Mann scheint dich zu kennen, was dich erstaunt.

Verstärkt sie nicht oft unsere Resignation oder löst sie sich am Ende auf? Wenn wir genug gelacht und uns auf die Oberschenkel geklopft haben, werden wir dann wieder FDP wählen? Oder dann, nie wieder?

Er sieht ja eigentlich ganz nett aus. Und jetzt, wie er dich in ein Gespräch verwickelt, so höflich und charmant, ja, was ist an diesem Mann schlecht? Schnell bestelle ich mir einen weiteren Cocktail. Ich hoffe, dass der Alkohol bald meine Unsicherheit wegspült. So sehe ich es auch versuche mich zu kontrollieren, mein Gesicht fühlt sich so angespannt an. Ständig dieses Lächeln- Müssen, meine Kiefermuskeln fühlen sich schon ganz hart an.

Werden wir wieder mehr Lust auf Politik haben oder sie noch gräßlicher und abartiger finden? Werden wir sie verstehen und unser Urteil neu bilden können? Werden wir uns einfach nur die Zeit mit Witzen vertreiben?

„Ich muss dann mal weiter“ sagst du zu dem hübschen Mann im Anzug. „Ich wollte noch ein paar Leute begrüßen“
Leute begrüßen. Besser konntest du es nicht formulieren. Der Mann scheint etwas enttäuscht, daher lächelst du ihm zum Schluss an und gibst ihm das Gefühl, dass es noch nicht ganz verloren ist mit der FDP.

Du gehst die schmale Wendel-Treppe hoch und hörst schon vom Weiten das Lachen und Gröhlen der hier anwesenden Gäste.

Hier bin ich versehentlich auf eine Mario Barth Sendung gerutscht. Hier sitzt also die Masse, das Stadion ist voll. Ach ja Witze über Frauen und Männer, die gehen immer gut. Da können wir unsere Klischees verstärken, brauchen sie nicht zu ändern. Ist ja auch viel leichter und einfacher. „Die Männer“ und „Die Frauen“ und.. „Die Dazwischen“ (über die lacht man nicht, über die runzelt man nur die Stirn oder schweigt betroffen).

Ich drehe mich lieber um und spreche niemanden an. Hier interessiert mich keiner. Mit den hohen Schuhen versuche ich die schmale Treppe nach unten zu gehen, das lange Kleid rutscht mir immer wieder über die Füße und ich hoffe, dass ich nicht über meine eigenen Argumente stolpern werde.

Das nächste Mal ziehe ich wieder eine Jeans an.

Vielleicht. Ach, ganz bestimmt!

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Vier und eine Geschichte

über das Schreiben

Das Schreiben klappt in der letzten Zeit wieder besser und allein in den letzten Tagen habe ich mir ca. vier mittelgute Geschichten ausgedacht und sie einfach so „runtergeschrieben“. Nur bei der Veröffentlichung, da schrecke ich noch etwas zurück, es klappt in der letzten Zeit nicht mehr so einfach wie früher. „Zu privat“ denke ich mir oder „da ist zuviel von mir drin“. Dazu kommt die Selbstentblößung vor einem Publikum, die mental sehr anstrengend sein kann, wenn man sich nicht 100- Prozentig sicher ist und die Texte einiges an persönlichen Gefühlen enthalten.

Und wer ist sich schon immer 100- Prozentig sicher? Bei einem wackeligen Projekt wie einem „Kunstprojekt“ oder so etwas flüchtigem wie reinen Gedanken und in Text gegossenen Emotionen kann man das nur schwer vorhersagen. Manchmal verflüssigen sie sich im Anschluss und werden wieder heiß, nass oder eisig-kalt… im Austausch mit anderen leben die Gefühle, und wenn man sie für sich behält, werden sie starr. Wenn man sie austauscht, kann man verletzt, angegriffen und kritisiert werden- wenn man sie für sich behält nicht. Wenn man die Texte veröffentlicht, braucht und erhält man dadurch automatisch eine innere Stärke.

So oft habe ich es mit dem Blog erlebt, dass ich mich beim Schreiben frei gefühlt habe und dann ein paar Stunden hinterher nochmal über die Texte nachgedacht und die Veröffentlichung dann bereut habe. Wenn ich ehrlich bin, ist das eher die Regel als die Ausnahme. Wirklich authentisch und „ehrlich“ zu sich selbst gegenüber Texte zu produzieren, erschafft auf der einen Seite lesenswerte Texte und gute Kunst, wie immer man sie auch definieren mag. Die authentischen Gefühle eines in eins-zu-eins abgebildeten Seelendiagramms ist durch eine konstruierte Geschichte kaum zu ersetzen.

„Vier und eine Geschichte“ weiterlesen

Liebe, in kühle Worte gemeißelt

Nun, was ist in der letzten Zeit passiert, worüber ich im Blog schreiben könnte? Meistens schreibe ich nur, wenn ich nichts erlebt habe, aus Langeweile vielleicht oder weil ich das Bedürfnis habe, mich selbst zu klären, meinen „Ballast“ zu sortieren. Das Blog ist für mich schlecht geeignet, wenn ich damit Geld verdienen möchte oder Macht und Einfluss erlangen will. Es klappt einfach nicht. Nie hat es geklappt und doch habe ich es (und die Webseite) schon so lange. Es muss also einen Sinn geben, ein Dahinter, was mehr Bedeutung hat, als das vordergründige, mechanische, Kommerzielle.

Das Blog ist für mich Entspannung, Hobby, Abendgestaltung. Manchmal ist es Ventil, Spiegelbild und Projektion für meine Wünsche zugleich.

Echo, wenn Kommentare kommen, Selbstbewusstsein, wenn ich verlinkt werde, Soziales, wenn sich Freundschaften und Kontakte ergeben.

Es ist genau das, nur das und genau diesen Sinn erfüllt es gut, alles andere nicht. So wie Gold eben Gold ist und nicht zu Eisen wird und Holz zum Möbel bauen geeignet ist und Papier besser zum Schreiben. So ist das Blog eben zum „Sinnieren“ gedacht, zum Erfinden, zum sich befreien, zum Leute kennen lernen.

Oder es ist Düsternis und Einsamkeit, wenn ich keine Lust auf neue Artikel habe. Das schätzen, was man hat, was man erreicht hat -ohne mehr zu wollen, das ist auch eine Kunst!

Tagsüber geht es schnell her, Menschen rennen aufgeregt hin und her, Geld wird über Ecken und Stationen gereicht und verschoben, nichts steht still. Der Tag rast.

Das Blog hingegen ruht, das Schreiben ruht, Es ist einfach gut, so wie es ist! Man feilt ein wenig an den Textstücken herum, wie ein Künstler an seine Skulptur, nie ist es fertig, immer kann man noch was ergänzen. Wie ein Diamant verändert es seine Farbe, funkelt und strahlt, ist nie gleich! Und es ist so abhängig vom Licht, in dem man lebt. Heute schon die Rollläden hochgezogen??

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Nun, wenn jetzt jemand neben mir sitzen würde, was würde ich erzählen? Ich würde sagen „setz dich, willst du vielleicht was zu trinken, einen Tee oder ein Glas Wein?“.. und ich würde sagen „Probiere doch mal von den Paranüssen, die schmecken sehr gut und machen garantiert nicht paranoid… obwohl… wenn ich so nachdenke… Und die Schokolade kann ich dir auch sehr empfehlen, sehr lecker und so günstig! Nur 33 Cent pro Block, na ist das nichts?

Und ich würde die Musik vorspielen, die ich gerade höre, während ich in meiner eigenen Glückseeligkeit und Ausgeglichenheit lebe. Cafe del Mar tröpfelt aus den Boxen, das Licht ist schummrig, das Zimmer warm… hier ist es warm, die anderen Zimmer sind kalt und unbewohnt… ach ja…

Und, was war bei dir so los? Ich würde fragen und zuhören und mich an deinen Augen erfreuen. Deine Hand halten, deiner Mimik zuschauen, sie bewundern und über dein Haar streichen. Ich würde mich langsam an dich schmiegen, langsam, aber ganz bewusst und dann- mit einmal! – ganz entschlossen deinen Oberkörper packen und ihn zu mir ziehen, dir meine Liebe zum Ausdruck geben und so fest, wie ich nur könnte…

achja…

Und du würdest unangenehm berührt sein, verlegen wegblicken und die Hand von dir schieben und sagen „ach lass mich..“ oder du würdest was dummes sagen und logisch werden und ich würde lachen und mir denken „wie dumm kann man sein, jetzt mit Logik zu antworten!“…

dann wäre uns irgendwann langweilig, wir würden den computer ausmachen und miteinander reden. minutenlang, stundenlang, die Stunden würde verstreichen, wie wären frei, die Zeit spielte keine Rolle mehr, wie hätten sie überwunden, würden reden und reden.. und irgendwann würden wir schweigen, weil nichts mehr zu sagen wäre.. und „Hoppla, die Sonne geht draußen schon auf! Wie spät ist es denn??“ und dann würden wir einschlafen… sehr tief und fest und einfach versinken.

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