Sag „Jein“

Die Verlorenheit der Worte und ein Fünkchen Hoffnung

Und ich schaue in dein leeres Gesicht. In deine kalten, von Tränen durchtränkten Augen. Ich sehe Angst, soviel Angst. Wo ist dein Mut geblieben? Wo ist die strahlende Person, die ich einmal kennen gelernt hatte? Dein Lachen, ich vermisse es. Deine Nähe, sie fehlt mir. Deine Gedanken, deine Worte, meine Welt ist nichts ohne sie. Wie du einst so fest im Leben standest, hat mir imponiert. Aber es soll es am Ende nur eine Folge von mir selbst gewesen sein? Wo ist die Person, die du damals warst? Die, die die Welt aus den Angeln gehoben hat? Die mutig, stark und selbstbewusst war? Hast du deswegen den Weg gemacht? Um jetzt ein einsames und dunkles Schicksal aus Angst zu leben?

Denkst du überhaupt noch? Lebst du noch? Oder folgst du nur einem dunklen Plan- so wie damals schon? Was willst du? Was möchtest du? Wer bist du?

So wie ich jetzt über deinem offenen Sarg stehe und die lebende Person in leichenblasser Starre betrachte, so erscheint mir dein Wesen: Du betest den Tod an. Du hast alles abgeschnitten, dich verkrochen. Du möchtest die Seite in dir, die dir einst Kraft und Mut gegeben hat, einfach vergessen. Du kannst sie nicht wegwerfen, es bist du! Wenn du diese Seite erhalten willst, nach der du dich sehnst, musst du einen Kompromiss gehen; Wenn du schwarz möchtest, musst du weiß zulassen, wenn du weiß möchtest, auch das schwarz akzeptieren. Der Mensch ist grau. Du aber bist schwarz. Das ist nicht gut.

Du verschlingst Energie wie ein Strudel. Du bist negativ. Deine Gedanken beschränken sich darauf, schlecht zu reden, zu negieren, zu zerspalten und zu töten. Du gibst kein Leben. Bist tote Materie, bist ein Ding geworden. Wolltest du das? War das dein Ziel?

Warum hast du die Mühen auf dich genommen- nur um so tot und unwichtig zu enden? Erregt es dich? Erregt dich die Unfähigkeit anderer, die Stummheit, die Tristesse mit denen du deine Welt durchziehst und ertränkst?

Nein, ich schweige nicht. Mich wirst du nie zum Schweigen bringen! Je mehr du schweigst, desto mehr werde ich reden. Und wenn ich dich zum reden bringen will, dann muss ich schweigen. Wenn wir aber beide schweigen- dann haben wir auch beide verloren!

Also komm raus! Raff dich zusammen! Überwinde deinen Stolz, deine Gier, deine Eifersucht. Erlöse dich selbst aus den Qualen, öffne deine Sinne, sei ehrlich zu dir selbst. Wage einen Schritt. Akzeptiere das Verrückte, das Ausgeflippte, deine dunkle Seite. Gib ihr Kraft, gib ihr Worte und lass sie endlich raus.

Sei ein Freak. Sei ein Zwischending.

Die Extremheit deiner Gedanken, die dich einst zerrissen hat. Lass sie wieder zu. Kitte die Wunde, leb die Wunde, dann wird sie verschwinden.

Sag nicht ja, und auch nicht nein. Sag jein.