Dieser Abend

Dieser Abend mit Dir, er war so ganz besonders.
Die Luft vibrierte, alles leuchtete und die Energie zwischen uns war magisch.

Wir verstanden uns plötzlich ohne Worte. Ohne dass Du mich auch nur anschautest, wusste ich sofort, was Du denkst und was Du als nächstes sagen würdest. Es war mir so völlig klar, als ob wir schon seit 20 Jahren eine Beziehung gehabt hätten.

Du warst so voller Energie, das ganze Leben sprudelte nur so aus Dir heraus und ich fragte mich, wer oder was Dir eigentlich diese überschäumende Energie verlieh und ich wagte nicht daran zu denken, dass vielleicht ich der Auslöser sein könnte…

Und dann macht es – päng – und du gingst in die eine Richtung und ich in die andere. Aber jeder Abschied wurde jetzt schmerzvoller und schwieriger. Bei jedem Kuss in dein schönes Gesicht, mit jedem Schnuppern an deinem Haar und deiner reinen Haut war mir klar, dass ich es eines Tages nicht mehr schaffen würde, dich so einfach zu verabschieden, wie man eine entfernte Cousine zum Bahnhof bringt.

Überhaupt die Zeit! Wenn ich mit Dir zusammen war, hörte sie scheinbar auf zu existieren. Dein Wesen verschlang mich mit Haut und Haar, ich konnte nichts anderes tun, als Dir zu zuhören und in deine lebendigen Augen zu schauen. Ich nahm mich selbst überhaupt nicht mehr war. Ich war jetzt Du und Du warst ich. Die Zeit spielte keine Rolle. Wie ein riesiges Feuerwerk aus Farben und Formen waren unsere Begegnungen. Voller Licht, voller Liebe und dahinter öffnete sich so langsam ein kalter Spalt aus Dunkelheit.

Die Schmerzen in deinem Rücken, sie kamen immer dann, wenn sich eine Trennung anbahnte.

Und mit ihnen kamen meine Selbstzweifel, der Selbsthass und die Depression.

Der leuchtende Stern

passend dazu ( more from this artist )

Wortlos. Das Raum- Zeit Kontinuum streicht an mir vorbei. Mein Raumschiff ist schnell, ich bin es nicht. Ich sitze nur hier und lasse die Eindrücke auf mich einprasseln. Verstehen tue ich es nicht. Fühle mich seltsam stumm, emotionslos und taub. Wenn da nicht mein Ko-Pilot wäre, der mir die Handlungsanweisungen leise vorflüstern würde, würde ich selten dämlich aussehen, auf dem Gebiet der menschlichen Sterne-Navigation bin ich halt noch ein Laie. Und sitze dennoch im Chefsessel, hab den Steuerknüppel in der Hand und die Füße am Warp-Antrieb. Habe den Körper, den Mund, die Sinne dafür, kann das aber alles nicht in Einklang bringen. Finde kein einheitliches Konzept- Blockade im Kopf, noch nichtmal das Sprechen gelingt.

Das Weltall- ich hab es doch schon längst gesehen. Es ist halt groß. Aber was ist mit der Sonne, den kleinen Sternen in der Nischen-Galaxie? Die, die so hell leuchten auf ihre Weise. Und dieser eine, den ich anstarre und zwanghaft eine Kontur erkennen möchte, aber der immer kleiner wird, je mehr ich ihn jagen und fangen möchte? Ist er eine Illusion oder echt? Ein Blick auf die Instrumente vertreibt nicht die Zweifel über die Datenflut. Nun ich bin mir manchmal nicht sicher, ob es vielleicht nur mein Schatten ist. Mein Spiegelbild auf den Instrumenten. Bewegt er sich, wenn ich mich bewege?

Der Stern schwebt jetzt neben mir und ich fühle es kaum. Müsste mich eigentlich innerlich erschüttert fühlen, aber da ist nix. Zuviel Masse, die zuviel Energie braucht, um ins Schwingen zu geraten! Homöopathische Dosen schmecke ich schon längst nicht mehr. Die Geschmacksknospen sind verkümmert, die Zunge sehnt sich nach Fast Food, nach einfachen Einheiten, nach Dingen, die ich verstehen und runterschlingen kann. Schwarz-Weiß, das ist einfach, das ist gut zu verstehen.

Der Duft der Freiheit, in der nächsten Galaxie, er war zum Greifen nah, aber meine Nase ist verstopft. Die Freiheit ist an mir vorbeigeströmt, meine Chance ist vertan. 400 Jahre sind eine lange Zeit. Wann kommt der Komet mal wieder in der Milchstraße vorbei? Werde ich ihn je wiedersehen oder wird er vorher verglühen? Vielleicht sich selbst in Asche auflösen? Und als Asche in alle Winde verstreut werden? Menschliches Schicksal. Keine Schablone, die auf göttliche Dinge passt.

Nun, auf einen Augenblick lange zu warten ist eine tragische Angelegenheit. Ihn dann nicht zu nutzen, wenn er endlich da ist, noch viel tragischer. Das Zeitfenster für den vorbeihuschenden Kometen ist klein. Und meine Hände viel zu plump. Ich kann ja noch nichtmal mich selbst be-greifen!

Ich sollte das Raumschiff wieder auf Autopilot stellen. Mich berieseln, einlullen und einschläfern lassen.