Oh Schreck- das Geld ist weg

Finanzkrise- was soll man sagen?

Etwas fassungslos und auch ratlos sehe ich abends die Nachrichten, lese tagsüber die Meldungen, die über den Ticker reinkommen, lese immer wieder die Meinungen von Experten darüber und was bleibt- das Gefühl, nicht wirklich viel tun zu können. Im Fernsehen wird viel darüber diskutiert und mal wieder gibt es kein anderes Thema- als Geld.

So wie die Menschen ständig darüber reden, so ist diese Krise (in meinen Augen) auch entstanden. Das Geld wurde überbewertet. Dies ist ein psychologischer Effekt. Ein Experte in einer Talkrunde sagte z.B. dass sich unser weltweites Geldaufkommen im Vergleich zu den realen Wirtschaftsleistungen über Gebühr vermehrt hat. Durch bestimmte Mechanismen wird das Geld künstlich aufgebläht. Es ist eine Folge der Gier und des verantwortlungslosen Handelns von Einzelnen- und somit auch wieder eine Folge des Zeitgeistes und der menschlichen Schwächen. So wie jemand ins Casino geht und das Geld verzockt, so denke ich, haben die Banker unser Geld verzockt. Und da wir aber alle so sehr von ihnen abhängig sind, wird jetzt eilig das Geld nachgeschoben, die 500 Milliarden werden es schon richten!

Dieser Schritt kam zu schnell. Der pädagogische Lerneffekt tritt nicht ein, schon sieht man wieder Menschen an der Börse, die sich freudig umarmen und alle denken- ach so schlimm war es doch nicht! Man weiß, wie es bei Kindern ist und bei Bankern wird es nicht anders sein- sie werden wieder so weitermachen.

Auf Welt.de gibt es eine schöne Bilderserie, die erklärt, was man mit dem Geld hätte noch machen können. Interessant finde ich hierbei, dass die Geldmenge ungefähr das 1,5 fache ist, was unser Staat überhaupt in einem Jahr ausgeben kann. Das wäre also so, als ob man sein gesamtes Jahres-Nettogehalt mit einem Schlag für etwas ausgibt, was andere falsch gemacht haben. Und die Geldmenge, die die USA ausgibt, ist nicht viel größer (ca. 700 Milliarden), obwohl hier die Krise ihren Lauf genommen hat und dort die Verantwortlichen sitzen.

Die Frage ist und bleibt: Warum sollen die deutschen Steuerzahler jetzt für etwas gerade stehen, was andere Menschen verbockt haben und wo jahrelang immer „Gürtel enger schnallen“ gepredigt wurde? Das ist die Kernthematik an der Sache und es zeigt auch, warum viele Menschen das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft verloren haben und auch weiterhin verlieren werden. Wenn es unserer Wirtschaft schlechter geht, werden wir alle darunter leiden: Rezession, Arbeitslosigkeit, Inflation, noch teurere Energie. Das Geld, was der Staat jetzt so voreilig verpulvert wird er im entscheidenen Fall nicht mehr haben, wenn noch andere Menschen unter der Krise leiden werden. Die Banken behalten ihre Macht und der kleine Mann zahlt die Zeche. Die sozial schwachen Schichten trift es als Erstes, aber hier braucht man immer Jahrhunderte, bis man bereit ist, zwei oder drei €uro mehr auszuzahlen.

Nimmt man die andere Position ein, sieht es auch nicht viel besser aus. Ohne Banken funktioniert es nun mal nicht. Sie geben die Kredite und auch kleine Familienunternehmen (Mittelstand) bekommen so ihr Geld und bleiben wirtschafts- und zahlungsfähig. Wenn den Verbrauchern ihre Einlagen garantiert werden, dann ist das eine gute Sache.

Am Ende ist diese Krise etwas, was von der Gier verschuldet wurde, jetzt voreilig von anderen zugestopft wird und uns alle mit Verzögerung überrollen wird- ob wir wollen oder nicht.

Die notwendigen Korrekturen an der sozialen Marktwirschaft, die eigentlichen Probleme der Ungleichheit (der Geld-Verteilung) und das Bekämpfen der ausufernden Geld-Gier werden nicht gelöst. Solange diese Schritte nicht unternommen werden, bleibt die Gefahr eines Rückfalls und einer Verschlechterung der Lage stets präsent.

Herbstgedanken

Herbst- surreal

Die Nebelwalze drückt sich über das vertrocknete Land. Die Bäume wiegen sich im leichten Hebstwind, die kalte Luft schnürt mir den Atem zu. Ich gehe, nein ich laufe, dem Horizont entgegen, hinter mir verschwindet das Land.. Da vorne ist kein Ziel und das hinter mir habe ich vergessen. Es duftet würzig, verheißungsvoll nach Früchten und Ernte. Und doch schauen mich tote Pflanzen an und werden zerfressen von den Mikroben. Die Welt ist mal wieder im Wandel- und ich – bin mittendrin!

Ich möchte den Sommer halten, doch er ist schon längst gegangen. Bilder- bleiben als Erinnerung.

Und so wie ich auch schreie und mich daran halte, so muss ich es doch lassen und zur Gewissheit werden lassen.

Herbst- surreal

Herbst- surreal

Gleichheit

Immer wenn ich über Geschlechter schreibe, stoße ich auf die gleichen Probleme: Einmal ist die da die Zweiteilung, also der Versuch und auch der Zwang, alles in zwei Welten einzuteilen. Geschlecht bedeutet eben Zweiteilung, allein die Sprache zwingt uns schon dazu. Wenn dann noch moderne Forschungen und der Zeitgeist dazu kommen, mag es kaum Platz geben für Vorstellungen der „Gleichheit“ und „Gleichwertigkeit“. Zementierte Rollenvorstellungen nagen an unserem Unterbewussten und zwingen uns dazu, Handlungen zu vollziehen, die Scheinbar mit unserem „Auftrag“ in einem bestimmten Geschlecht im Einklang sind. Ich denke da ganz frei und persönlich: Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ihr eigenes Geschlecht zu hinterfragen und die soziale Geschlechtsrolle als etwas zu sehen, was durchaus fiktiv und virtuell sein könnte.

„Gleichheit“ weiterlesen

Wasser und Öl

Neulich im Internet: Eine Diskussion wird gestartet. Interessante Themen liegen auf dem Tisch. Eine Person wirft etwas in die Runde, zusammenhangloses sinnloses Zeug, das nicht dazu passt. Niemand geht auf sie ein. Die Diskussion geht weiter, Argumente werden ausgetauscht. Die Person wirft wieder etwas in den Raum, wieder reagiert niemand, die eigentliche Unterhaltung der anderen geht weiter. Sie wird gnadenlos geschnitten und ignoriert. So geht das Ganze ein paar Mal, schöne klinisch reine Worthülsen, die zusammenhangslos nebeneinander stehen und letztendlich nichts aussagen.
Ich finde das irgendwie ein stärkeres Sinnbild für die Gesellschaft, als alles andere, was ich in der kurzen Zeit in diesem Forum gelesen habe- das sich angeblich mit der Gesellschaft und deren Probleme beschäftigt.

So augenscheinlich (und so unbeabsichtigt) wie dort kann man es nicht formulieren: Menschen, die nicht gehört werden, sich in einen Wahn steigern, aggressiv und ungeduldig werden, keine Liebe und keine Aufmerksamkeit bekommen. Sie schimpfen und toben und werden regelrecht krank davon. Man merkt ihnen die Verzweiflung an und doch tut keiner etwas, fühlt sich niemand verantwortlich.
Das ganze Internet ist voll mit diesen unglücklichen Menschen, die eine miese Stimmung verbreiten und mal mehr und mal weniger krank wirken. Ist euch das auch schon mal aufgefallen? Oder liegt es an mir, hab ich einen selektiven Blick für so was??

Es gibt ja auch viele gute Gespräche, die normal verlaufen, wo man sich einander zuhört und aufeinander eingeht. Aber gerade wenn es um Politik oder gesellschaftliche Themen geht und die Foren sehr groß sind, wimmelt es nur von Leuten, die sich ihren Frust abladen und irgendwie Hilfe erwarten, wo es nie Hilfe geben wird. Und verändern tun sie auch nichts! Wen juckt es schon, wenn eine unbekannte Privatperson verzweifelt ist? Niemand. Das ist wirklich sehr traurig. Es ist für mich ein Indikator für die eigentliche Stimmung der „Massen“.

Ich glaube, die einzige Möglichkeit ist dann, sich einzuschalten und zu versuchen, sich irgendwie für diese Person und deren Gedanken einzusetzen und wenn sie noch so abstrus und weit hergeholt sind.

Natürlich kann niemand erwarten, Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Internet ist eigentlich der schlechteste Weg dafür. Selbst wenn es nette Worte sind, sind es nur Worte aus Buchstaben, aus vielleicht eilig dahin getippten Tastendrücken. Ist das echte Liebe?

Und warum geht man doch so oft ins Netz und denkt, Liebe oder Zuwendung zu bekommen- wenn man eigentlich weiß, dass es sie hier eher selten geben wird?

Von der Sprache zur Liebe

Sprache ist wie Metall. Die einen nehmen es für ein Skalpell und trennen die guten von den schlechten Gedanken. Die anderen wiederum rechnen damit, formen Scheiben daraus oder legen sie auf die Waagschale und messen das Gewicht. Die anderen horten die Sprache sorgsam wie einen Schatz und verschenken nur selten ein Wort.
Manche Menschen formen aus dem Rohstoff Projektile, Waffen, Panzer und Stacheldraht.

Andere wiederum formen ein Fundament und ziehen einen verlässlichen Träger in das gesamte Bauwerk ein.

Genauso wie Metall ist die Sprache vielseitig einsetzbar und das erzielte Ergebnis hängt letztendlich vom Menschen und dessen Motivation ab.

Gute Absichten erfordern „gute Werkzeuge“ und formen gute Ergebnisse, schlechte machen das Gegenteil. Am Anfang ist der Gedanke, die Stimmung, die Laune, die Motivation. Aus diesem kleinsten Impuls, der Initialzündung, die ein rein gedankliches Produkt ist, werden mit der Zeit Taten und real messbare Ergebnisse. Man kann also grundsätzlich nicht sagen, dass dies zwei künstlich voneinander getrennte Welten wären. Die Gedanken und die stoffliche Realität hängen eng miteinander zusammen und insbesondere sehr eng mit der Moral und der Einstellung des Menschen.
Dies wiederum zeigt, wie wichtig gute Gespräche, menschliche Nähe und eine gute Erziehung von Kindern (und Erwachsenen) ist. Bildung ist kein abgeschlossenes, erreichbares Gut, wie uns künstliche Bildungsabschlüsse manchmal weismachen wollen. Bildung geschieht jeden Tag, immer gibt es was Neues zu lernen und den Horizont zu erweitern. Egal in welchem Bereich, es gibt nichts, wo wir mit Bestimmtheit sagen können, schon alles zu wissen und ein Experte darin zu sein.

So kompliziert wie die Molekularstruktur und die feinstofflichen Zusammenhänge in physikalischer Hinsicht sind, so kompliziert sind die Sprache und der Umgang mit anderen Menschen. Jeder Mensch steht für etwas anderes, für eine andere „Stoffgruppe“ und für andere Reaktionen. Und niemand ist gleich. In jedem Menschen steckt eine andere Welt, eine Speicherung von individuellen Erfahrungen und Gefühlen, die nur er besitzt. Selbst Zwillinge, die sich genetisch gleichen, machen andere Erfahrungen und sind doch nicht gleich.

Das Wesen des Menschen ist Sprache, Individualität und Komplexität. Und doch sind die wichtigsten Faktoren, die ihn am Leben halten, so einfach: Liebe, Aufmerksamkeit und Zuhören können.

Dies ist der Rohstoff, das Ziel und die letztendliche Essenz unserer Existenz.

Mikrobilder

Heute habe ich ein kleines Bilderrätsel für euch. Zu sehen gibt es Mikroskop-Bilder vom gleichen Gegenstand, in verschiedenen Zoom-Stufen und Zuständen. Wer errät das dargestellte Produkt als Erster? Bitte in den Kommentaren die Antwort schreiben!

Vom Mitmachen ausgeschlossen sind J.A. Blog Mitarbeiter und Familienangehörige. Schummeln gilt nicht, ebenso ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Zu Gewinnen gibt es einen Sack voll positiver Zuneigung. 🙂

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Herbstzeiten

Eine ältere Frau schiebt ihren Einkaufswagen rückwärts durch den engen Gang. Dabei dreht sie ihren Kopf halb nach hinten, murmelt irgendetwas Unverständliches vor sich hin und drängt mich zur Seite. Ich war gerade dabei, Gewürze aus dem Regal herauszusuchen und musste wegen ihr meine Tätigkeit abbrechen. Mit Selbstbestimmtheit und Scheuklappen schiebt sie an mir vorbei. Sie riecht ungepflegt, nach Schweiß. In ihrem Wagen sind Krücken (die sie aber derzeitig nicht braucht) und Dinge, die aussehen, als ob sie von einer alten Frau kommen. Als ich in ihr Gesicht blicke, merke ich aber, dass sie noch gar nicht so alt aussieht. Ihr Kleidungsstil ist sogar recht gut, wenn auch nachlässig getragen und nicht gebügelt, die Haut und die Haare wirken wie die von einer 50-Jährigen. Sie schaut unruhig hin und her und nimmt überhaupt nicht die Menschen wahr, die um sie herum stehen. Auch nachdem ich sie mehrmals bewusst anschaue, erwidert sie meinen Blick nicht. Später kommt sie mir immer wieder in die Quere, irgendwo bin ich froh, als ich noch mal durch den ganzen Markt muss, weil ich was vergessen habe und sie dann nicht mehr treffe.

Eine Gruppe von Jugendlichen steht genauso im Gang, dass man sie nicht übersehen, und vor allem nicht überhören kann. Lauthals unterhalten sie sich. Ihre Kleidung wirkt billig, übertrieben, vor allem bei den Frauen. Meistens haben die Frauen eine breite Hüfte, einen dicken Po und tragen dann eine zu enge Jeans, was nie passt. Immerhin, sie lachen und verstehen sich gut untereinander. Auf andere achten sie aber genauso wenig wie die alte Frau. Ihnen gehört der Markt, sie sind eine starke Gruppe und sie reden am lautesten. Schüler vielleicht.

Die meisten Besucher im Supermarkt sind weiblich, ob alt oder jung, der Frauenanteil beträgt bestimmt 85 Prozent. Dabei müssen Männer auch Brot essen und sich ab und zu mal einen Kaffee aufbrühen, denke ich mir.

Einkaufen macht mir heute kein Spaß, so wie fast nie. Es ist so unmenschlich, so kalt. Jeder ist dem anderen egal, nie unterhalte ich mich. Ein großer komplexer Einkauf und ich rede vielleicht 2 oder 3 Sätze, die meistens aus einem Standardrepertoire bedient werden. Ändern kann ich das nur, indem ich mir sage „So heute rede ich mal besonders viel und gehe auf die anderen Menschen zu.“ Dann geht es gut, aber wenn ich warte, dass ich angesprochen werde, passiert fast nie etwas.

Dann erstreckt sich das Vokabular auf:

„Danke, war alles perfekt. Wo stehen die Nudelsoßen? Ich habe es auch klein. Auf Wiedersehen!“

Die Autofahrer stellen sich wie immer ungeschickt an. Ein älterer Mann fährt mit seinem Kleinwagen nach hinten aus der Parklücke heraus. Obwohl er sieht, dass Passanten vorbeigehen und teilweise auch große und schwere Einkaufswagen dabei haben, setzt er stur zurück. Rentner haben halt wenig Zeit, das sehe ich ein! Geduldig warte ich auf ihn. Anstatt dass er weit genug zurückstößt, fährt er nur zwei Meter aus der Lücke heraus und versucht den zu engen Winkel durch Vorwärtsfahren und Lenkradeinschlagen zu Kompensieren. Dumm nur, dass ich da noch stehe, denn mit dem schweren Wagen komme ich nicht so schnell außen herum. Etwas verlegen schaut der Fahrer schnell weg. Auch hier- ohne Worte, einfach nur ein paar unverständliche und nichts sagende Blicke.

Das ist das Deutschland, wie ich es kenne- und leider auch nicht mag. Die Deutschen sind kalt, wortkarg, egoistisch, stolz und benutzen ihre Ellenbogen. Es wird darauf gewartet, dass andere einen Fehler machen, ansonsten verhalten sich die Menschen wie perfekte, unauffällige Maschinen. Das Leistungsideal steht im Mittelpunkt, der Fleiß, die Sauberkeit. Allen Ortes wird gekehrt und geputzt, gewerkelt und erledigt. Niemand fragt, warum, es wird einfach gemacht. Jeder möchte ganz oben mitschwimmen, jeder will das beste Auto haben, den schönsten Urlaub, das meiste im Warenkorb, die besten Klamotten. Nur warum, das fragt keiner. Alle halten es für erstrebenswert, wie ein Fluss, der seine Menschen einfach mitreißt, werden wir im Konsum- und Alltagsstrom mitgerissen und finden keinen Platz für den freien Geist. Der soll irgendwann kommen, abends vielleicht, da haben wir zwei Stunden Zeit. Dumm nur, dass wir dann müde sind und wiederum nur konsumieren, aber nicht wirklich leben können.

Dumm nur, dass so wenig Platz für die Dinge ist, die wirklich Glück erzeugen und dem Menschen dienen.

Wo ist der Ausweg aus dieser Misere? Ich denke, man muss sich regelrecht zwingen aus diesem Alltags- und Leistungsideal zu entkommen und sich massiv Freiräume zu „erwirtschaften“, in denen man einfach das macht, worauf man Lust hat, nicht- worauf man denkt, Lust haben zu müssen!

Zeit für sich, Zeit für Bücher, Zeit für Spiele, Zeit zum Entspannen, für ein angenehmes Bad. Für Stunden zu zweit, für schöne Gespräche, für etwas, darüber hinaus.

Es bringt nichts zu sagen „dass mache ich irgendwann“. Man muss es jetzt machen. Indem man selbst andere Richtlinien befolgt und eigene Maßstäbe setzt, wird man auch zum Vorbild. Es ist nicht leicht, aus der Masse zu treten, niemand macht das gerne. Jeden Tag neu aufzustehen und für seine Ideen gerade zu stehen, kann ein harter Kampf sein. Und gerade die Tatsache, dass es so schwierig ist, zeigt auch- wie wichtig es ist.

Warum ziehen Außenseiter aber soviel Hass und Ablehnung auf sich? Warum ist es so schwer, anders zu sein?

Für jeden Menschen in der Gesellschaft gibt es Normen, Rollenbilder, Erwartungen, die ständig neu überprüft und formuliert werden. Ein Medium wie ein Blog beispielsweise formt solche Normen, vor allem wenn es ein soziales Blog ist, wo viel „geredet“ wird. Indem man jetzt eine eigene Meinung formuliert und sie ins Netz stellt, produziert man eine gültige Meinung.

Menschen können die Meinung teilen und einen dafür loben, bestätigen, etc. Wenn sie einen nicht loben, nicht beachten, etc. ist das meistens ein Zeichen dafür, dass sie es ablehnen, was man sagt oder nicht wertschätzen. Je weiter die eigene Meinung nun vom Allgemeingültigen abweicht, desto größer der Druck, wieder Meinungen anzunehmen, die gesellschaftskonformer sind. Das erklärt z.B. auch warum so viele Krankheiten oder Besonderheiten von Menschen keine „Lobby“ haben. Niemand traut sich, für Besonderheiten eine Meinung zu bilden oder dafür gerade zu stehen. Dabei ist der verbale Anfang und das sich Bekennen zu einem eigenständigen Individuum das Wichtigste überhaupt, um ein freier und glücklicher Mensch sein zu können.

Indem man redet und dafür steht, was man denkt und sagt, setzt man einen Anfang. Ganz gleich wie klein er ist, es ist ein Anfang.

Ich denke, dass das mit die wichtigste Eigenschaft und Möglichkeit für ein soziales Blog ist. Bei Themenblogs kann das ein wenig anders sein, hier stehen vielleicht mehr die Sachthemen im Vordergrund. Aber bei den privaten Blogs kann es – neben der reinen Unterhaltung- vor allem nur diesen einen Zweck geben:

Meinungen zu produzieren, sich anzuschließen und sie zu verteidigen. Soziale Schichten zu definieren, Freundeskreise aufzubauen und die Leute auszuschließen, auf die man gerade keinen Bock hat.

Oder aber der lockere, wenn auch schwierigere Weg: Meinungen produzieren, sie in den Topf werfen und schauen was mit ihnen passiert.

Sich nicht an sie klammern, sie einfach ziehen lassen wie graue Wolken am weiten Himmel.

Dann ist es mit der Zeit egal: Wer hat mich gelobt? Wer hat mich kritisiert? Wer ist mein Freund? Wer ist mir übel gesinnt? Solche Fragen verlieren irgendwann ihren Sinn.

Fragt die Blume ständig danach, warum sie blüht oder im Herbst ihre Blätter verliert?

Nein- sie macht es einfach.

Gewalt ist keine Lösung

Der neue RAF-Film („Der Baader Meinhof Komplex“) ist durchaus sehenswert. Etwas abschreckend ist- wie so oft- die gezeigte Gewalt und die Frage, ob ihn wirklich schon Kinder ab 12 Jahren sehen sollten. Die Darstellung folgt einem engen dokumentarischen Stil, der den roten Faden einer klassischen Handlung mit Happy End nur schwer ersetzen kann. Wenn man diesen Film sieht, bietet er zuwenig, um alle Fragen zu beantworten und zuviel erdrückende Authentizität, um das Kino glücklich verlassen zu können. Manche Dinge muss man hinterher im Internet nachrecherchieren, anderes wurde übergangen oder weggelassen. Mich hätte z.B. interessiert, wie es zu der Gewalt in den Köpfen kommen konnte und welche Motive die einzelnen Personen hatten. Die Ideen, die sie hatten und die ihre Mitläufer zum Kampf motivierten (Taten statt Hoffen), wurden vom Autor verschwiegen. So erlebt der ahnungslose und wenig vorgebildete Zuschauer nur die Seite der RAF, die zu sehen sein soll und die zudem kompatibel fürs Kino gemacht wurde. Diese Seite besteht aus Gewaltverherrlichen Extremismus, der wie aus dem Nichts über die Mitglieder der „Kommandos“ hereinbricht. Blind greifen sie zu den Waffen, frech lehnen sie aber militärischen Drill und Unterwürfigkeit ab. Mitleid und Sympathie bekommt man mit ihnen, wenn sie mit der Kippe im Mundwinkel und laut grinsend über die Straßen brettern und einfach das machen, worauf sie Lust haben. Erschreckend und unsympathisch wiederum die Gewalt, die sie bei ihren Überfällen und Morden anwenden. So kann sich der Zuschauer nicht wirklich auf eine Identifizierung einlassen, gerade dann, wenn es gelingt, bringt sich jemand um oder eine „Aktion“ scheitert mal wieder. Auch mit der vermeintlich guten Seite, den Polizisten und anderen uniformierten Amtsträgern mag keine tiefe Liebe aufkommen, zumal diese ebenso brutale Gewalt anwenden oder in ihrem Denken korrupt und sadistisch erscheinen. Nur der Polizeipräsident Horst Herold (gespielt von Bruno Ganz) bietet eine Figur, die moralisch und intellektuell die Einzige ist, die dem sinnlosen Morden und immer wieder neuen Gegenschlägen etwas entgegen halten kann.
Vertrauen zu den Gefängnis-Bedingungen oder Anti-Folter Auflagen bekommt man nicht, genauso wenig wie zu den idealistisch und beinahe dumm-naiv handelnden Terroristen, die alle ein Fall für den Psychologen sein mögen. Die Fütterungsszene des in den Hungerstreik getretenen mutet bestialisch und unmenschlich an, genauso wie das obligatorische „Wegsehen“ des Aufsehers, wenn ein Terrorist verhört und anschließend von den anwesenden Polizisten geschlagen wird. Man fragt sich nur, ob das alles wirklich so passiert sein kann.

Ein wenig mehr Dramaturgie wäre gut gewesen, der Film hätte mit der Gefängnis-Szene enden müssen, so wurde er spätestens ab dann langweilig, als die schauspielerisch überzeugendsten Personen hinter Gitter kamen (Moritz Bleibtreu als Andreas Baader und Martina Gedeck als Ulrike Meinhof). Deren Martyrium will keiner sehen, denn man kann angesichts ihrer vorhergehenden Taten kein Mitleid für sie empfinden.

Was ab dann kam, war langatmig und wurde auch nicht mit der extra Portion Gewalt besser, die ständig unter den an sich langweiligen Plot gestreut wurde. Der Film richtet sich gegen Gewalt und Terrorismus, kann aber seine eigenen Stilmittel nicht davon freimachen.

So hinterlässt der Film eine eisige Stimmung im Kinosaal und die Münder hängen tief nach unten. Vielleicht ist diese traurige, düstere Aussage die Kernbotschaft des Films: Gewalt lohnt sich nicht, am Ende müssen alle darunter leiden.

Foto – Welten

Das derzeitige Herbstwetter ist hervorragend dazu geeignet, die Bilderbestände des Jahres durchzugehen und zu überlegen, was denn zeigenswert oder besonders schön gewesen ist.

Ich habe mal mit der Hannover-Reise angefangen, die wir im Mai gemacht haben. U.a. waren wir im Mühlenmuseum in Gifhorn, das auf jeden Fall eine Reise wert ist. Zwischendrin gibt´s noch ein schönes Verwandtschaftsbild mit Dame, ein Osterlamm, den Stein der Liebe, und viel mehr. Aber seht selbst!

to be continued….
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PS: Falls ihr Probleme mit der Anzeige habt und in der Diashow die Köpfe abgeschnitten sein sollten, bitte nicht weinen! Einfach auf „Bilderliste“ klicken, da gibt´s die Bilder alle nochmal. 🙂 Und sogar noch größer!
Na ist das nichts??

Liebe, in kühle Worte gemeißelt

Nun, was ist in der letzten Zeit passiert, worüber ich im Blog schreiben könnte? Meistens schreibe ich nur, wenn ich nichts erlebt habe, aus Langeweile vielleicht oder weil ich das Bedürfnis habe, mich selbst zu klären, meinen „Ballast“ zu sortieren. Das Blog ist für mich schlecht geeignet, wenn ich damit Geld verdienen möchte oder Macht und Einfluss erlangen will. Es klappt einfach nicht. Nie hat es geklappt und doch habe ich es (und die Webseite) schon so lange. Es muss also einen Sinn geben, ein Dahinter, was mehr Bedeutung hat, als das vordergründige, mechanische, Kommerzielle.

Das Blog ist für mich Entspannung, Hobby, Abendgestaltung. Manchmal ist es Ventil, Spiegelbild und Projektion für meine Wünsche zugleich.

Echo, wenn Kommentare kommen, Selbstbewusstsein, wenn ich verlinkt werde, Soziales, wenn sich Freundschaften und Kontakte ergeben.

Es ist genau das, nur das und genau diesen Sinn erfüllt es gut, alles andere nicht. So wie Gold eben Gold ist und nicht zu Eisen wird und Holz zum Möbel bauen geeignet ist und Papier besser zum Schreiben. So ist das Blog eben zum „Sinnieren“ gedacht, zum Erfinden, zum sich befreien, zum Leute kennen lernen.

Oder es ist Düsternis und Einsamkeit, wenn ich keine Lust auf neue Artikel habe. Das schätzen, was man hat, was man erreicht hat -ohne mehr zu wollen, das ist auch eine Kunst!

Tagsüber geht es schnell her, Menschen rennen aufgeregt hin und her, Geld wird über Ecken und Stationen gereicht und verschoben, nichts steht still. Der Tag rast.

Das Blog hingegen ruht, das Schreiben ruht, Es ist einfach gut, so wie es ist! Man feilt ein wenig an den Textstücken herum, wie ein Künstler an seine Skulptur, nie ist es fertig, immer kann man noch was ergänzen. Wie ein Diamant verändert es seine Farbe, funkelt und strahlt, ist nie gleich! Und es ist so abhängig vom Licht, in dem man lebt. Heute schon die Rollläden hochgezogen??

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Nun, wenn jetzt jemand neben mir sitzen würde, was würde ich erzählen? Ich würde sagen „setz dich, willst du vielleicht was zu trinken, einen Tee oder ein Glas Wein?“.. und ich würde sagen „Probiere doch mal von den Paranüssen, die schmecken sehr gut und machen garantiert nicht paranoid… obwohl… wenn ich so nachdenke… Und die Schokolade kann ich dir auch sehr empfehlen, sehr lecker und so günstig! Nur 33 Cent pro Block, na ist das nichts?

Und ich würde die Musik vorspielen, die ich gerade höre, während ich in meiner eigenen Glückseeligkeit und Ausgeglichenheit lebe. Cafe del Mar tröpfelt aus den Boxen, das Licht ist schummrig, das Zimmer warm… hier ist es warm, die anderen Zimmer sind kalt und unbewohnt… ach ja…

Und, was war bei dir so los? Ich würde fragen und zuhören und mich an deinen Augen erfreuen. Deine Hand halten, deiner Mimik zuschauen, sie bewundern und über dein Haar streichen. Ich würde mich langsam an dich schmiegen, langsam, aber ganz bewusst und dann- mit einmal! – ganz entschlossen deinen Oberkörper packen und ihn zu mir ziehen, dir meine Liebe zum Ausdruck geben und so fest, wie ich nur könnte…

achja…

Und du würdest unangenehm berührt sein, verlegen wegblicken und die Hand von dir schieben und sagen „ach lass mich..“ oder du würdest was dummes sagen und logisch werden und ich würde lachen und mir denken „wie dumm kann man sein, jetzt mit Logik zu antworten!“…

dann wäre uns irgendwann langweilig, wir würden den computer ausmachen und miteinander reden. minutenlang, stundenlang, die Stunden würde verstreichen, wie wären frei, die Zeit spielte keine Rolle mehr, wie hätten sie überwunden, würden reden und reden.. und irgendwann würden wir schweigen, weil nichts mehr zu sagen wäre.. und „Hoppla, die Sonne geht draußen schon auf! Wie spät ist es denn??“ und dann würden wir einschlafen… sehr tief und fest und einfach versinken.

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