Geschlechtsunterschiede bei Freundschaften

Warum sind Freundschaften zwischen Frauen soviel anders als Freundschaften zwischen Männern?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich beides kennengelernt habe und ich kann eigentlich nur sagen, dass es für beide Arten von Freundschaft verschiedene Wörter geben müsste, da sie so fundamental anders sind. Das Wort „Freundschaft“ alleine ist nicht genau genug.

Freundschaften zwischen Männern sind oft sehr langanhaltend, verlässlich und meistens konfliktfrei. Wenn es Reibereien gibt, dann eher um die Frage „wer der Stärkere“ ist. Das gegenseitige Messen und Vergleichen (im jungen Alter körperlich, wenn man älter wird auch finanziell oder beruflich) ist bei Jungs und Männern sehr stark ausgeprägt. Dafür fragen sich Männer unteinander fast nie nach schwierigen Themen. Jeder weiß, dass der andere da seine Ruhe haben will und nicht darüber reden will, wenn es z.B. um Liebeskummer oder Probleme in der Schule / im Job geht. Was bei Freundinnen und Ehepartnerinnen oft für blankes Entsetzen sorgt „er redet nicht über seine Gefühle“ – ist bei Männern untereinander anerkanntes Gemeingut. Man versucht, eine schöne gemeinsame Zeit miteinander zu verbringen und die Aktivitäten stehen dabei im Vordergrund. Ein gemeinsames Hobby (z.B. Fußball oder Computerspiele) reicht meistens schon aus, um eine Grundlage für eine Freundschaft zu sein. Über Definitionen von Männlichkeit muss man sich nicht groß unterhalten, man lebt sie einfach aus und „demonstriert“ sie. Freundschaft findet im Außen statt und kann dort problemlos betrachtet und ausgelebt werden.

Bei Frauen ist erstmal nichts klar und alles muss grundsätzlich hinterfragt werden. Da lächeln einen die anderen Mädels freundlich an und man schwebt gleich im siebten Himmel! Und sie gibt sich Mühe, fragt, wie es mir geht, Was ich gerade fühle, will alles über mich wissen, so wie meine Mama! Die sind ja alle so nett, die lächeln ja soviel! Ja, dann bin ich mir sicher, dann muss es eine gute Freundin sein. Freundschaften unter Frauen hab ich immer viel emotionaler erlebt. Da ist jetzt endlich eine, die tickt so wie ich ticke. Es fühlt sich einfach gut an, man ist endlich auch emotional verbunden. Und genau das ist das Problem. Emotionen sind Schwankungen unterworfen. Und das Bemühen der Frauen auf der einen Seite nett und höflich zu sein, sorgt auf der anderen Seite für große Konflikte. Der letzte Streit mit meiner Freundin fing so an: Sie hat zu mir gesagt, dass ich „bitte alles offen und ehrlich zu ihr sagen soll, weil das zu einer Freundschaft dazu gehört“.. ich habe dann herumgedruckst und wollte ihr nicht alles sagen, weil ich meistens im Umgang mit anderen Menschen zurückhaltend bin. Sie hat dann aber darauf bestanden und nicht locker gelassen. Ich habe ihr tatsächlich zuerst den Vorschlag gemacht, dass wir lieber mehr an der Oberfläche bleiben, und die gemeinsamen Hobbies in den Vordergrund stellen (mein Versuch, eine männliche Freundschaft mit ihr zu führen). Das war ihr überhaupt nicht recht! Sie wollte alles wissen und bestand darauf. Ich habe ihr dann meine ehrliche Meinung zu bestimmten Themen gesagt, die sie mir pausenlos angeboten hatte (es ging um Arbeit und Partnerschaft). Meine inhaltlichen Aussagen (teils richtig) waren ihr überhaupt nicht recht. Sie ist förmlich explodiert, so als ob sie nur darauf gewartet hätte, dass ich irgendwas falsches sagen würde. Danach wurde der Kontakt ohne große Umscheife komplett eingestellt. Wenn Frauen Beziehungen beenden, dann meistens sehr radikal.

Bei Männern hab ich oft mehr ein „Ausschleichen“ erlebt. Man trifft sich noch eine Weile, merkt dann aber doch, dass es irgendwie nicht passt und geht meistens ohne Groll. Nicht so bei Frauen. Die beenden Beziehungen ganz bewusst, weil sie einen verletzen wollen. Weil sie einen ganz bewusst und auch persönlich ablehnen. Weil jede wiederum weiß, wie wichtig eine intakte Beziehung zu einer anderen Freundin ist, weiß sie gleichzeitig auch, dass sie da stark verletzen kann.
Frauen versuchen einen meistens auch viel mehr zu „erziehen“, z.B. über psychische Kontrollmittel. Es wird bewusst geschwiegen und der andere muss raten, was gerade schief gelaufen ist. Das Spiel bedeutet dann „Wenn du mich wirklich magst, dann zeig es mir, indem du mich nach meinem Befinden fragst, auch wenn ich dir erstmal keine Anhaltspunkte gebe“.
Das ist unglaublich kompliziert! Solche Spielen laufen unbewusst und verdeckt ab, eben typisch „weiblich“.

Auch wenn es zwischen Frauen oft eine große Energie und eine tolle emotionale Verbundenheit geben kann, kann es auf der anderen Seite auch ein unglaublich großes Konflikt- und Enttäuschungspotential geben.

Frauen sind meistens unabhängiger und bauen selbstständig ein größeres soziales Netzwerk auf. Sie sind oft nicht erpressbar und können ihre Freundinnen und Kontakte schnell ändern. Sie wissen, dass sie bei vielen Männern gut ankommen und versuchen dann, an Wissen und Einfluss zu kommen, indem sie manipulieren. Das geht bei Frauen untereinander oft viel schwieriger, weil sie gegenseitig solche Machtspiele durchschauen. Was bei Männern noch „süß“ und „attraktiv“ wirkt, löst bei ein anderen Frau eher Neid und Eifersucht aus. Das ist vor allem dann der Fall, wenn eine Frau sehr attraktiv ist und diesen Bonus voll auslebt. Im schlimmsten Fall sind Frauen zuerst freundlich und nett und ziehen einem möglichst viele private Infomationen aus der Nase. Danach beenden sie die Freundschaft und ziehen mit peinlichen Informationen über ihre ehemals „beste Freundin“ her. Daher kann es sein, dass man anderen Frauen gegenüber misstrauisch wird, weil man gleich das schlechteste vermutet. Eine normale Kommunikation wird immer schwieriger. Besonders aufgefallen ist mir auch die grundsätzliche Abneigung von Frauen gegenüber anderen Frauen. Und dass viele „Ältere“ Frauen einem erzählen, wie schwierig es sein kann und dass man selbst mit viel zu großen Optimismus an die Sache herangeht.

Ich habe es oft erlebt, dass Frauen andere Männer anhimmeln, ihnen hinterherlaufen, sie mit Lob und Komplimenten überschütten, wenn es um deren Arbeit oder Leistung geht.. Frauen hingegen müssen oft damit leben, dass man sie nicht so „anhimmelt“, es sei denn für ihr Äußeres oder auf der sexuellen Schiene. Da von Frauen in der Gesellschaft ganz andere Dinge erwartet werden, werden sie auch mit anderen ganz anderen Kriterien bemessen. Eine Frau soll fürsorglich, nett, „mütterlich“ sein und sie wird mit Argwohn betrachtet, wenn sie ihren Job oder ihren beruflichen Ehrgeiz zu stark betont. Ich denke, dass das vor allem auch ein deutsches Problem ist. Die Frauen sitzen also in der „Erwartungsfalle“. Und diese Erwartungen, die permanent an sie herangetragen werden, machen auch die unbeschwerten Freundschaften zu anderen Frauen schwierig. Denn frei, sind die meisten leider überhaupt nicht.

3 Gedanken zu „Geschlechtsunterschiede bei Freundschaften“

  1. Ich erlebe das sehr viel anders als Du (aber ich glaube, Du hast mehr Erfahrung).

    Mit Männern kann ich über Gott und die Welt reden, auch über persönliche Probleme. Nicht nur über meine, sondern auch die des betreffenden Mannes. Und wie ich mittlerweile tagtäglich an meinen Kollegen erlebe, tauschen die sich auch untereinander über ihre persönlichen und privaten Probleme aus.

    Das mit dem gemeinsamen Hobby ist eine prima Freundschaftsgrundlage, das erlebe ich in meinem Stricktreff mit meinen Strickfreundinnen. Das funktioniert prima!

    Aber Du stupst mich mit der Nase drauf: Ich denke, ich habe auch gewaltig Schwierigkeiten mit Frauen, wie Du sie beschreibst. Ich denke gerade an eine Kollegin von mir, die meide ich mittlerweile einfach (freundlich bin ich schon, so ist das nicht, und kollegial), weil ich sie einfach nicht gutheissen kann und nicht mit ihr zurechtkomme. Diese Frau, die will so enge Beziehungen unter Frauen (ich habe mich letztens schon gefragt, ob sie lesbisch ist) wie Du sie beschreibst. Eine fremde Welt für mich.

    Vielleicht sollte man unterscheiden zwischen traditionellen Frauen und den emanzipierten? Geht mir so durch den Kopf.

    1. Hallo Violine, erstmal danke für Deinen Kommentar. 😉 Ich glaube, dass Du viel mehr Erfahrung hast als ich. Ich habe ja einen speziellen Hintergrund und muss mir daher sehr viel über die Theorie helfen, um teilweise Dinge zu verstehen, die völlig fremd sind für mich. Und ich arbeite mich hier im Speziellen vor allem an einer Person ab, daher ist es bestimmt nicht vollständig und genau/ objektiv genug. Kann es bei menschlichen Beziehungen eigentlich auch kaum sein, weil sie so hochkomplex sind und immer von der Einzelperson abhängen.

      Das mit dem Stricktreff ist übrigens eine gute Idee. Es kann also doch funktionieren, wenn man eine Basis im Außen hat. Da will ich 2020 auf jeden Fall auch weitermachen. Ich halte das für sinnvoll. Schwierig ist es nur, wenn man in persönliche Konflikte oder Meinungen hineingezogen wird, von denen man sich eigentlich freihalten wollte.

      Ich habe ebenfalls schon festgestellt, dass die Beziehungen zwischen Frau –> Mann (auch freundschaftlich) oft einfacher sind als Frau –> Frau. Sie sind ähnlich einfach wie Mann –> Mann. Und ich habe auch einige Frauen getroffen, die mir das bestätigt haben. Ich glaube mein Fehler ist die Erfahrung, die ich mit guten Männerfreundschaften gemacht hatte, auf Frauen zu übertragen. Das funktioniert nicht eins zu ein.

      1. Du hast den erfahreneren Blick von beiden Seiten, Julia.

        Du hast für mich aber gute Gedanken aufgeworfen: Das mit der traditionellen Frau versus der emanzipierten.
        Ich bin auf diese Fragestellung gestossen worden, als ich mal bei irgendeinem Fachmenschen war wegen meiner Familie. Da wurde ich gefragt, ob die Lebensgefährtin meines Vaters eine traditionelle Frau sei. Ich bejahte. Und meine Mutter ist eine emanzipierte.
        Dieser Gegensatz scheint mir ein erhebliches Minenfeld zu sein. Auch wenn ich so zurückblicke. Ich bin mal auf übelste Art und Weise aus einem Orchester gemobbt worden. Von eben einer traditionellen Frau, die einen auf modern und souverän machte. Ich hatte ihr leider vertraut und bin mit einem Problem zu ihr gekommen. Meine Güte, hatte die mich in die Pfanne gehaut, das sucht seinesgleichen! (Ich will’s nicht öffentlich machen, deswegen nur die Umschreibung.)
        Hm, wenn ich so darüber nachdenke, war sie damals schwer am Träumen (es ging um die Vereinswerdung des Orchesters und sie war damals Konzertmeisterin – dachte ohnehin, der Dirigent habe das Orchester für sie gegründet), ich aber habe sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Dame ist explodiert: Oh mein Gott! Miss Brutalinski.

        Ich hatte damals dann hinterfragt, was mit ihr los ist. Auf das traditionelle Rollenverhalten bin ich nicht gekommen, wohl aber sex. Missbrauch, weil sie so ein fragwürdiges Verhalten und eine fragwürdige Einstellung Männern gegenüber zeigte.
        Und auf sex. Missbrauch bin ich auch bei der Lebensgefährtin meines Vaters gekommen.

        Das mag nun oft zutreffen (sex. Missbrauch ist sehr weit verbreitet), aber es trifft nicht auf alle traditionellen Frauen zu. Bei der bewussten Kollegin glaube ich nicht.

        Mensch, Julia, danke, dass Du das Problem so schön aufzeigst! Das ist so ein Minenfeld, da muss ich echt aufpassen!

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