Direkte Ansprache

Gestatten- ich bin diejenige, die ständig ins Fettnäpfchen tritt. Ich bin eine Widderin mit Schütze-Aszendent. Das macht mich sehr direkt.

Ich sage immer, was ich denke und meistens ist es die Wahrheit. Das passt nicht jedem Menschen gleich gut.
Meistens habe ich das Geschick, mir die Leute auszusuchen, die darauf sehr empfindlich reagieren. Ich finde also meistens Leute, denen es selbst schwerer fällt, die Wahrheit auszusprechen. Wenn ich jemanden (z.B. von meinen Freunden) meine Meinung sage, dann immer sehr direkt und ehrlich. Ich mache das, weil ich die anderen Leuten mag, weil sie mir wichtig sind. Ich finde diese Ehrlichkeit wichtig.

In der letzten Zeit habe ich aber festgestellt, dass meine Freunde auf meine Ehrlichkeit „nicht gut reagieren“. Sie hätten mich lieber anders. Weicher vielleicht, nicht so ehrlich.

Sie hätten es vielleicht lieber so, dass ich ihnen immer nur das sage, was ich ihnen passt und nutzt. Also angepasst, weiblich und immer fürsorglich – selbst wenn der andere den größten Scheiß macht. Das ist die Liebe, wie wir sie eigentlich von der Mutter kennen. Die Mutter verzeiht immer. Die Mutter ist immer für dich da. Es ist ein allumfassende Liebe, die völlig ohne Bedingungen ist. Leider fehlt damit der mütterlichen Liebe oft die nötige Strenge, die oft eher von der Vaterfigur kommt.

Denn da wo die Mutter immer liebt, können keine Regeln gemacht werden. Die Regeln kommen vom Vater, vom männlichen Element.
Dieses stellt Bedingungen, stellt Forderungen und erzieht das Kind nach bestimmten Gesichtspunkten. Das ist nicht zum Nachteil vom Kind, sondern zum Vorteil.

Heutzutage haben wir gelernt, alles Männliche und alles Väterliche abzuwerten. Wir kennen nur noch das Weibliche. Es ist angenehmer für uns und der Vater „nervt“ uns nur.
Also aus dem Leben tilgen. Der Vater soll die Buhmannrolle und den schwarzen Peter bekommen. Die ganze Liebe ist allein der Mutter vorbehalten. Dabei ist die väterliche Liebe auch sehr wichtig.

Männliche Regeln helfen dir, in deinem Inneren besser klar zu kommen. Grenzen zu akzeptieren. Auch mal ein „Nein“ zu akzeptieren. Es schützt dich vorm Einfluss anderer Menschen. Dein „innerer Vater“ hilft dir innerlich stärker zu sein, also schützt es auch vor Drogen, vor Sucht, vor Ängsten. Wenn du stark sein willst, musst du „nein“ sagen können.

In der Realität ist es nicht so, dass du von allen geliebt wirst. Ganz im Gegenteil. Das Leben ist sehr hart und meistens stößt man auf Ablehnung, auf Konkurrenzkampf, auf Egoismus. Oft trifft man Leute, die Machtspielchen mit einem machen wollen und an der eigenen Energie zehren. Wirkliche Begegnungen auf „Augenhöhe“ sind sehr selten und damit kostbar. Meistens sind Beziehungen irgendwie ungleich. Einer gibt mehr, der andere nimmt mehr. Einer ist dominant, der andere eher unterwürfig. Wenn man in so einer Welt bestehen will, muss man wissen, wo die eigenen Grenzen sind. Was man geben kann, wo man bereit ist Energie zu investieren und wo es nicht mehr geht.

Wenn ich der Meinung bin, dass der andere was falsch gemacht hat oder ich mir ein bestimmtes Verhalten von ihm wünsche, dann sage ich es ihm direkt.
Ich denke unter Freundschaften hat man immer beide Elemente, also mütterlich-fürsorgliches, aber auch väterlich-strenges. Man gibt dem Freund auf der einen Seite was, aber man sagt auch deutlich, wo es nicht mehr weiter geht.

Ich mache dem anderen keinen Gefallen, wenn ich mit meiner Meinung immer hinter dem Berg halte. Denn so würde ich ungute Situationen, mit denen ich mich vielleicht nicht gut fühle, nur unnötig in die Länge ziehen. Wenn ich direkt sage, was ich denke, beende ich Situationen, bevor sie mich oder den anderen krank machen können.

5 Gedanken zu „Direkte Ansprache“

  1. „Direkt“ halte ich für besser als „indirekt“ und schwelend. Letzteres kostet sehr viel Kraft. Wird auch „kalter Krieg“ genannt.

    Ich selbst halte mich ja eher für einen Leisetreter (ich komme mit Eskalation nicht klar), und überprüfe das immer wieder. Stelle immer mal wieder fest, dass ich doch nicht so inkompetent gehandelt habe, wie ich das von mir gedacht habe.
    Beispiel:
    Vor ein paar Jahren hat mich bei einem Vorstellungsgespräch eine der Fragenden (es war ein Laiengremium) ganz dumm angemacht mit der ersten Frage der Fragerunde (sie meinte, sie hielte mich nicht für stabil genug für den Job und es hörte sich an, als hielte sich mich für eine Drehtürpatientin – was mit mir aber nichts zu tun hat). Letztens habe ich eine Freundin von mir daraufhin angesprochen (sie kennt die Betreffende besser) und die Freundin war (ist) prima. Mir ist jetzt wohler, denn mein intuitives Verhalten (die Leisetreterei) war in diesem Fall richtig gewählt.

  2. hm, was bedeutet „Drehtürpatientin“? Da bin ich mir nicht sicher.

    Leise treten hat auf jeden Fall auch Vorteile. Man sagt ja auch, dass Zwischenmenschlichkeit sogar von Unehrlichkeit profitiert. Das ist paradox! Eine gewisse aufgesetzte Höflichkeit ist für menschliche Bindungen manchmal hilfreich. Oder einfach im entscheidenen Moment nichts sagen. Einfach mal keine Meinung haben!

    Ich habe aber auch schon das Gegenteil erlebt: Dass ich sehr freundlich und zuvorkommend bin und mein Gegenüber genau weiß, dass ich eher zu den „Netten Menschen“ gehöre. Dann kann das Nette umgedreht werden und es werden Spielchen mit der eigenen Nettigkeit gemacht. Genau da ist der Punkt gekommen, wo man sich abgrenzen muss.

    In diesem Falle soll ich vielleicht ein schlechtes Gewissen haben, weil ich angeblich zu „schroff“ war. Dabei hat mir der andere nur eine Empfindlichkeits-Falle gestellt und mich rein tappen lassen.

    1. Ein „Drehtüropatient“ ist einer, der ständig in die Klinik reingeht (stationär), wieder rauskommt, wieder eingeliefert wird, wieder rauskommt und so weiter.

      Wie ehrlich/unehrlich ich bin, weiss ich nicht. Jeder Mensch ist bis zu einem gewissen Grad unehrlich. Dagegen ist bei mir oft das der Fall, was Du dann weiter ausführst: Ich habe mir keine Meinung gebildet.

      Höflichkeit kann einen auch umbringen, wenn das Gegenüber das ausnutzt.
      So hat es eine Dame bei mir reichlich verschissen, als sie mich mal ziemlich gepiesackt hat, als ich noch arbeitslos war. Sie ist vom Hundertsten ins Tausendste gekommen, womit ich alles Geld verdienen könne. Alles Schnapsideen und sie war nicht zu beruhigen. Danach hatte ich sie lange nicht mehr gesehen (ob sie mich gemieden hat, war meine Überlegung, und es war mir recht). Letztens ist sie mir wieder über den Weg gelaufen. Sie hatte mich angesprochen, aber ich gebe nichts mehr auf sie. Ich versuche auch nicht, höflich zu sein, besser gesagt, sie von Höflichkeit überzeugen zu wollen. Ich gebe einfach nichts mehr auf sie, egal was sie redet (und ich denke, wenn ich es ihr direkt sagen würde, würde sie nur irgendwelche Ausflüchte finden – diskutieren hat mit ihr keinen Wert).

  3. und oft drücken sich Menschen auch um klare Aussagen herum. Das ist mir gerade in der letzten Zeit oft passiert. Meine Offenheit wird gefürchtet. Lieber versteckt man sich, sagt irgendwas indirekt oder blockt mich ab. Und ich soll dann drauf kommen, was der andere denkt! Und noch mitfühlend sein!

    1. Ja, man kommt nicht drauf, nicht wahr? Sowas von kraftraubend! Ich habe (hatte) das mit meiner Familie. Wobei der Vergleich etwas hinkt, denn da drehte es sich einfach um pathologisches Zeug, nicht um irgendwelche Sozialisation(sfehler). Die sagen (sagten) mir nichts, hatten aber dennoch erhebliche Wünsche und Erwartungen an mich. Das kann nur (grandios) schiefgehen.

      Eigentlich bin ich schon auch dafür bekannt, dass ich direkt bin. Vllt. sollte ich mich nicht so schlagen, wenn ich sage, ich sei eine Leisetreterin.
      Ich kann es einfach nicht leiden, wenn Leute eskalieren. Das destruktive Zeug ist nicht meins. Dagegen sich konstruktiv streiten, da halte ich mit, kein Problem.

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