Die beste Freundin – 1

Passend dazu „Lifes on the Line“ von 50 Cent

Du bist etwas schüchtern, als du in die verrauchte Kneipe kommst und dich vorsichtig umschaust. Es sind ein paar Leute da, aber es ist nicht überfüllt. Die Kneipe riecht nach Rauch und Alkohol. Im Hintergrund spielt leise HipHop-Musik. Deine neue Bekanntschaft aus dem Internet ist vom Tisch an der Ecke aufgestanden und hält Dir ihre Hand entgegen. „Hi, da bist du ja!“ ihre leuchtenden dunklen Augen strahlen dich an. „Schön, dass du kommst, ich hab dich schon erwartet“ Ihre Stimme ist warm, aber bestimmt. Ihre Hand ist weich und warm. Deine eigene Hand schwitzt ein bisschen. Nach dem Händedrücken und der leichten Umarmung fühlst du dich gleich besser und ruhiger. Du bist etwas angespannt, weißt aber nicht wieso.

„Was willst du denn zum Trinken bestellen?“ fragt sie dich und mustert dich dabei von oben nach unten. Du würdest am liebsten auf der kleinen Eckbank verschwinden und dich unsichtbar machen. Schon wieder hat sie sich nach Dir erkundigt. Sie ist so zuvorkommend und hilfsbereit, das bist du nicht gewohnt. „Ich äh…“ du überlegst irgendwas zu sagen, aber in deinem Gehirn ist erstmal eine große Leere und du suchst noch nach Worten. „Ich trinke wohl ein Bier. Und Du?“ „Ich hab mir schon was bestellt, kommt gleich“ sagt sie und lächelt Dich an.

Du rutscht etwas auf dem Hosenboden hin und her und suchst eine bessere und bequemere Haltung. Du merkst, dass Deine Schultern noch nach oben gezogen und angespannt sind. Du atmest tief ein und versuchst dich zu entspannen. Dein Atem geht aber trotzdem sehr schnell und tief. Du hörst dich beinahe selbst schnaufen. Du fragst dich, wann denn endlich das Bier kommt mit den beruhigenden Inhaltsstoffen…

Du versuchst unaufällig zu ihr rüber zu schauen und ihre Kleidung zu begutachten. Sie hat auf jeden Fall einen anderen Kleidungsstil als Du, aber das findest du durchaus reizvoll. Du spürst eine große Verbindung zu ihr, eine Freundschaft, eine Verbundenheit, auf der man „aufbauen“ kann. Dennoch ist sie anders. Und dieses „andere“ reizt dich. Sie ist recht klein und sehr weiblich gebaut. Ihre Schultern sind schmal, die Augen dunkel und leuchtend. Sie hat schöne blonde Haare und ein aufgewecktes Gesicht. Ihre Hände sind klein und schlank. Sie trägt lockere und moderne Kleidung, die sehr stilvoll und angemessen wirkt. Du bist Dir sicher, sie macht ihren Kleiderschrank auf und greift blind zu den richtigen Stücken. Es passt bei ihr immer und sieht gut aus. Du bewunderst diese Stilsicherheit und das alles passt. Dir selbst fällt das nicht so einfach. Wie oft hast du deinen eigenen „Stil“ gesucht und wie oft ihn wieder verworfen. Du kommst dir selbst unsicherer und schwankender vor. Was Dich an ihr reizt ist ihre Ruhe und Ausgeglichenheit. Und dass sie sich soviel Zeit für dich nimmt.

Das Bier kommt und du trinkst ein Schluck. Heute hast du besonders viel Durst. In großen Zügen trinkst du das Pils-Glas zu einem Drittel leer. Sie hat sich einen Cocktail bestellt. Irgendwas süßes mit einer Verzierung oben drauf. Ihr fangt an zu plaudern. Es ist erstaunlich leicht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie weiß zu allen Dingen was zu sagen. Sie hat immer gute Ideen und Einfälle. Es ist besonders schön, dass sie sich von Dir „anstecken“ lässt und sie auch deine Ideen mag. Du spürst eine große Offenheit in ihr. Eine Freundlichkeit und Liebe gegenüber allen Menschen. Es ist dir fast peinlich, dass du sie immer wieder ansprechen musstest. Du bist süchtig nach Ihrer Freundlichkeit und Ihrer Toleranz. Du fragst dich dabei, ob du vielleicht davon zu wenig hattest… dass es jetzt so bei Dir einschlägt?

Bei allem wirkt es so natürlich bei Ihr. So locker und beschwingt. Sie kritisiert dich nie. Klar, gibt es Dinge, die nicht ganz passen. Aber das ist nie ein Problem. Die Dinge, die anders sind, sind eben anders. Du fragst Dich, wo die großen Baustellen kommen, ob es nicht schwieriger werden müsste? Ob sie wirklich ehrlich ist, ob sie dir alles gesagt hat? Im Moment lächelt sie wieder und scheint sich in Deiner Gesellschaft recht wohl zu fühlen. Es ist so einfach, das verblüfft Dich.

Du redest so wie du bist. Einfach frei Schnauze, es sprudelt beinahe aus Dir heraus. Du darfst das jetzt. Und es ist gut.

Da ist kein Konflikt. Kein Schweigen. Kein saures -aus- dem- Weg- gehen oder eingeschnappt sein.

Sie ist einfach sie selbst. Glücklich und frei.

Ihr Glück breitet sich aus und umhüllt Dich. Ihr befindet euch in einem Resonanz-Bereich und steckt euch an.

Mit guten Ideen, mit Gelächter, mit verrückten Einfällen, mit Grenzüberschreitungen, mit Reisen, mit Bildern, mit Natur mit dem ganzen Leben. Zwischen Euch entsteht eine Wolke, ein Traum. Du träumst von Ihr. Tag und Nacht.

Sie hat dich völlig in Beschlag genommen. Du überlegst, ob du dich änderst… du willst wissen, was sie macht. Und du willst das auch machen.

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