Innere Freiheit & Spirituelle Entwicklung

Im Moment hab ich mal wieder eine intensivere Buchlese-Phase. Auch, wenn es eigentlich Frühling ist und ich im Haushalt oder auf der Baustelle sehr fleißig und aktiv sein sollte, kann ich es nicht lassen, die freien Stunden am Morgen oder am Abend für das Lesen von Büchern oder das Nachdenken über das Leben, die Philosophie und Kunst zu verwenden. Es ist einfach meine persönliche Freiheit und es ist ein schönes Hobby, wer weiß – vielleicht trägt es auch etwas zur Welt bei?

Wie auch immer, ein Hörbuch von Peter Lauster prägt derzeit mein Denken und ich bin sehr froh und glücklich, dass es mir von einer lieben Person geschenkt wurde (nachdem es auf dem Wunschzettel stand). Es heißt „Ausbruch zur inneren Freiheit“ und ist sogar recht günstig, wie alles, was gut ist und dem Menschen nützt und nicht nur dem materiellen Verdienst einer bestimmten Interessengruppe dient.

Den Psychologen Lauster habe ich vorher schon mal durch Zufall „kennengelernt“ und kann ihn als Autor durchweg empfehlen.

Er hat einen sehr klaren und gut verständlichen Sprachstil und seine Gedanken und weitreichenden Assoziationen zeugen von großer Weitsicht, Bildung und menschlichem Verständnis. Man könnte auch sagen, eine gewisse menschliche Wärme wird durch seine Worte übertragen, was gerade bei einem Hörbuch einen sehr guten, heilenden Effekt hat und einer echten Psychotherapie sehr nahe kommt.

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Andere Belehren heißt, belehrt zu werden

Es gibt viele Menschen in unserem Leben. Tagtäglich werden wir von der Meinung anderer konfrontiert. Selbst wenn wir wollten, es wäre kaum möglich, ganz ohne andere Menschen und deren Meinungen auszukommen. Natürlich wollen andere Menschen nicht immer das Beste von einem, sehr viele wollen einen verletzen, übertrumpfen, ausspionieren, manipulieren, beleidigen, an die Seite drängen, usw. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Menschen treffen, der es wirklich und von Herzen gut mit uns meint, ist daher ziemlich gering. Die meisten Menschen sind irgendwie unfrei und daher können sie auch nur Dinge von sich geben, die mit ihrer eigenen Unfreiheit in Verbindung stehen. Das darf man nicht vergessen.

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Im Land der Glückseeligen

Smile

Manchmal denke ich, ich bin im Land der Glückseeligen, Dauerzufriedenen, Ewig-Glücklichen.

Diese Welt duldet keine schlechte Laune. Wir sollen Leistung erbringen und Leistung bedeutet eben auch, die eigenen Gefühle im Griff zu haben. Kritik am System ist nicht erlaubt, denn das System ist es ja, das uns im Griff hat. Die Mühle des Lebens ist etwas Anonymes, nichts Greifbares, aber wie finden wir da heraus? Wollen wir überhaupt oder reicht uns das jetzige Leben? Was bietet es uns? Ist es die Bequemlichkeit, die verleitet oder doch eher die Angst vor Konflikten?

Die lebendige Seele, der sprechende Mensch, das Wesen im Fluss ist die Eigenschaft, die wir brauchen, um wieder wir selbst zu werden.

Positive Identität (als Sammelbecken für alle Gefühle, Meinungen und Ansichten) muss nicht zwangsläufig bedeuten, vordergründig auf andere bezogen zu sein, es reicht auch, wenn man auf sich selbst bezogen ist. Man kann in sich selbst alle Antworten finden, die man braucht. Wenn man zu sehr darauf hört, was andere sagen, gerät man in Gefahr, fremdbestimmt zu werden.

Außerdem, wenn man ausgeglichen ist und in sich selbst ruht, kann man auch viel leichter auf andere zugehen und hat weniger Bedenken. Diese Ausstrahlung können andere spüren: Entweder man hat sie, oder man hat sie gerade nicht.

Was diese Welt aber nicht braucht, ist eine kollektive Massenmeinung, davon haben wir schon genug. Was diese Welt sehr nötig hat, sind individuelle, persönliche Menschen und freie Meinungen.

Wie gut ist die Meinungsfreiheit, wenn wir das meiste doch nicht bloggen, was uns auf der Seele liegt? Ist es nicht ein Betrug an unserer Seele, wenn wir das immer wieder verschweigen, was wir eigentlich denken? Ist es nicht unser Blog und wir haben das gute Recht zu sagen und zu benennen, was uns drückt?

Oft stehe ich vor dieser Frage und immer wieder muss ich sie neu beantworten. Soviele Artikel hab ich schon geschrieben und wieder gelöscht, daran seht ihr, wie heftig ich mich mit dieser Frage auseinandersetze und wichtig sie mir ist. Natürlich möchte ich mit meinen Worten niemanden verletzen, aber wenn ich schweige, verletze ich mich vielleicht selbst damit? Was ist das kleinere Übel und wo soll man anfangen?

Wie gut man sich fühlt, nachdem man einem Menschen seine wirkliche Meinung gesagt hat. Es setzt Energie frei, es ist Lebendig-sein. Gleichmut, Angst, Kälte sind die Folge von nicht gelösten und vor allem nicht gelebten Gefühlen, es entsteht Monotonie und Monotonie lähmt.

In „Die Kunst des Liebens“ von E.Fromm steht z.B. dass Liebe immer ein aktiver Schritt ist. Liebe entsteht, wenn man etwas gibt, wenn man sich öffnet und sich mitteilt. Liebe ist vor allem frei von Bedingungen und Erwartungen, „man liebt einfach.“ Und das muss nicht nur ein Mensch sein, nein man kann die ganze Welt lieben und wer die ganze Welt liebt, der lebt gesund.

Was genau für Gefühle beim sich Öffnen herrauskommen, ist erstmal unerheblich. Auch negative Gefühle (und ein Großteil der Problem-auslösenden Gefühle sind ja negativ) haben ihren Wert, ihre Bedeutung und ihren Sinn. Ein negatives Gefühl wie z.B. Wut oder Ärger kann davor abhalten, dass man etwas unverdaut runterschluckt. Es ist eine Schutzreaktion und schützt das Ich vor einer negativen Emotion. Mit dem nach Außen richten von Gefühlen kann man zumindest einen Teil der Probleme lösen (aber nicht alle).

Um sich wieder mehr auf andere einlassen und vertrauen zu können, ist es wichtig, regelmäßig negative Gefühle „abzubauen“ – das geht meistens am besten, indem man sie wahrnimmt. Dann ist auch wieder Platz für die schönen Dinge im Leben. Und wie kann man Gefühle besser wahrnehmen, als wenn man schreibt, malt, Musik hört, liebt…

Wer immer nur vorgibt, keine Probleme zu haben, macht sich nur unnötig selbst was vor.

Probleme an sich sind keine Schande, es kommt aber darauf an, wie man damit umgeht.

Vergiftete Stimmung

Der destruktive Effekt negativer Menschen u. wie man ihn überwindet

In der Zeitung las ich heute den Ausdruck „vergiftete Stimmung“, und zwar im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um die geplanten Steuersenkungen („Milliardenentlastungen“) und die gegensätzliche Meinung der Bundesregierung und einiger Ministerpräsidenten. Mir fiel auf, dass dies psychologisch u. gesellschaftlich ein wichtiger Schlüsselbegriff ist, über den man oft stolpert und greife ihn daher im folgenden Artikel (in so objektiver Weise wie möglich) auf.

Zum persönlichen Erfolg, ganz gleich ob privat oder beruflich gehört der (richtige) Umgang mit anderen ganz eindeutig dazu. Wir profitieren von den sozialen Kontakten meistens und wie bei der Muttermilch ist es etwas, dass wir von früh auf schon zu uns nehmen und auf eine natürliche Weise abhängig sind. Wie die Milch und die Nahrung, die wir zu uns nehmen, sollte diese frei von Giften sein, denn der Mensch entwickelt sich bekanntlich nur bei guter Kost und er geht ein und wächst nicht bei vergifteter „Nahrung“ – unter Umständen stirbt er sogar daran (vielleicht innerlich?).

Von Anfang sollte man sich darauf einstellen, dass nicht jeder Mensch mit den eigenen Maßstäben an das Leben und an Projekte herangeht, so dass es unausweichlich ist, dass man früher oder später auf unterschiedliche Meinungen, also Differenzen stößt. Je nach Art und Weise des Kontakts gibt es Möglichkeiten, damit fertigzuwerden, aber die naheliegendste Form, der Dialog führt nicht automatisch zum Erfolg. Dazu sind die Probleme meistens zu kompliziert (und wer kann schon von sich aus schon behaupten, unumstößliche(r) u. stets fehlerfreie(r) Kommunikationsexperte/in zu sein?).

Im Beruf, im Privaten aber vor allem im Leben ganz allgemein stößt man immer wieder auf negativ eingestellte Menschen. Menschen bei denen man schon früh merkt, dass hier etwas nicht stimmt, dass die anfängliche Frische schnell abstirbt oder eine (grundlos) feindliche Gesinnung einem selbst gegenüber zu spüren ist. Es gilt diese Stimmung zu identifizieren und nicht von vorneweg als feindlich zu interpretieren. Hinter jedem Anklagen verbirgt sich oft mehr, ein Wunsch, eine Botschaft, denn Kommunikation ist vielschichtig und mehrgleisig. Also lieber über eine Sache zweimal nachdenken, als zu schnell ein Urteil zu fällen und sich negativ zu verhalten.

Diese Menschen haben vielleicht objektiv nicht viel Macht und verhalten sich auch ganz leise. Meistens übersieht o. überhört man sie, was man aber regelrecht spüren kann, ist ihre negative Energie, mit der sie den Raum verpesten. Wenn diese Menschen es richtig anstellen, können sie einen ganzen Betrieb lahmlegen, eine Familie entzweien und überhaupt viel negative Macht entwickeln, vor der man immer in Acht sein sollte. Sie schaden mit diesem unnsinnigen Verhalten nämlich nicht nur andere, sondern vor allem auch sich selbst. (Wo man alle und jeden psychisch kaputt macht, ist bald niemand mehr da, der eine Freundschaft möchte, die Folge ist Einsamkeit u. Isolation).

Solche negative Menschen möchte jeder Mensch instinktiv gerne umgehen, es ist ganz klar, jeder, über den ich mich ärgere, jeder der mich in Frage stellt, kritisiert oder sich vielleicht heimlich lustig macht, ist ein FEIND, auf jeden Fall kein Freund (mehr).

Und wie behandelt man Feinde? Bekämpfen, besiegen?

In den meisten, modernen Formen der Kultur kann man Feinde nicht direkt bekämpfen, dazu ist unsere Gesellschaft und auch wir meistens zu feige. Es gibt Tabus, die davon abhalten (das ist auch gut so, führt aber psychologisch gesehen zu Stau u. das wiederum zu Neurosen, u.ä.)

Anstatt jemand die Meinung zu sagen, schlucken wir es herunter oder schreiben es in Blogs.. wir sublimieren Aggressionen, anstatt sie auszuleben. Der gesellschaftliche Kodex verlangt das meistens von uns und wenn wir in der Freizeit keine aggressive nach außen gerichtete Sportart wie Fußball oder Boxen betreiben, sind wir gut beraten, andere, gesunde Mittel des Streßabbaus zu finden. Auch sollte man sich für seine negativen Gefühle, seine Aggressionen nicht hassen, aber doch hin und wieder überlegen, was sie bedeuten und wie man am besten damit umgehen kann.

Aber nochmal zurück zu den Verursachern, den negativen Leuten, zu den Energie-Absaugern, den ewigen Spaßbremsen, den Gestrigen, zu Langsamen, zurückgebliebenen und übergangenen, Unglücklichen.

Warum verhalten sie sich so, wie sie tun? Und wenn man selbst Erfolg haben möchte, sollte man überhaupt länger als eine Mikrosekunde darüber nachdenken, warum sie so sind? Wäre es nicht einfach, die Freundschaft zu kündigen und den Kontakt so gut es geht, zu ignorieren? Ja, in den meisten Fällen würde ich sagen, ist dies die beste Methode. Es bringt nichts und es ist verschwendete Zeit und Energie, sich mit Streit, Neid-Diskussionen und ewigen Zweiflern herumzuschlagen. Je älter ich z.B. geworden bin, desto untoleranter werde ich solchen Leuten gegenüber. Sie sind mir schlichtweg egal, und ich habe keine Lust, darüber nachzudenken. Ignoranz und weitere Kälte sind die Folge.

Dieses Verhalten kollidiert beim ersten Nachdenken mit einer ethischen Lebens-Einstellung, denn soll man anderen denn nicht stets Wärme und Mitgefühl entgegenbringen? Ist der andere nicht auch ein Mensch, der das Recht zu leben, zu argumentieren und zu denken hat?

Ja, das hat er. Aber er hat kein Recht, das Leben von anderen ungefragt u. negativ zu beeinflussen. Meinungen formuliert man für sich und das ist auch gut so. Niemand hat den Störenfried darum gebeten, einen selbst zu provozieren. Man überwindet den Störenfried nur mit zwei Methoden: Entweder man ignoriert ihn völlig, was die einfachste und schnellste Methode ist. Oder man heiratet ihn (bildlich gesehen) und lässt sich mitunter ein Leben lang auf das Geqäuke, Gequake und unnütze Geplapper ein. Mitunter sind ein. zwei Mikrogramm verwertbares Material dabei, das lohnt sich vielleicht. Und jemand, der dich stark reizen kann, ist bekanntlich jemand, von dem du auch viel lernen kannst. Wenn du aber merkst, dass dieser jemand keine Macht mehr über dich hat, dann hast du die Lektion bestanden.

Dann wird der Mensch unwichtig für dich, dann ist es kein Feind mehr und kein Freund- dann ist es einfach nur noch ein Mensch.

Und wer weiß, von diesem Status aus lässt sich vielleicht eines Tages wieder sowas wie Freundschaft aufbauen.

Eine Garantie aber gibt es dafür nicht.

Dialog und Entfremdung

Ein Dialog ist ein Hin- und Her von Worten. Dabei werden gesprochene Inhalte emotional und inhaltlich bewertet und in veränderter Weise wieder zurückgegeben. Die Folge ist, dass beide Beteiligte daraus lernen können und sich weiterentwickeln. Das besondere Merkmal am Dialog ist die Zweiseitigkeit. (Kleiner Tipp für Eheleute: Brüllen, Ignorieren und Beleidigen verringert die natürliche Dialogfähigkeit auf beiden Seiten)

So gesehen ist die Plattform Twitter erstmal nur ein halber Dialog: Jeder spricht für sich. Das ist im Kern nichts anderers als erzwungener Narzissmus.

Erst, wenn man sich auf die Worte des Gegenübers einlässt und dazu etwas schreibt UND wenn dann noch was zurückkommt, ist es ein geschlossener Gesprächskreislauf, der zu den bekannten (und erstrebenswerten) Effekten führt.

Die besondere Aufgabe des Twitterers ist also, Leute zu finden, bei denen ausreichend Worte zurückkommen, denn ansonsten gleicht das Schreiben von Tweets nicht viel mehr als das ständige Schauen in den Spiegel: Ein schönes Spiegelbild, aber keine Veränderung. Seelisch verdrahtet, aber Klinisch tot.

Gut, mag man sagen, wenn ich die Worte eines anderen lese und wir quasi so nebeneinander her existieren, würde das doch reichen, oder? Schließlich gibt es eine telepathische, also rein gedankliche Verbundenheit von Menschen. Wenn ich ein Buch lese, nehme ich ja auch die Gedanken des Autors in mich auf und verändere mich dadurch.

Sind empfindliche Menschen daher vielleicht öfters in Twitter oder den Blogs zu finden? Weil sie mit den Texten eine künstliche Barriere zu anderen Menschen aufbauen wollen? Weil die Texte so eine Art Sicherheitszaun zum Gegenüber darstellen?

Wenn es so wäre, dann kann man das Internet und die Blogs oder Twitter im Speziellen als so eine Art abgesicherte Spielwiese für soziale Kommunikation ansehen.

Ihr fehlen aber wichtige Aspekte, die zur zwischenmenschlichen Kommunikation gehören, nämlich die Spielregeln für besondere Situationen, soziale Ausnahmen. Was mache ich, wenn ich mich über jemand geärgert habe, z.B.? Die Interaktionsmöglichkeiten sind hier sehr begrenzt: Ich kann meinem Partner sagen, dass was du eben gesagt o. geäußerst hast, finde ich nicht gut. Oder ich ent-followe ihn einfach, das ist eine rein mechanische, computergesteuerte und kalte Umgangsweise mit dem Mitmenschen. Liebesentzug und bedingungslose Anteilnahme sind die einzigen beiden Extreme, auf die ich zurückgreifen kann- was fehlt, sind die psychologisch so wichtigen Zwischentöne und Graustufen.

Wenn ich jemand einfach blocke oder ent-followe bekommt derjenige gar nicht die Möglichkeit, sich dazu zu äußern. Der Dialog fehlt. Die Aussprache fehlt. Twitter ist wie Dialog unter Menschen, aber bereinigt durch die Störfaktoren und „unpraktischen“ menschlichen Fehleranfälligkeiten.

Plattformen wie Twitter zeigen an dieser Stelle ihre Grenzen und sie beweisen auch die These „Die moderne Technik verändert die Umgangsweise und die Herzlichkeit zwischen den Menschen“.

Was hat uns die Technik denn sonst gebracht? Autos haben alles schneller gemacht, Computer haben alles genauer gemacht, Kühlschränke haben alles länger haltbar gemacht, Gesichtsoperationen alle (Frauen) hübscher, synthetische Hormone jünger oder weiblicher und Computerspiele oder TV-Sendungen haben die Zeit schneller laufen lassen.

Die Technik hat uns von hinten bis vorne im Griff. Keine Leben mehr ohne Technik. Kein Gang in den Garten ohne Rasenmäher, Heckenschere, Vollkomposter, Leisehäcksler oder Solarpanel mehr. Wir können die eigentliche Natur nicht mehr sehen, wir haben uns die Natur „aufgemotzt“.

Psychologen sprechen dann von „Entfremdung“ des Menschen von seiner menschlichen Natur. Entfremdung ist mit ein Hauptgrund für Depressionen und eine Folge von evolutionären Entwicklungen, die alle ein wenig zu schnell abliefen.. Ich spreche jemand an, nichts kommt zurück > Die Folge ist Streß, Trauer, Angst. Und diese Gefühle wiederum eine perfekte Grundlage für seelische Erkrankungen. (Stichwort Cortisol)

Entfremdung findet überall statt. Der Arbeitnehmer baut am Fließband Autoteile, aber er sieht das fertige Auto nie. Der Schichtarbeiter quält sich durch die Nacht und ist Teil eines Prozesses, aber er schafft keine Ganzheit, nein noch nichtmal die Sonne oder den Mond darf er bei der Arbeit sehen.

Die Steuerklrärung entfremdet unsere Arbeit auf ein weiteres, nimmt erstmal einen dicken Brocken unserer „Belohnung“ weg und nennt es einen guten Zweck (die soziale Gerechtigkeit).

Die Ehefrau sagt, dass wir den Müll runterbringen sollen oder den Abwasch machen sollen. Dabei wollten wir doch eigentlich…

Wer hat sein Leben schon vollständig unter Kontrolle? Wer kann „ich“ sagen?

Die Entfremdung von der menschlichen Natur begrenzen, politisch, emotional, sozial > eine große, aber lohnenswerte Aufgabe für das ganze folgende Jahrhundert.

Sucht

Eine Sucht ist, wenn man etwas sucht, aber nicht mit dem Stoff glücklich wird, den man gerade konsumiert.

Sucht ist das genaue Gegenteil von Freiheit, weil man eben nicht durch die Dinge freier wird, die man konsumiert, sondern immer unglücklicher. Man koppelt sein Glück an die Quelle der Sucht und verbindet sich mit ihr.

Alles scheint nur noch auf die Sucht ausgerichtet zu sein. Es fängt meistens klein an und wird immer schlimmer. Typisch sind lange Verläufe, die umso schwieriger umzukehren sind.

Der Mensch ist anfällig für Süchte, manche mehr und manche weniger.

Süchte kann man aber – ohne Übertreibung – zu den schlimmsten psychischen Erkrankungen der Menschheit gezählt werden.

Buddhisten würden sagen, die Sucht ist das Kennzeichen für die innewohnende Gier im Menschen und dieses „immer mehr haben wollen“ ist die eigentliche Ursache für das Verstrickt-Sein in das menschliche Leid. Die Sucht ist also das Symptom für unser größtes Leiden, dem niemalsendenen Lebenskreislauf selbst.

Aber auch die Christen kennen die Askese und empfehlen ihren Anhängern nicht zu sehr in weltlichen Genüssen zu schwelgen, sondern die kurze Zeit, die man zur Verfügung hat, lieber sinnvoll zu nutzen. Z.B. durch Nächstenliebe.

Leider vergisst man das sehr schnell, vor allem in einer materiellen Konsumgesellschaft wie unserer, die den Konsum zu ihrem eigentlichen Gott erhoben hat und das andere, Spirituelle – völlig verblassen lässt.

Es gibt so schöne Zahlen über die Verbreitung von Nikotin – oder Alkoholsüchtigen in Deutschland, diese sind so erschreckend hoch, dass man von Volksdrogen spricht. Ebenso die zahlreichen Medikamente, die man gegen Ängste, Depressionen, und andere „Symptome“ nehmen kann, die eigentlich darauf deuten, dass etwas grundlegend falsch läuft, denn ein Symptom ist nichts anderes als ein Schmerz, ein Zeichen. Leider verdienen viele Firmen gut an solchen Glücklichmachern – mit der Krankheit und der Unfähigkeit von anderen lassen sich sowieso immer die besten Geschäfte machen. Daher tut sich gesellschaftlich auch nichts, wir sind alle im Leiden verstrickt und keine Veränderung entsteht. Alle hängen mit drin und innere Wandlung (durch Erkenntnis und praktische Taten) braucht Zeit und ist nur wenigen gegönnt. Richtiges, inneres Glück ist selten.

Es gibt Leute, die sind anscheinend anfälliger für Süchte als andere, aber nur weil man anfällig für etwas ist, heißt es nicht, dass man der Sucht auch erlegen sein muss!

Manche Süchte werden z.B. über den Dopamin-Rezeptor geregelt, das ist sowas wie ein hauseigenes Belohnungssystem und es funktioniert ganz simpel: Ich nehme etwas zu mir und mein Belohungssystem wird getriggert, es stellt sich mit der Zeit darauf ein und immer mehr Rezeptoren bilden sich. Unser Gehirn lernt mit der Zeit, dass es nur noch von einem bestimmten Stoff ein Glücksgefühl erhalten kann und wir werden davon abhängig.

Der Griff zur Zigarette ist dann ein innerer Zwang, oder auch die Kaufsucht, die immer wieder das Gleiche stimuliert, aber doch nichts neues bringt. (Das Neue ist nur die Hülle, aber kaufen oder konsumieren alleine macht nicht glücklich). Haben oder Sein?

Meistens ist die Sucht ein Pakt mit dem Teufel und ein Handel zu den eigenen Nachteilen. Es gibt keine „positive Sucht“. Sucht an sich ist ein Zeichen von Krankheit und De-Regulierung der menschlichen Ganzheit. Der glückliche Mensch macht sich von allen Substanzen und Dingen frei. Er lebt das Leben so wie es kommt, kontemplativ- er reißt es nicht an sich.

Der glückliche Mensch kann die Quellen seiner Sucht sublimieren, aber er erreicht das nicht unbedingt dadurch, indem er sie immer wieder konsumiert. (Wobei das groteskerweise ein Mittel sein kann, zumindest bei den schwächeren Süchten, die nicht substanzgebunden sind)

Man muss unterscheiden zwischen den Substanzen, die man zu sich nimmt. Meistens kann man eine starke Sucht durch eine schwächere ablösen und so mit der Zeit immer freier davon werden.

Leider ist die Sucht unerbittlich und wenn man nicht darüber nachdenkt, wird man den Teufelskreis nie durchbrechen können. Es ist eine Endlosschleife. Immer von vorne, immer von vorne, immer von vorne…

Man sollte sich stets für das kleinere Übel und die nicht so schlimme Sucht entscheiden, man sollte aber nicht zuviel faule Kompromisse eingehen.

Sei streng mit dir selbst und beobachte dich ständig.

Die Substanzen (egal welche, alles was süchtig macht) zerstören dein Gehirn und machen dich dümmer und handlungsunfähiger. Wer süchtig ist, kann in ein Abwärtsstrudel geraten. Mit der Zeit wird alles für die Sucht geopfert, Geld, Freunde, Hobbys, Zeit, Vertrauen, Respekt.

Nur wenige finden wirklich heraus. Von alleine schon gar nicht.

Aber wer reicht dem Süchtigen die helfende Hand-

Wenn er sie wirklich braucht?

Glück

Müdigkeit, Hunger, Sexentzug oder Sauerstoffmangel- das sind nach den Worten des genialen Eckart von Hirschhausen die üblichsten Gründe, schlecht drauf zu sein.

Damit hat er sicherlich recht, wenn man allein nach den körperlichen Bedürfnissen geht, die einen großen Einfluss auf das Gesamt-Phänomen Körper-Gefühle-Geist nehmen.

Ich denke aber, dass man dabei nicht vernachlässigen sollte, dass es auch interne Gefühle und Gedanken gibt, die sich quasi als Wiederholungstäter mit Regelmäßigkeit in den eigenen Charakter „einschleifen“ und ihn anfällig für seelische Störungen oder launische Schieflagen machen.

Das große Problem an unserem Gefühlsleben ist, dass wir so wenig Zugang dazu haben, dass uns mitunter die Mittel fehlen, die eigenen Gefühle adäquat zu sortieren. Schreiben, darüber reden oder Musik hören liegt nicht jedem Menschen gleich gut- jeder Mensch braucht eine andere Art der Therapie, um mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen. Ratschläge helfen daher auch bedingt, weil Ratschläge meistens von außen aufgesetzt sind oder sogar manipulieren wollen. Darauf sollte man unbedingt achten, denn wer Glück nur in Form einer manipulierten Handlungsweise erfährt, kann im Grunde nicht glücklich sein. Glück bedeutet vor allem auch: Von allem frei sein und zu sich selbst zu finden. Ein gesunder Egoismus und Rückzug auf Zeit kann also helfen, die eigene Seele und das eigene Glück wieder zu finden.

Überhaupt ist das Gehirn ein noch recht unerforschter, aber elementarer Bestandteil unserer menschlichen Existenz.

Dem Gehirn verdanken wir, dass die Menschheit unterschiedliche Formen der Problem- und Lebensbewältigung herausgebracht hat: Die Sprache, Kulturleistungen, Musik und neuerdings die Psychologie.

„Glücksforschung“ ist aber noch eine sehr junge Disziplin. Mit großen Augen hören wir z.B. den Worten des Dalai Lamas zu, der einen sehr einzigartigen und wertvollen Beitrag zu diesem Thema leisten kann und zunehmend von der westlichen Welt auch kopiert oder übernommen wird.

Die zentralen Aussagen sind ganz einfach:
Glück ist eine Sache der inneren Einstellung.

Menschen passen sich sehr schnell an äußere Bedingungen und Glücksgefühle an. Da alle „Glücksgefühle“ letzlich auf Zustandsveränderungen und Hormonausschüttungen zurückzuführen sind, wird auch klar, warum man mit künstlichen Substanzen dauerhaftes Glück nicht erreichen kann. Und dabei ist es egal, ob es nur immer wieder die gerauchten Zigaretten sind, der Alkohol am Abend oder die regelmäßige Pillendosis. Auch so Sachen wie Fernsehen oder Computer sind im Grunde Substanzen, die wir uns immer und immer wieder einführen und abhängig davon werden.

Wenn man also schon Substanzen zu sich nimmt, um in den eigenen Hormonhaushalt einzugreifen, sollte man sich fragen, wie man dabei so natürlich wie möglich vorgeht (nachhaltige Entwicklung). Von der Natur her sind wir darauf angelegt, uns viel zu bewegen, Freunde und Kontakte zu knüpfen und ständig in mentaler Bewegung zu sein (Flexibilität contra Starrheit).

Arbeitslose Menschen oder auch Hausfrauen, die viel zu Hause herumsitzen, niemanden treffen und wenig Abwechslung haben, leiden an hoher Reizarmut und schaden somit ihrer gesamten Gesundheit.

Leider kann man das Glück nicht erzwingen. Aufmerksamkeit, soziale Netzwerke und bezahlte Arbeit sind in der derzeitigen Wirtschaft nicht für alle verfügbar. Somit wird auch das Glück einseitig verteilt, und das ist der Grund, warum uns soziale Fragen an der Mitgefühl-Ader treffen.

Aber auch ständige Stress-Situationen, z.B. in Beruf oder Privatleben belasten unser Glück und sollten daher die Zielscheibe für Veränderungen in jeglicher Hinsicht sein. D.h. nicht unbedingt, dass man etwas abschaffen soll, aber sehr wohl, dass man die Einstellung ändern soll. Und wenn man erstmal die Einstellung geändert hat, kommen die anderen Dinge, nämlich die nötigen Handlungsschritte oft wie von selbst!

Wir haben Mitgefühl mit Menschen, die weniger glücklich als wir selbst sind. Wir selbst haben die natürlichen Anlagen, Glück weitergeben zu wollen. Dies ist eine sehr gute Erfindung, der Quell unserer Menschlichkeit und somit auch der Quell für das eigene Glück.

Letztendlich sind wir alle Menschen, alle miteinander verbunden und jeder hat die Möglichkeit, dem anderen Glück zu schenken.

Das sollte man nutzen, denn es ist im Grunde so einfach, glücklich zu sein.

In diesem Sinne, einen schönen Sonntag! 🙂

Das Leben ist real

Liebeskummer, eine schreckliche Krankheit. Ich bin froh, schon sehr lange nicht mehr davon betroffen zu sein.

Ich hatte aber früher im Leben schon öfters Liebeskummer und ich hab es auch bei anderen gesehen.

Gefühlsthemen klammere ich schon lange aus. Das ist auch so eine Art unterdrückter Liebeskummer. Wenn ich Gefühle verstecke, brauche ich mich nicht mit ihnen zu beschäftigen. Die Liebe ist heiß und lodernd, der Schmerz der Zurückweisung brennt noch heißer, ein Heiß-kalt, ein auf und ab, ein Wiegen und Reißen im Wind, ein Untergehen im Meer.

Nicht gelöste Gefühle sind wie Stein. Man versteckt sie im Herz. Man schließt sie im Tresor ein. Man will sie nicht wahrhaben, man hasst den Schmerz! Man ist doch so ein fröhlicher und lebenslustiger Mensch, wie passt dieses Gefühl des Liebesverlust, der Einsamkeit und Grübelei denn zu einem?

Man möchte stets der fröhliche, der energie-geladene, der gut-gelaunte sein. Kaum jemand bekennt sich öffentlich zu negativen oder gar dunklen Gedanken. Die Gesellschaft erfordert Leistung von uns und Leistung ist immer etwas positives, nach außen gerichtetes.

Und wenn man mal über Gefühle, über Traurigkeit oder die Realität des Lebens schreibt, dann wird man ausgelacht, schräg angeschaut und die Leute denken vielleicht „Was für ein Spinner!“.

Unsere Gesellschaft will Leistungsfähige, unser Gesellschaft braucht Menschen, die funktionieren. Nach außen sind wir die Optimisten und heimlich, kurz vorm Schlafengehen schmeißen wir noch schnell eine Pille ein… die, mit dem Gute-Laune Effekt. Die, gegen die Depression, gegen die innere Unruhe, gegen Ängste, gegen Nervosität, gegen das Leben.

Denn das Leben ist so. Krank ist erst der, der die Ängste, die Sorgen und den Kummer unterdrückt, der keine Sprache mehr finden kann. Das eingefrorene wird zum Konflikt, es gärt- ungesehen und unbehandelbar- bis es eines Tages knallt und sich im Schlimmeren ergießt.

Die schlimmsten menschlichen Tragödien sind Eifersuchtsmorde (wie die Kommisarin letztens im Tatort nüchtern feststellte: die häufigste Mord-Ursache), die schlimmste Krankheit ist eine enttäuschte Liebe. Junge Menschen, die das noch nicht kannten und von der Eifersucht und dem Kummer überrollt werden, greifen gerne mal zum Strick- und sterben unbeachtet.

Das Gefühl, gebraucht und geliebt zu werden ist ein elementarer Bestandteil unseres Lebens. Es ist so elementar, weil es die Grundpfeiler unseres Lebens bestimmt. Am Anfang war die Mutter. Die Mutter ist universelle Liebe, sowas wie Gott. Die Mutter nährt und schützt und ist immer für uns da. Irgendwann entwickeln wir uns und stellen fest, dass es noch Geschwister gibt. Dass es einen Papa gibt. Dass es eine raue Umgebung, Hindernisse, Bordsteine und Hunde gibt. Wir lernen laufen. Wir lernen, aus unserem Kokon herauszubrechen. Wir gehen ein paar Schritte- und fallen auf die Nase!

Wie ungerecht ist das denn? Eben waren wir noch behütet und schon müssen wir uns mit der Realität des Lebens auseinandersetzen. Bei der Geburt fing es schon an. Der kleine Körper, auf ein winzigstes gepresst durch den engen Schlund- bahnt sich seinen Weg in unbändigem Schmerz. Reißt die Mutter auf, presst sich mit Müh und Not um schließlich in Blut und Schleim getränkt das erste Sonnenlicht zu erhaschen. Und wenn das geschafft ist, ist es noch lange nicht aus. Krankheiten werden kommen, Essen wird erbrochen, Tränen vergossen, Schreie getilgt.

Nein, das Leben ist nicht fair. Das Leben ist brutal, hart, schmerzlich.

Das Leben ist real.

Liebeskummer ist ein Schritt in die Reifheit. Zuerst die Liebe, dann die Enttäuschung, dann der Schmerz und letztendlich die Reifheit. Wie ein guter Wein. Es wird Jahre brauchen…

Vorbei

Nachts schwelge ich gerne in Vergangenheit. Ich liebe dieses wehmütige Gefühl, dass sich dabei einstellt, das bewusste Wachrufen von Erinnerungen, das Öffnen von Gedanken, das Öffnen des Gedächtnisses. Wenn man sich sehr stark darauf konzentriert, dann fühlt es sich fast so an, als ob man es eben gerade erleben würde…

Eigentlich hatte ich das nicht geplant, war schon dabei, den PC auszuschalten.

Beim Recherchieren im Netz bin ich aber durch Zufall auf eine Homepage von früher gestoßen, die ich noch gut in Erinnerung habe. Gleich kamen Gefühle hoch „ach gibt es den noch, gibt es dies noch…“ aber schon bald musste ich feststellen, dass viele Seiten gelöscht waren, es nicht mehr so war, wie früher.

„Vorbei“ weiterlesen

Bloggen ist:

In der letzten Zeit war ich mal wieder ruhiger. Keine Lust zum Schreiben gehabt. Meine Gefühle waren durcheinander, aufgebracht und ich halte es dann für besser, zu schweigen. Mir ist klar, dass das Schreiben über eigene Gefühle die Grundlage für Kunst ist: Sich selbst zu offenbaren. Es bedeutet, tief in sich zu gehen, den Dreck, der sich im Laufe der Jahre auf die Seele wie Staub in einem Filter gelegt hat, einmal durchzupusten und dann das dahinter glänzende Metall zu bestaunen. Privates Bloggen hat also einen reinigenden, vielleicht sogar therapeutischen Effekt. Aber warum in der Öffentlichkeit?
Wenn man sich in der Öffentlichkeit zu etwas bekennt und seine Gefühle formuliert, macht man damit deutlich, dass man keine Hemmungen hat. Man beweist und übt durch das Schreiben, dass man darüber steht, dass man die Ängste überwunden hat. Es ist eine Therapie. Eine Art Konfrontations-Kreativitäts-Therapie. Angestoßen durch das Handwerk des Schreibens und somit sehr vielen Menschen mit einem Minimum an Bildung zugänglich. (jeder der Sprache oder Zeichen formulieren kann und seien sie noch so eingeschränkt oder „falsch“, kann diese Therapie anwenden).

Interessanterweise merkt man Texten sehr schnell an, ob sie nach einem Schema erstellt worden sind oder wirklich von Herzen kommen. Meine Erfahrung ist, dass die Wirkung des „von der Seele schreiben“ umso größer ist, je authentischer man wirklich Gefühle und Gedanken zulässt. Und die Texte werden auch besser, wahrer, überzeugender, weil sie von innen kommen und nicht aufgesetzt sind.

Mir passiert es dann oft, dass ich einen Text anfange, und noch nicht mal weiß, worüber ich schreiben will. Das ist ein Effekt, den man beim Improvisieren auf einem Musikinstrument auch haben kann oder wenn man ein Bild malt.

Man schreibt oder „malt“ los, man weiß nicht, was daraus entsteht, das ist der Trick. Man lässt das Ungewisse, die Angst zu, man lässt das Unbewusste sprechen. Das Unbewusste ist ein Speicher für unsere Erlebnisse und Erfahrungen. Es ist in keinem Leben der Welt auszuschließen, dass sich negative Dinge, Schmerzen, Frustrationen oder ähnliches einschleichen. Kreative Methoden wie das Improvisieren am Klavier, das Malen oder Schreiben helfen dem Unterbewussten sich auszudrücken und eine Sprache zu finden. Interessant ist zudem, dass unsere Gefühle nicht nach zuverlässigen oder gar einfachen Mustern funktionieren, sondern sehr komplex sind. Ein Satz wie „Ich bin traurig“ oder „Ich bin glücklich“ reicht da oft nicht aus, um die Komplexität zu ergreifen.

Dazu kommt auch, dass nicht jeder Mensch gleich gute Fähigkeiten hat, Gefühle zu verbalisieren oder auszudrücken. Es gibt vor allem in den Charakteren der Menschen große Unterschiede, so neigen manche Menschen mehr zu introvertierten „Krankheiten“ wie Depression und sozialer Isolation, andere fressen es in sich rein (Essstörungen) andere wieder betäuben sich mit Arbeit, Alkohol, Drogen, usw.

Man muss also ein Gespür dafür entwickeln, was einem am meisten zusagt. Als ich mit dem Schreiben angefangen habe, habe ich alles für mich behalten und nur „Privat“ geschrieben. Das ist ein guter Start und auch schon schwer, weil man sich selbst gegenüber öffnet- manchmal der schwierigste Schritt. Krisen und schwierige Lebenssituationen zwingen uns dazu, einen spirituellen Schritt weiterzugehen und sich nicht vor sich selbst zu verstecken.

Wenn man genügend Mut hat, kann man diese eigentlich privaten Gedanken auch nach außen tragen, das kommt in gewisser Weise einem „Coming Out“ gleich und kann umgekehrterweise auch als sinnvolle Begleitung für ein richtiges Coming Out verwendet werden. Das Schreiben beschleunigt dann die Selbsterkenntnis und den Mut zu sich selbst.

Man kann niemanden zwingen oder „empfehlen“ das zu machen. Entweder man spürt die Bereitschaft und die Notwendigkeit dazu in sich selbst, oder man lässt es am besten gleich.

Auf der „Haben- Seite“ steht sehr viel: Mehr Selbstsicherheit, Ausgeglichenheit, emotionale Gesundheit, die sich auch auf den Körper auswirkt. Ruhigeren Herzschlag, besseren Schlaf, Vertrauen in die Welt und allgemeine Zufriedenheit. Leichteren Zugang zu anderen Menschen, stärkere Kreativität, mehr Ausdauer, weniger Hemmungen- letztendlich auch ein wichtiger Faktor für mehr Erfolg im Beruf!

Das Unterbewusste zu öffnen und an die Öffentlichkeit zu tragen kann auch gefährlich sein. Gerade weil unser Geist so machtvolle und „ehrliche“ Fähigkeiten in sich trägt, kann es passieren, dass man Tabus ausspricht. Dinge, vor denen andere Menschen Angst haben, die ihnen nicht passen. Ideen und Gedanken, die vielleicht reizvoll sind, aber mit Angst und Scham besetzt sind.

Darüber zu schreiben und vor allem darüber zu lesen, kann dann ähnliche Gefühle auslösen, als ob man sie selbst äußern würde- Widerstand ist die Folge, es entsteht ein „Trigger-Effekt“.

Ich kann nur davor warnen, diese Trigger absichtlich und bösartig einzusetzen, so nach dem Motto, „oh jetzt suche ich mal den wunden Punkt“ und ohne Überlegung und Feingefühl zu schreiben. Daher ist ein abschließendes Lesen mit einem „Verträglichkeits-Filter“ hilfreich.

Fragen können dann so aussehen:

Kann ich das schreiben? Verletze ich jemand damit? Ist es zu privat….

Ist es verständlich? Sind Logik-Fehler drin? Schreibfehler? Lücken, Brücken, usw.?

Für diese Verarbeitung der ehemals unbewussten und privaten, nun an die Öffentlichkeit gerutschten Fragen braucht man Leser, braucht man Vertrauen, braucht man Halt.

Wenn ein Feedback kommt, ist es schön und die Basis für Freundschaften. Man sieht, dass es Leute gibt, die sich damit beschäftigen, die etwas zurückgeben. Umgekehrt kann man auch bei anderen lesen und ihnen dieses Gefühl geben. Das ist wichtig! Es ist die Grundlage für Vertrauen, für menschliche Bindungen und Ausgeglichen-Sein.

Bloggen ist: das emotionale Leben von seiner schönsten Seite.