Die Depression der Gesellschaft

Alles auf Anfang. So seltsam fühlt sich die Zeit im Moment an. Wie der große „Reset-Knopf“ von dem alle reden. Aber nicht, dass er alleine im Äußeren gedrückt wurde, auch im Inneren hat es den großen „Reset“ gegeben.

Ich frage mich, woher es kommt? Das Alter, die Wechseljahre vielleicht? Mein eigener, verzerrter Blick zurück in die Jugend, die mir mit voranschreitendem Alter immer schöner und blumiger, aber auch wehmütiger und „weiter weg“ erscheint? (Vielleicht sollte ich mal ein Selfie machen)

Zwei-einhalb Jahre Corona liegen jetzt hinter uns und wir sind wie der Patient, der noch nicht ganz wieder genesen ist.

„Ob ich auch Corona hatte“, wollte meine Cousine gestern von mir wissen. „Eine schlimme Krankheit“ sage ich, aber nein, ich hatte sie noch nicht.

„Wie kannst Du dann sagen, dass sie schlimm ist?“ fragt sie mich mit aufgerissenen Augen. Erwischt! Ich überlege. Ja, wie kann ich das sagen? Ich kannte jemand mit Long Covid, der fand sie schlimm. Man liest so einiges darüber. Aber außer von den Erzählungen oder den allgegenwärtigen Medienberichten habe ich wohl keine Erfahrung damit. Nach dem Ende der Maskenpflicht hatte ich ein paar Mal Husten oder Schnupfen, aber war das jetzt wirklich Corona? Diagnostiziert hatte das niemand und alle Tests waren immer negativ. Also hatte ich nie Corona. Auch gut. Darf ich dennoch eine Meinung dazu haben?

Denn Corona und die „große Depression der Gesellschaft“, die hat auch mich erwischt.

Wir müssen zurück in die Vergangenheit. Für ein paar Wochen und Monate.

Depression, das ist der Zustand, in dem alles steht. Der Kopf sagt „stop“ – es geht nichts mehr. Keine Gefühle, keine Interessen, keine Hobbys. Sterben, inmitten vom Leben. Es fühlt sich alles taub und leer an und alles Wollen wird im ewigen Schlamm erstickt. Alles fühlt sich schwer und unerreichbar an und die Motivation selbst für die kleinsten Dinge ist nicht mehr vorhanden.

Depression, das ist aber auch die Chance. Hinter der Depression steht der Auftrag, wieder gesund und glücklich zu werden. Wenn das Glück weg ist, musst Du etwas tun, um es wieder zu erreichen. Gib Dir Mühe! „Anzuhalten, um zu lauschen“ hat ein Ratgeber mal geschrieben. Was steht denn da eigentlich? Wie fühlt sich das an, nichts zu fühlen, keine Interessen und kein Ziel zu haben? Welche Bilder fallen Dir ein? Was sagt Dir die Krankheit? Woher kommt der Schmerz, das Leid, das Elend?

Es ist wie auf der Autobahn. Manchmal fliegst Du mit 180 über die Straßen und fühlst Dich unsterblich, Deine Pläne und Arbeiten gelingen wie am Schnürchen und du kannst Dir keinen anderen Zustand vorstellen. Aber dann kommt auf einmal das Stauende. Alle stehen. Du musst bremsen, ob Du willst oder nicht. 150, 120, 100, 70, immer langsamer, 50, 30, Schrittgeschwindigkeit und dann Stillstand. Fenster runterkurbeln. Eine Fliege kommt aus der verdorrten Landschaft in den Innenraum geflogen. Sie ist schneller als Du und lacht Dich aus. Du stehst. Würdest gerne wieder Gas geben, aber es geht nicht. Vor dir ist noch einer. Und noch einer. Und 5.000 weitere. Alle stehen, alle sind depressiv. Die Gesellschaft steht im Stau.

Die Motoren brummen, verpesten die Luft, dann werden sie endlich abgestellt. Die Wirtschaft wird abgestellt. Kein Benzin mehr da. Alles zu teuer. „Autofreier Sonntag“. Tempolimit, weniger Fleisch, weniger Co2, keine Inlandsflüge mehr, länger arbeiten.

„Reichtum verteilen!“ schreien die anderen. „Es ist nichts mehr da, wenn ihr nicht arbeitet“ schreien die anderen zurück.

„Wochenarbeitszeit erhöhen“, bei den „Hartz IV- Leistungen kürzen“ wollen die einen- „Hochzeiten auf Sylt verbieten“ und „Steuergelder erhöhen“ die anderen. Vermögenssteuer wieder einführen, starke Schultern sollen mehr tragen und die Armut verbreitet sich dennoch unaufhaltsam in der Breite. „Jetzt wird auch die Mittelschicht getroffen“ schreiben die Zeitungen und rechnen uns die Heizkosten-Rechnung für den Herbst vor. Wer soll da gesund und munter bleiben? Wohlstandsverlust ist das Schlagwort dieser Zeit.

Energiemangel, das andere.

Was ist schon gerecht? Die Depression ist niemals gerecht. Sie trifft alle mittens ins Herz. Ins Leistungszentrum. Sie lähmt uns.

Zeigt unsere Sterblichkeit, unsere Vergänglichkeit und legt schonungslos jede Schwäche offen.

Die Depression zwingt dich auf unbarmherzige Weise dazu, dich zu ändern. Sie sagt, dies und das ist nicht okay, ändere es.

Es wird solange weh tun, bist du endlich ein paar Schritte unternimmst. „Reformbedarf“ gibt es schon seit den 2000er Jahren. Jetzt kommt die Quittung, denn die Reformen wurden verschlafen. „Deutschland muss wieder zukunftsfest werden“, und über den demogrrafischen Wandel haben wir auch schon seit 15 Jahren geschrieben und geredet. „Geredet“- es wurde immer nur geredet. Die Depression, „jetzt ist sie halt da“, wie unsere frühere Kanzlerin sagen würde.

Auf zum Tagesgeschäft, liebe Gesellschaft, liebe Politik und lieber Einzelne- es gibt viel zu tun, wenn Du wieder gesund werden willst!

Ich habe meinen Pieks

Zuerst habe ich gedacht, ich würde nie drankommen. Dann ging es plötzlich ganz schnell.
Mein Mann wollte mich persönlich nach Bad Dürkheim zum Impfzentrum fahren. „Falls Du Nebenwirkungen hast und dann nicht mehr fahren kannst“. Und der Hund durfte mit.
Es war ein regnerischer, kalter Tag Ende Mai. Das Außenthermometer zeigte 11 Grad und ich überlegte noch, ob ich mir eine lange Strumpfhose anziehen soll, weil meine Mutter gemeint hätte, im Wartebereich wäre es kalt und man müsste tlw. lange warten.

Schon am Eingang wird mir klar, dass es irgendwie „ernst“ ist. Überall stehen hohe, weiße Absperrungen und Bauzäune, an denen wiederum Verbotsschilder und Hinweisschilder aufgehängt sind. Man wird als große Masse durch eine klar erkennbare „Impfstraße“ gelotst. Am Anfang steht ein Mensch mit sichtbar erkennbaren Migrationshintergrund und kontrolliert den Ausweis und die Terminbestätigung. Nur eine „leichte Kontrolle“, nach einer Minute in der Schlange geht es gleich weiter. Es ist 20:15 Uhr und ich bin- wie im Schreiben empfohlen- 15 Minuten früher gekommen.
Im ersten Wartebereich sitzt niemand, also kann es gleich weitergehen. Ich komme in die Innenräume der „Salierhalle“, ein freundlicher Mensch mit erkennbaren Migrationshintergrund hält mir die Tür auf und bittet mich freundlich herein.

Am Schalter sitzt ein etwas unwirsch erscheinender Mensch mittleren Alters, der meine restlichen Unterlagen durchsieht. Ich weise ihn darauf hin, dass auf meinem Impfpass noch eine falsche Adresse (nämlich die von meiner letzten Wohnung in Mannheim) steht und ob das man das ändern könnte. Er sagt nur kurz „das ist ihr Problem, spielt ansonsten keine Rolle“ und reicht mir die Unterlagen zurück.

Ich komme kaum dazu, über seine Aussage nachzudenken und werde weiter zu einer Dame mit Fieberthermometer geschleust „34,4 Grad“ sagt sie, als sie mich kurz mit Infrarot an der Stirn abgetastet hat. Sie lächelt. Das Ausbildungsniveau der Mitarbeiter steigt und damit auch meine Nervosität. Ich habe einen Zettel und ein Klemmbrett ausgehändigt bekommen und soll noch an zwei Stellen unterschreiben „hier“ und „hier“ hatte der Mann gesagt. Wo nochmal genau? Ich blättere mich gerade durch die Unterlagen, da werden wir von einer freundlichen Stimme hingewiesen, dass es jetzt schon zur nächsten Station geht. Verdammt.

An der nächsten Station steht wieder ein Mensch mit erkennbaren Migrationshintergrund und möchte mir das Klemmbrett mit den beiden Unterschriften abnehmen. „Ich bin noch nicht soweit!“ protestiere ich und merke, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Dabei bin ich doch extra 15 Minuten früher gekommen, aber irgendwie in den falschen Zug eingesteigen. „Kein Problem, machen sie es einfach fertig, ich hole die Unterlagen dann ab“ sagt er freundlich.

Schnell blättere ich mich durch die Papiere und möchte sie noch ein bisschen lesen, aber es ist genau das gleiche, was man zu Hause auch schon auf dem Computer ausdrucken konnte. Ich kritzele meine Unterschrift dahin, wo das unübersehbare X ist und stelle fest, dass der Kugelschreiber bald den Geist aufgibt. So wie meine Nerven.

Es folgt eine „Belehrung“ über die Impfung von einem Menschen ohne Migrationshintergrund mit erkennbaren höherem Ausbildungsstand (vielleicht ein Arzt). Neben mir sitzen ein paar dicke Menschen und unterhalten sich.

Im Hintergrund sitzt eine Frau und geht die gestapelten Klemmbretter mit den Impfpässen durch. Sie hat eine riesige Menge an Aufklebern dabei, checkt die Unterlagen und stempelt für jeden die Impfbestätigung „Comirnaty“ hinein.

„Sie werden heute mit einem sogenannten mRNA Impfstoff geimpft“ erklärt der höher-gebildete Mensch, der leider ein bisschen zu leise spricht oder ich bin zu weit weg. Was er so sagt, klingt ganz interessant, aber ich höre irgendwie nur die Hälfte. Dann nimmt er sich den Stapel mit den abgestempelten Klemmbrettern und Impfpässen und wird von der Dame darauf hingewiesen, dass noch ein paar Unterschriften fehlen. Er liest die Namen durch, geht zu den Menschen neben mir und weist nochmal darauf hin, dass man bitte da, wo das „X“ ist, unterschreiben sollen.

Dann bin ich schon dran. Er checkt meine Unterlagen „Alles richtig gemacht“, ich darf zur nächsten Station.

Hier beginnt klar erkennbar der medizinische Bereich. Große, aus Holz gebaute Impfkabinen, Vorhänge, Desinfektionsmittel. Man solle bitte die Garderobe an den Haken hängen und den Oberarm freimachen.
Es geht Zack auf Zack.

Ein Mensch mit blauen Klamotten, Arztschuhen und professionellem Auftreten kommt in die Kabine und legt eine kleine Schale mit Spritze auf den kleinen Tisch. Das wird also meine „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Spritze. Sieht unspektakulär aus. Ich schaue sie dennoch neugierig an und merke, wie in mir die Vorfreude auf Reisen, Restaurants, Freunde aufsteigt. Alles in dem kleinen Ding da, mit den Messenger-Botenstoffen und dem magischen Schlüssel gegen das Spike-Protein.

Ich sitze auf einem wackeligen Drehstuhl aus Plastik und drehe gelangweilt meinen Oberkörper hin und her. Gegenüber sind zwei Mädchen (eine Patientin und ihre Freundin) die kichern, sichtbar aufgeregt sind und ab und zu rüberschauen, was die ältere Dame da so macht..

Dann kommt nochmal Mr. Blaukleidung in meine Kabine, das Herz pocht, er zieht den Vorhang zu und sagt „bitte den Oberarm etwas lockerer“ lassen, weil ich natürlich angespannt bin. „Es kann gleich ein bisschen pieksen“, sagt er noch, dann tut es HÖLLISCH weh, weil er genau den Nerv getroffen hat, ich lächele ihn dennoch dankbar an und er meint „bitte in den Warteraum 15 Minuten warten, dann zum Checkout“.

Ich komme also zum Ende der Wartestraße. Noch mehr Schilder, bitte nicht fotografieren, kein Handy, dankbare Ruhe, beinahe wie in einer Kirche, nur dass man nicht zu dicht gedrängt, sondern mit mehr Abstand zusammen sitzt. Ich überlege, ob mir schummrig wird oder es nur die Aufregung ist?

15 Minuten Ruhe, Nachdenken, ein herrlicher Moment. Hin und wieder steht jemand auf und geht zu einem der Checkout-Schalter. Ich staune, wieviel Personal man für die Impfungen aktivieren konnte. Hier sitzen vielleicht 20 Patienten, aber es gibt drei Schalter mit gut ausgebildeten Menschen und einem Leiter, der hin und geht und ab und zu einen Kommentar macht. Warten. Der eine Mann hinter dem Schalter holt ein Wurstbrot aus einer Box und kaut darauf. Ich muss schmunzeln, hab auch schon wieder Hunger. Blick auf die Uhr: Noch 3 Minuten. Vor mir steht jemand auf und geht zum Schalter. „Danach ich“ denke ich mir und überlege, wie historisch dieser Moment ist. Und dass es sowas eigentlich noch nie gegeben hat.

Dann stehe ich auf und checke aus.

Draußen scheint immer noch ein bisschen die Sonne und mich empfängt eine herrlich klare frische Luft.

Am nächsten Tage habe ich nur etwas leichte Kopfschmerzen und fühle mich ansonsten einwandfrei. Ich bin sehr erleichtert und dankbar, dass das alles so gut organisiert wurde! Und sich soviele Menschen dafür einsetzen, dass wir wieder aus der Pandemie herauskommen werden.

Lockdown-Smockdown

Was kann man schon zu dieser komischen Zeit schreiben, die wir im Moment erleben?
Auf der einen Seite denke ich mir manchmal „Toll, du wirst Zeitzeugin einer Pandemie, wie spannend das ist“ – dann wieder merke ich, wie ernst die Lage ist, täglich über 1.000 Tote im Moment, vor allem die Alten sterben uns unter der Hand weg und kein Halbgott in Weiß kann etwas dagegen ausrichten.

Was wird den Menschen in 100 Jahren über diese Pandemie in Erinnerung bleiben? Was werden die Erlebnisse, über die Filmemacher und Autoren ihre reißende Bücher schreiben? Manchmal denke ich, vielleicht gar nicht soviel. Wie jede Krankheit ist auch die Pandemie etwas, das wir schnell wieder vergessen wollen. Wir gehen da durch, es ist unangenehm, aber danach wollen wir nicht daran erinnert werden. Man verdrängt die unangenehmen Erfahrungen.

Ich schreibe daher mal auf, wie ich es empfinde: Die Pandemie ist unglaublich langatmig. Man kann durch die Lockdown-Maßnahmen nur sehr wenig unternehmen. Die Krankheit ist auf jeden Fall „langweilig“ für die, die nicht direkt betroffen sind. (Die Lage der Ärzte und Pflegekräfte und auch der Kranken kann ich nicht beurteilen und sie sollte daher an anderer Stelle diskutiert werden).

Seit Februar 2020 bin ich auf dem totalen „Freundes-Entzug“, das ist jetzt fast ein Jahr her. Alles ist zum Erliegen gekommen: Keine Freundin mehr im Cafe treffen, keine größeren Instameets, kein Sprachen lernen in der Volkshochschule, keine Foto-Kurse, kein Sport. Am Anfang habe ich mich noch freiwillig isoliert und bin auf Rückzug gegangen, mittlerweile wurden die Maßnahmen dann auch politisch festgezurrt. Seit über einem Jahr bin ich fast nur noch in der Natur unterwegs, auf den Feldern, im Wald – aber in fast keiner Stadt mehr. Seit einem Jahr haben wir keine „richtigen Geschäftsreisen“ mehr gehabt. Alles läuft über dieses kleine Gerät in unseren Händen, per Email, Telefon und auf großen Monitoren ab. Für unsere kleine Firma sind die Maßnahmen sehr hart und wenn wir keine guten Vorarbeiten in den letzten 5 Jahren geleistet hätten, hätten wir die Pandemie vermutlich nicht überstanden.

Der Reise- und Bewegungsbereich ist deutlich zusammengeschrumpft. Habe ich im Jahr 2019 noch knapp 80 Prozent der Welt umrundet, waren es 2020 nur noch 30 Prozent (laut Google-Statistik). Das ist wirklich wenig. Viel-Reisende mit dem Flugzeug kommen locker auf mehr, bei mir betreffen die Bewegungsdaten eigentlich nur das Auto, Fahrrad und die Fußstrecken. Die Globalisierung ist zum Erliegen gekommen, denn das wesentliche Merkmal des globalisierten Menschen ist seine Bewegungsfreiheit.

Was mich wirklich schockiert an der Pandemie ist der gesellschaftliche und vor allem politische Umgang damit:
Der einzige Ausweg aus der Misere, eine flächendeckende und effiziente Impfung wurde verschlafen. Andere Länder wie z.B. Israel haben bereits 20 Prozent ihrer Bevölkerung geimpft, Deutschland dümpelt irgendwo bei 0,8 Prozent (die genauen Werte ändern sich ständig). Im entscheidenen Moment wurde gespart, wo andere längst „geklotzt“ haben. Die Politiker versuchen sich nun heraus zu reden, aber ihre Argumente wirken schwach und leblos.

Es zeigt sich, dass die Politiker insgesamt ein sehr schlechtes Menschenbild haben, denn sie wollen unser Leben auf die Arbeit und das Einkaufen reduzieren.
Was in den Familien passiert, bei der Erziehung, bei den jungen Menschen, was der Lockdown seelisch mit uns macht- ist ihnen völlig egal.

Wer für seine Freiheit eintsteht, gilt unter Staatsfreunden schnell als „radikal“ und „Querdenker“- Protest an den Maßnahmen ist nicht erwünscht.
Es gibt Berufsverbote, es gibt soziale und materielle Schieflagen, zunehmende häusliche Gewalt, Konflikte die nicht gelöst werden können und unendliches Leid erzeugen. Das ist sehr traurig. Und ein Protest dagegen ist nicht „quer“, sondern basiert auf dem gesunden Menschenverstand und unserem Bedürfnis nach Freiheit und seelischer Unversehrteiht (auch das ist ein Recht). Die Politik scheint das alles nichts anzugehen. Sie schauen auf die Zahlen, auf die vielen Toten auf die Inzidenzen, wie kalte Mathematiker und wenn da etwas nicht passt, muss halt leider alles geschlossen bleiben. Man macht es sich zu einfach, wo die Antworten ausgewogen und durchdacht sein müssten.

Die wichtigste Frage ist doch: Bringt der Lockdown wirklich etwas? Bis jetzt scheinen die Maßnahmen nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Die täglichen Neuinfektionen bleiben auf einem hohen Niveau, die Todeszahlen steigen weiter an , nur bei den Zahl der Intensivpatienten gibt es eine „leichte Entspannung“.

Und so muss jeder sehen, wo er bleibt. Arbeiten und Einkaufen ist ja noch erlaubt, der Rest bleibt auf der Strecke.

„Die Pandemie kostet Lebenszeit“, hat mir eine gute Freundin letztens mal gesagt. „Die verlorene Zeit bringt Dir niemand zurück.“ Für uns Menschen im mittleren Alter ist das vielleicht noch zu verkraften, aber was ist mit den Kindern und Jugendlichen, die dringend ihre Freunde sehen und sich zusammen mit anderen entwickeln müssten? Wer gibt ihnen ihre Chancen zurück?

Der Umgang mit der Pandemie zeigt auch unser seltsames Verhältnis zur Gesundheit und zu Leben und Tod. Die Alten, die gut und lange gelebt haben, die alles gesehen haben und nun schwach und krank sind, wollen wir um jeden Preis schützen, aber für die jungen Leute, die sich entwickeln wollen und ihr ganzes Leben noch vor sich haben, entwickeln wir keine brauchbaren Konzepte. Wir wollen den Tod vor dem Tod schützen, aber für das Leben haben wir keinen Plan.

Alle Schwächen der Gesellschaft werden im Moment gnadenlos aufgedeckt, vor allem die Schwächen im Gesundheitssystem (zu wenige Pflegekräfte), die Schwächen in der öffentlichen Verwaltung, das Zuständigkeits- und Regelungswirrwarr von großen Institutionen wie der EU zum Beispiel.

Es wird auf Kante gelebt und in die großen Schuldentöpfe gegriffen, aber wer das alles bezahlen soll, ist völlig egal. Später kann man dann gerne wieder in die Taschen der Arbeitenden oder Vermögenden greifen, so wie man es gewohnt ist. Die Krankheit des Systems wird weiter mit der Gesundheit der Wenigen am Leben gehalten.

Als ich das Thema „Kosten der Pandemie“ auf Twitter mal angesprochen habe, hat ein „Schwerkranker“ mir geantwortet „ist doch nur Geld“ – darauf meine Antwort „solange es nicht meins ist“. Kurzum: Wer krank ist, darf fordern – die anderen müssen schauen, wo sie bleiben. Das nennt man dann „Solidarität“, bis die Gesunden auch krank werden.

Es geht aber viel mehr als nur um Geld. Die Pandemie kostet unsere Lebenszeit und sie vernichtet unseren sorglosen Lebensstil, wie wir ihn eins kannten. Sie nimmt unsere Träume, sie zerstört Hoffnungen und Familien bangen um ihre Existenzen.

Die Pandemie ist ein so zentrales Thema und sie betrifft so viele Menschen mittlerweile, dass eigentlich im großen Stil darüber diskutiert werden müsste. Aber Unzufriedenheit gilt schnell als „rechts“ (Warum?) und kritische Töne sind nicht erwünscht, wenn der gemeine Bürger darauf dressiert werden soll „staatsgläubig“ zu sein. Wir müssen aber Widerstand leisten. So wie wir gegen die Krankheiten Widerstand leisten müssen, so brauchen wir auch inneren Widerstand gegen Personen, die uns unterdrücken wollen und Beschlüsse, die uns nicht gut tun, weil sie nicht durchdacht sind oder am Ziel vorbeischießen.

Wir brauchen die Kraft, auch mal „nein“ zu sagen und wir dürfen und müssen (!) unseren eigenen Kopf benutzen. Wir brauchen endlich ein Gesundheitssystem, das an den Menschen glaubt und Gesundheit fördert, anstatt nur eine größere Behörde zu sein.

Wir benötigen endlich das breite Bewusstsein in der Gesellschaft, wie wichtig die seelische Gesundheit und intakte Familien sind.

Wir brauchen einen Zusammenhalt, Politiker die uns durch entschlossene Maßnahmen Freude auf die Zukunft machen..

Keinen Lockdown ohne Ausweg.

Meine zwei neuen Freunde

Ich möchte Euch über meine neuen Freunde ein bisschen was erzählen. Das ist immer schwierig, wenn es sich dabei um lebende Menschen handelt, mit denen man ja auch noch zu tun hat. Ich möchte nicht zuviel „ausplaudern“, es aber auch nicht für mich behalten. Ich fühle in mir ein positives Gefühl, eine Begeisterung für Menschen, die einfach ihren Ausdruck in der Kunst finden muss.

Manche Menschen malen ein Gemälde von einer Blume, die sie schön finden, andere können sich eher für fremde Städte oder Eisenbahnen begeistern- meine Leidenschaft schlägt für neue Menschen. Für Menschen, die ich innerlich wie äußerlich „schön“ finde.

Der eine neue Freund ist ein Arzt. Das hab ich erst lange nicht gewusst. Er hat es mir gar nie erzählt. Mir ist nur aufgefallen, dass er sich immer sehr einfühlsam auf meine „Stories“ eingestellt hat, dass er sehr genau gespürt hat, was ich so zwischen den Zeilen ausdrücken wollte. Er hat sogar meine Gefühlsschwankungen erkannt und sich gemeldet, wenn ich zu depressiv geworden bin. Kurzum: Ein sehr netter, einfühlsamer Mensch. Mittlerweile schickt er mir Bilder aus seinem Privatleben, Bilder aus seinem beruflichen Alltag (der sehr spannend ist!) oder mit seiner Familie. Und er teilt sie so freizügig mit mir, als ob ich eine gute Cousine wäre oder die Schwester, die im Haus nebenan wohnt. Wie er mit seinem Hund Gassi geht. Oder wie der Hund sich bei seiner Tochte im Bett gemütlich macht. Wie er mit seinem kleinen Mädchen Pilze sammeln geht. Das ist herzerfüllend. Es gibt mir ein Stück Familie. Die Familie, die ich selbst ja nicht habe. Er hat überhaupt keine Hemmungen und vertraut mir alles an. Und er hört mir auch immer zu. Das finde ich sehr nett. Obwohl ich vermute, dass er mich mag, ist er überhaupt nicht aufdringlich. Sondern sehr diskret und höflich. Er ist so ein Mann, wie sich eine Frau ihn immer wünscht: Jemand, der zuhören kann, der die Sorgen der Frau ernst nimmt, der nicht auf Sex aus ist. Ein richtiger Freund. Das Lustige ist: Ich habe jahrelang mit ihm die Schule geteilt, ihn da aber nie kennengelernt. Er war eine Klasse über mir. Erst jetzt, ca. 20 Jahre später lerne ich ihn richtig kennen.

Ich habe lange überlegt, ob ich ihm erzählen soll „was mit mir ist“, es dann aber nicht getan. Generell geht es ja niemand etwas an. Irgendwann, dann nach ca. 3 Jahren Kontakt habe ich herausgefunden, dass er es schon längst weiß!

Und das haut mich doppelt um. Weil ich oft denke, dass ich wegen meiner Veranlagung „nicht liebenswert“ sei oder für Hetero-Männer ein reinster Albtraum, mit denen sie nichts zu tun haben wollen. Weil ich immer noch, nach all den Jahren mich dafür schäme „so zu sein“ und es auch niemanden sagen möchte. Und dann kommt jemand an, und sagt, dass er alles an Dir mag und gut findet, so wie es ist! Das macht ihn so besonders, weil man das bei Menschen nur sehr selten findet.

Der andere neue Mensch ist eine Frau. Eine sehr nette, ruhige Frau, die ich gleich von Anfang an sehr gemocht habe. Mein Kontakt zu jüngeren Frauen läuft oft gut (sie ist 12 Jahre jünger), manchmal denke ich, dass sie das „Mütterliche“ oder gar „Väterliche“ in mir finden. Ich weiß nicht genau, was es war, das uns so angezogen hat. Denn einen Menschen über Instagram kennenzulernen, ist ja eine Sache der Hürde. Man kann nicht wirklich viel über einen Menschen erfahren, außer die Dinge die in seinen (ihren) Worten oder Bildern verborgen liegen. Das muss aber längst nicht den ganzen Menschen ausmachen! Ich habe die Frau also lange nur „Mrx X“ genannt, weil sie so etwas geheimnissvolles hatte und sich mir nie ganz anvertraut hat. Eigentlich ist sie sogar sehr still und redet wenig. Ich muss die Informationen immer ein bisschen aus ihr herauskitzeln. Dann klappt es aber gut. Ich gehe vorsichtig vor und das mag sie. Sie ist umgekehrt auch sehr vorsichtig und diskret und fragt mich nie peinliche Dinge. Ich kenne sie jetzt seit Februar und mit der Zeit hat sich eine ziemlich gute, feste Freundschaft etabliert. Wir haben uns einmal im echten Leben getroffen und schicken seit kurzem auch Sprachnachrichten hin und her. Das ist meistens ein untrügliches Zeichen, dass die Freundschaft enger und besser wird. Sie ist ein Mensch, der irgendwie immer da ist, der immer ausgeglichen wirkt und auch immer interessante Dinge zu erzählen hat. Was will man mehr von einem Freund? Bzw. von einer Freundin?

Diese beiden neuen Menschen sind sehr wichtig geworden in meinem Leben. Sie bilden „stabile Beziehungen“ auch außerhalb von Partnerschaft, Ehe und Familie. Ich glaube, dass solche Freunde sehr wichtig sind.

Genauso wie die alten Freundschaften übrigens, die man auch weiterhin pflegen sollte.

Bürotür zu, Koffer auf

Hin und wieder muss man einfach Urlaub machen. Abschalten. Entspannen. Ganz bewusst.

Doch so einfach, wie man sich das vorstellt, ist es nicht immer.

Für viele Menschen ist Arbeit mehr als nur eine Tätigkeit, die man notgedrungen gegen Geld ausübt.
Für viele Menschen ist Arbeit auch eine Methode, um sich persönlich entfalten zu können. Man möchte sich z.B. irgendwo einbringen. Man möchte „Leisung bringen“ und dann die Früchte seiner Arbeit sehen. Wenn die Belohnung ausbleibt, wenn der Chef zu wenig lobt, die Kunden nörgeln oder das Gehalt zu mickrig ist, stellt sich keine Befriedigung ein. Man denkt dann „okay dann stimmt irgendwas mit mir nicht und ich muss einfach nur noch mehr arbeiten“. Dann werden die „Belohnungen“ schon kommen. Aber hier liegt ein großer Denkfehler vor. Denn die Belohnungen kommen nur selten „von außen“. Viele Belohnungen muss man sich selbst geben. Man muss der Arbeit selbst einen Sinn geben- und sich von der negativen Außenwirkung befreien. Und genau wenn man das schafft, schafft man es auch, mal auf die Bremse zu treten. Wenn ich selbst der Mensch bin, der sich motiviert, der gerne arbeitet- dann kann ich genauso auch der Mensch sein, der mal bremst. Der bewusst abschaltet. Der die Arbeit pausiert. Der begreift, dass das Leben noch aus vielmehr besteht, als nur ständige Arbeit und Rückmeldungen von außen in Form von Geld und Anerkennung! Sich davon zu lösen ist schwer. Weil die Tätigkeit ohne Belohnung erstmal seltsam anmutet. Kein Ergebnis sehen, einfach nur in den Tag leben? Nachdenken vielleicht, ein gutes Buch lesen, oder ein Gespräch führen, dass nicht auf Produktivität ausgerichtet ist? Für viele Menschen ist das sehr schwer.

Menschen, die dann nach langer Berufstätigkeit in die Rente gehen, fallen erstmal in ein Loch. Die Arbeit hat das ganze Leben strukturiert, dahinter war nicht viel. Es wurden niemals Hobbies ausgelebt und auch die Freunde und sozialen Kontakte haben stark gelitten. Man hat immer die Arbeit „ganz nach oben“ geschoben und dahinter blieb nur ein schwarzes Loch. Dieses schwarze Loch ist aber auch ein Teil unseres Ichs, unsere verdrängten Anteile, die wir nicht sehen wollen- die uns aber als Mensch mindestens genauso prägen und charakterisieren wie die Dinge, die wir „erzeugen“. Wenn wir lange weggeschaut haben, und immer nur alles mit Arbeit zugedeckt haben, wird es manchmal schwer, zurück an diese charakterlichen Baustellen zu gehen. Und es kann niemand für uns übernehmen, wir müssen das selbst hinbekommen!

Für viele Menschen bedeutet Arbeit die Freude am Tun, die Freude am Schaffen. Man beschäftigt sich mit logischen Dingen. Man investiert Energie und man sieht die Fortschritte. Vor allem der Erfolg ist für viele Menschen sehr reizvoll. Maßeinheiten gibt es genug: Die Zahl der Likes, die Zahl der Follower, das Geld, das wir verdienen oder die Zahl unserer Mitarbeiter. Anderen Menschen zeigen wir unseren Status über das Auto, das wir fahren und die Wohlgeformtheit unserer Vorgartens oder unserer Frau. Aber Statussymbole sind nie fertig, nie endlich. Nach oben hin wird es immer etwas geben, das wir nicht haben. Es wird immer jemand geben, der mehr hat als wir. Also können wir auf dem Weg auch nur sehr schlecht glücklich werden!

Für andere Menschen wird die Arbeit zum Selbstzweck. Man macht etwas gerne, weil man sich dafür interessiert. Der äußere Zweck ist unwichtig geworden. Man arbeitet, also ist man. Alle anderen nicken nur stumm und finden sich damit ab. „Der ständig arbeitende Mensch“ ist sowas wie der Normalzustand in unserer Gesellschaft geworden. Auf die „Arbeitslosen“ und „Lebenskünstler“ blicken wir nur spöttisch herab, die können wir nicht wirklich verstehen. Oder gar ein Leben ohne Geld anstreben? Für viele von uns unmöglich!

Dazu kommt, dass der äußere Druck wirklich hoch ist. In der Erziehung werden schon die Grundlagen gelegt. Wir sollen Leistung bringen, Fehler vermeiden und immer nach dem Höchsten und nach dem Besten streben. Mangelnder Arbeitseinsatz und Fehler werden bestraft, Pünktlichkeit, Ordentlichkeit und sogar „Teamfähigkeit“ werden erwartet. Dabei bedeuteten die meisten gesellschaftlichen Werte nur, dass wir uns irgendwie an andere anpassen und selbst weniger frei sein dürfen. Die Welt ist voller Konsumgüter, die wir uns aber nur „leisten“ können, wenn wir selbst etwas leisten. Später kommt dann der Druck der Familie und der Ehepartner hinzu. Der Partner erwartet von uns, dass wir arbeiten. Und die Kinder müssen etwas essen, das Haus muss abbezahlt werden. Ohne dass wir es merken, rutschen wir in eine Unfreihheit hinein, die jegliche Spontanität und Lebenslust abtöten kann. Die Wirkung zeigt sich auf verschiedenen Ebenen. Wir verlieren vielleicht den Appetit oder unsere Freude an der Sexualität. Wir sind nicht mehr „wir selbst“, sondern wir brennen aus. Wir haben so stark für andere und für unsere Projekte gebrannt, dass in uns nur noch Asche übrig geblieben ist. Wir haben vergessen, die Temperatur des Arbeitseifers zu regulieren und rechtzeitig für Nachschub, also für neue Energiereserven zu sorgen! Die Folge ist, dass auch das Feuer nicht mehr so schön brennt. Es wärmt uns nicht mehr. Wir müssen uns ganz bewusst zurücklehnen und „abschalten“. Mal in uns gehen. Das eigene Ich wieder spüren. Erkennen, was mir fehlt!

Arbeiten ist auf lange Sicht nur sinnvoll und heilsam, wenn man auch ausreichend erholsame Pausen einlegt.

Schließe mal die Bürotür hinter Dir, wirf den Schlüssel weg- sieh dich und deine Arbeit mal von außen, aus großer Entfernung und komme erst nach drei Wochen wieder zurück!

Der neue Ernst

Was das Corona-Virus mit unserer Gesellschaft macht

Der Weg zur autoritären, anti-demokratischen Gesellschaft ist nicht weit, wenn die Welt in eine Krise rutscht.
Zuerst kommen die persönlichen Einschränkungen, die man alle noch locker wegstecken kann. Dann fallen die Schulen und Kitas aus.
Die Frauen müssen wieder in ihren eigenen vier Wänden bleiben, weil sonst keiner den Job macht. Der Mann steht auf der Arbeit unter Druck. Entweder es herrscht ein unfreundlicher Ton unter Kollegen, harter Wettbewerb und eines Tages fürchten sie sich alle vor der Arbeitslosigkeit. Weil jetzt auch die jungen Frauen so schön daheim sind und abends in keine Disco oder Bar gehen, sind die Männer erstmal unter sich. Durch die massive männliche Zuwanderung gibt es in einem bestimmten Alterssegment sowieso einen „Männerüberschuss“ und es ist kein Wunder, dass es genau der Altersanteil ist, der durch Aggression und wenig Kompromissbereitschaft auch den Herkunftsländern große Probleme bereitet. Und es ist für die Migranten ein leichtes, sich mit den hier lebenden, deutschen Jugendlichen zu verbinden. Was sie nämlich eint, ist das Gesfühl des „Ausgeschlossenseins“- der blinde Hass und die Zerstörungswut ist unpolitisch und einzig und allein ein Ausdruck der inneren Perspektivlosigkeit.

Die Restaurants bleiben geschlossen und der große Aufschwung will auch im Sommer einfach nicht kommen. Das setzt die kleinen Selbstständigen und kleinen familiengeführten Restaurants stark unter Druck. Der Druck wird natürlich nach innen, in die Familie weitergegeben. Ein Anstieg von Kindesmissbrauch- oder Misshandlung kann die Folge sein. Aggression von Jugendlichen bedeutet auch immer, dass sie selbst in der Erziehung Aggressionen ausgesetzt waren und diese als „Mittel der Erziehung“ eingesetzt wurden.
Die Fußball-WM fällt aus, die Gefühle der Zusammengehörigkeit und des freundlichen Wettbewerbs fehlen völlig. Keine Sportveranstaltungen, kein Mannschaftssport! Keine Möglichkeiten, die angestauten Aggressionen friedlich zu entladen und sich wieder im sportlichen Miteinander, als nur im Gegeneinander zu begegnen. Gerade junge Männer brauchen die Bewegung, weil sie sonst das überschüssige Testosteron nicht abbauen können! Früher hat dann wenigstens die Bundeswehr diese Rolle übernommen und die jungen Männer in die Gesellschaft „eingeführt“, aber auch diese fällt als prägende und bildene Kraft für einen gesunden Staatsbürger mangels Wehrdienst aus. Die jungen Männer haben also keine Schule, keine Freundin, kein Sport, keine Disco, keine Bundeswehr, kein Wettbewerb- sie haben gar nichts außer Alkohol und Langeweile! Und Lebewesen, die in einer Sackgasse stecken und keinen Ausweg sehen, werden immer mit Aggression reagieren. Jetzt nur mit Härte und mehr „Polizeiarbeit“ zu reagieren, wird die zugrunde liegenden Probleme nicht lösen, sondern eher verschärfen. Was die Gesellschaft braucht, ist eine Antwort auf die Krise der Jugendlichkeit. Denn die „Jugendlichkeit“ ist das Herz und die treibende Kraft unseres eigenen Landes, ganz egal, aus welchen Nationalitäten oder Gesinnungen sie zusammengesetzt ist.

Es werden für alle Menschen Regeln und Vorschriften eingeführt, um die Gefahr des Virus zu bannen. Für gebildete, eigenverantwortlich lebende Menschen in großen Häusern mit viel finanzieller Freiheit bedeutet das kein Problem. Aber in der Armut spaltet das Virus viel stärker. Da werden die engen Wohnungen und das schlechte Immunsystem (Rauchen, Ernährung, Bewegungsmangel, etc.) zu einem großen Problem. Natürlich ist die Pandemie mit Einschränkungen und Spaß-Verzicht für alle verbunden! Unsere an sich so tolle freie Gesellschaft, die nur Wirtschaftswachstum, volle Straßen und Regale kannte, endlos feiern und jederzeit in den Urlaub fliegen konnte- all das gibt es plötzlich nicht mehr. Dazu die düstereren Zukunftsaussichten und die massiven Schulden, die aufgenommen werden. Die Arbeitslosigkeit wird bis tief in die bürgerliche Mittelschicht eindringen und uns richtig durchschütteln. Lang gewachsene Industrien, die für Deutschland lange den Wohlstand erwirtschafteten, wie die Autoindustrie, der Flugzeugbau oder der Maschinenbau werden ebenfalls unter Druck geraten. In modernen Technlogien wie der Digitalwirtschaft oder der Biotechnologie und Robotik ist zu wenig nachgekommen. Der Aktienwert der deutschen Firmen ist im Vergleich zu amerikanischen oder chinesischen Firmen ein schlechter Witz. Hier braut sich bereits die nächste Krise zusammen, wenn die Steuerlast nach der überstandenen Krise nach oben korrigiert werden muss, es aber keine ausreichenden Produktivitätszuwächse in der Wirtschaft gibt. Dann muss der Staat sich das fehlende Geld bei der arbeitenden Bevölkerung holen- wo es aber auf Grund der hohen Steuerlast auf Arbeit und Einkommen nur noch wenig Spielräume gibt.

Überall, wo ich mich umhöre oder versuche, ein Gefühl für die Situation zu bekommen, merke ich eine Verschlechterung und Verschärfung des Tons. Die Menschen werden wieder härter, egoistischer. In diesen Zeiten geht es wirklich um was. Dieses Jahr hat nichts mit „Spaß“ zu tun, es ist ernst geworden. Schleichend, aber unaufhaltsam sickert der neue Ernst in unsere Gesellschaft ein. Natürlich bricht dann auch Hass und Randale auf, so wie in Stuttgart gesehen. Wir können der Jugend eigentlich dankbar sein, denn diese „unbeherrschten Teile“ der Gesellschaft sind wie ein Seismograph für die Schwingungen, die im Unterboden der Gesellschaft schon deutlich zu spüren sind. Es ist kein Wunder, dass die „Black Lives Matter“ Debatte gerade jetzt in den USA hochkocht und gerade jetzt die gesamte Geschichte des Landes durch das Stürzen von Symbolen und Statuen kritisch hinterfragt wird. Dieses Virus übt einen Druck auf den Zusammenhalt aller Gesellschaften, aller Länder und aller Menschen aus. Es ist ein Krisenbeschleuniger in jedem Bereich, den man sich vorstellen kann. Die schlechten Arbeitsbedinungen in der Fleischindustrie zum Beispiel wurden schon lange kritisiert, aber jetzt „endlich“ ist auch der politische Wille da, etwas zu ändern. Das wird natürlich auch zu Druck auf die Handelsketten führen müssen (über die bis jetzt noch keiner redet) und am Ende wird es auch bedeuten, dass wir mehr Geld für Fleisch auf den Tisch legen müssen.

Dieses Virus kann man nicht mehr verdrängen oder „schönreden“, es führt zu tatsächlichen realen Veränderungen in unserem täglichen Leben und in der Wirtschaft. Und was neu ist: Jedes Land auf der Erde ist gleichsam betroffen. Es gibt niemand, der daran vorbeikommt oder den es nichts angeht. In dieser „Gemeinsamkeit“ des Leidens liegen aber auch die Möglichkeiten für eine geeinte Antwort.

Was vom Virus übrig blieb

Das Corona-Virus ist ein Arschloch. Seit Wochen hält es uns in Bann. Immer wenn Du denkst, jetzt ist es gerade überwunden, kommt es mit aller Härte zurück.

Wir ziehen uns alle brav unsere Masken auf, halten an der Brötchenkasse Abstand zu unserem Nachbarn und bestellen beim Kellner unser Essen, der aber -weil er selbst eine Maske tragen muss- irgendwie schlechter hört als sonst! Dabei hat er das Ding doch eigentlich über der Nase und dem Mund und nicht vor den Ohren! Wir laden uns brav die neue 60 Millionen Euro App herunter, schalten unser Bluetooth immer an, auch wenn das mordsmäßig Akku zieht. Und dann gibt es da ein paar Chaoten, die feucht fröhlich auf ihren Schlauchbooten ihre Techno-“Demonstration“ feiern müssen! Aber, da haben wir nochmal Glück gehabt, denn das Arschloch-Virus deckt leider nur da wirklich Versäumnisse auf, wo es auch wirklich welche gibt. Bei den armen Fleischzerlegern z.B. die mit Sub- Sub- Sub Verträgen fast noch stärker ausgebeutet werden, als das arme Schlachtvieh, dass sie da für einen Hungerlohn für unsere samstägliche Grillwurst zerlegen. Könnt Ihr Euch noch an das bäuerliche Geschrei erinnern, als es vor ein paar Wochen noch hieß, dass wir vermutlich zu wenige Billig-Arbeitnehmer haben, die unseren Spargel aus der Erde stechen oder die kleinen roten Erdbeeren für uns abrupfen? Als ich letztens eine Fahrradtour durch die schöne Pfalz gemacht habe, kamen mir zwei volle Busse mit „Erntehelfern“ entgegen, die von der Arbeit nach Haus gefahren wurden. Der Bus war voll belegt, jeder Platz und als ich mir die traurigen und müden Gesichter hinter der Scheibe angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass es für Masken wohl kein Geld mehr vom netten Bauern-Arbeitgeber gab…
Ach und die armen Schweine erst in ihren Legehennenbetrieben, auch „Wohnung“ oder „Flüchtlingsunterkunft“ genannt, z.B. in Göttingen oder Kassel. Eingepfercht wie die Hühner, bei schlechten Essen und noch mieseren Wohnbedingungen, sind wir jetzt alle ganz verwundert, wie schnell das Arschloch-Virus um sich greift und alle dahinrafft wie eine große, dicht gedrängte Fledermaus-Kolonie. Vielleicht hätte man doch früher, schon… ja hätte, könnte, jetzt ist es zu spät! Aber die Polizisten mit Kartoffen bewerfen, wie kann das denn jetzt sein? Gibt es da etwa „versteckte Kritik“ an den Unterkunftsbedingungen?

Bei manchen Menschen scheint das Virus aber auch das Gehirn zu befallen, oder wie soll man sich die jüngste Randale in der Innenstadt von Stuttgart sonst erklären? Da kommt man gerade frohgelaunt aus der Shisha-Bar oder vom saufen mit den Kumpels an der Ecke und schon grölen ein paar von den Freunden an der nächsten Straßenecke, dass es da „Krawall gibt“. Na los, da muss man schnell mitmachen, gibt sowieso nicht viel zu tun für die jungen Leute. Schule abgeschafft, Uni abgeschafft, Festival, Weinfest, Disco abgeschafft. Da hat das Arschloch-Virus viel Zeit, im Gehirn von der schlechten Laune Besitz zu ergreifen und die Chance auf die neusten Addidas-Schuhe oder das neuste Handy aus dem nächsten Schaufenster ist einfach zu verlockend, wenn man selbst keine Perspektive mehr für sich sieht.

Die andere Seite der Medaille…

Nun es ist so. Die Regierung braucht einen Grund, um uns einzusperren, die Bewegunsprofile zu tracken, die Vorräte zu rationieren und uns auf weitere, härtere „alternativlose“ Maßnahmen einzustellen. Alle Register werden gezogen, um vom eigenen Versagen abzulenken. Alles wird getan, um an der Macht zu bleiben. Ein unberechenbares Virus passt da nicht ins Konzept.
In diesen Zeiten der Krise brauchen wir nicht nur blinden Kadavergehorsam, sondern auch kritisches Beobachten aller getroffenen Maßnahmen.

Verantwortung übernehmen

Ich glaube, so langsam dämmert es allen Menschen, dass wir in einer richtigen Krise sind. Dass das jetzt nichts mehr ist, was einfach vorüber geht. Die getroffenen Maßnahmen sind heftig. An meinen täglichen „Wasserstands- bzw. Wortmeldungen“ könnt ihr erkennen, dass sich auch die verwendeten Vokabeln eindeutig verändert haben.
Es wird aber auch ein Ende der Krise geben. Wir werden alle deutlich durchgeschüttelt. Der Virus wird zum „Game Changer“, so wie ich das schon prophezeit habe. Danach wird alles anders werden. Das Gesundheitssystem wird sich neu aufstellen müssen, die Wertschätzung der Pflegearbeit wird endlich neu durchdacht und verändert werden müssen. Die enorm große Abhängigkeit von China wird auf den Tisch gelegt, die Produktion von Medikamenten hoffentlich wieder ins eigene Land geholt. Auch Sicherheitsaspekte, Grenzkontrollen, Notfall-Programme werden eine völlig neue Bedeutung bekommen, denn jetzt kann man nicht mehr sagen: SARS gibt es nur in den asiatischen Ländern! Schlussendlich werden wir aber auch erkennen können, dass wir verletzlich sind und einander brauchen. Dass gegenseitige Solidarität die beste Gesundheitsvorsorge gegen alle Krankheiten und Krisen ist.

Ich habe gestern abend lange mit meiner Schwester telefoniert und sie hat gemeint, dass sie den Eindruck hat, dass bei vielen Menschen die „Realität“ noch nicht durchgesickert ist. Zum Beispiel waren viele ihrer Freundinnen noch vor ca. 3 Wochen im Skiurlaub in Südtirol. Obwohl es sich da schon abzeichnete, dass die Krise dort kommen wird und es von überall schon Virus-Meldungen gab. Sie haben es auf die leichte Schulter genommen und nicht glauben wollen. Und waren jetzt bei der Wiedereinreise überrascht, dass das Gesundheitsamt Quarantäne anordnet! Es ist ja auch nicht zufällig, dass die Bundesländer und Städte, in denen viele reiche Menschen wohnen, auch mehr Geld zum reisen haben und dadurch stärker betroffen sind!

Ich höre außerdem den täglichen Podcast von Christian Drosten (https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html ) , der einen auch immer mit interessanten Informationen über die aktuelle Lage versorgt. Wie wohltuend wissenschaftliche, neutrale Aussagen in diesen Tagen sind! Von ihm stammt z.B. die Information, dass die Gesundheitsämter regresspflichtig sind, wenn sie Veranstaltungen absagen und den Veranstaltern dann Kosten oder Einnahmeausfälle entstehen. Und das ist oft der Grund, warum sie sich dann zurückhalten, obwohl es medizinisch gesehen vielleicht sinnvoll wäre, alles abzusagen. Und immer wieder hört man jetzt die Meldung, dass eine Veranstaltung zwar auf 1000 Besucher gedeckelt ist, aber die Veranstalter dann einfach 999 Besucher anmelden.
Das ist eine Frechheit, finde ich. In dieser Krise sollten alle Menschen versuchen, mehr Verantwortung zu übernehmen!

Wie sind Eure bisherigen Erfahrungen mit der Krise?

Mit Maß und Mitte

Dieses Jahr entwickelt sich ganz anders als das letzte. Ich find das immer spannend, wie sich so gegen Januar- Februar immer heraus kristalliert, in welche Richtung es geht. Meistens hängt das mit Stimmungen zusammen, was man so machen will, und „wohin die Reise so gehen“ soll. Wie die Beteiligten drauf sind und was sie sich für Ziele gesetzt haben. Kurzum: Das letzte Jahr war das Jahr der Reisen und Fotoausflüge und dieses Jahr fühlt sich nach dem „Jahr der Arbeit“ an. Das erste Jahr, in dem wir wirklich beide an einem Strang ziehen und uns voll der Selbstständigkeit widmen. Oder anders ausgedrückt: die letzten beiden Jahre haben wir ein bisschen herumgebummelt und uns der Freizeit gewidmet, aber dieses Jahr können wir uns diesen Luxus nicht länger erlauben.
Ein Termin jagt im Moment den Nächsten, mein Terminkalender füllt sich schneller, als ich ihn abhaken kann. Die Projekte und Ideen stapeln sich auf dem Schreibtisch, ich komme kaum dazu, sie alle zu überblicken und rechtzeitig umzusetzen. Dazu kommt meine natürliche Schlafmützigkeit und der Hang, mir die Zukunft lieber ein bisschen „auszuträumen“, als sie wirklich umzusetzen. Wenn man sich eine Sache nämlich vorstellen kann, ist es fast so gut, wie sie auch real zu erleben! Menschen mit Phantasie müssen weniger arbeiten und weniger besitzen. Eigentlich eine ganz praktische Sache!

Dennoch fühle ich mich so gehetzt. Ich hab immer das Gefühl, nicht wirklich „angekommen“ zu sein. Wenn man viele Träume und Ideen hat und für sich selbst große Ziele steckt, dann jagt man diesen Zielen immer ein Stück weit hinterher. Und es ist ganz natürlich, dass man immer zuerst „die wichtigen Projekte“ sieht, aber die schönen Dinge, die Belohnungen nach hinten schiebt. „Jetzt machen wir erst Projekt x und y fertig und dann fahren wir in den Urlaub“ heißt es oft bei uns. Aber wird Projekt x und y wirklich fertig? Und was machen wir, wenn sich zwischenzeitlich das noch wichtigere Projekt Z dazwischen mogelt? Ich bin dann oft diejenige, die die Handbremse zieht. Die für Entschleunigung und Entspannung sorgt. Das ist wichtig. Manchmal fühle ich mich blöd dabei, weil ich dann schnell mal als „faul“ oder „bequem“ abgestempelt werde und weiteren Druck abbekomme. Außerdem habe ich ein sehr großes Schlafbedürfnis und werde vom Wetter stärker beeinflusst als andere Menschen. Aber in meinen Prinzipien kann ich auch eisern sein. Die Gesundheit ist das Wichtigste!

Mein Körper beantwortet all diese Fragen nämlich gerne mit seiner eigenen Art. Er macht bei Überlastung nicht so, wie ich das möchte. Er zickt rum, er zeigt mir, dass er altert und ständig diese Immunschwäche. Irgendeine Stimme in mir würde es gerne langsamer angehen, träumerischer, gemütlicher, aber der Druck der Realität reißt mich je aus meinen Träumen. Das ist ein Konflikt. Ein Konflikt der tatsächlichen „Notwendigkeiten“ des Lebens und ein Druck der „inneren Stimme“, die etwas anderes möchte.

„Die Realität“ ist voller unangenehmer Termine. Die Abgabetermine für die Steuererklärung, der monatliche Wechsel bei der Umsatzsteuer, der Druck alle Unterlagen beisammen zu haben, dann der Termindruck und die Besuche bei Kunden. Messen müssen geplant und bereist werden, Kontakte gepflegt, neue Produkte entwickelt werden und die Werbung muss hinterher kommen. Ein Leben für die Arbeit, so wie es das Steuer-, Finanz- und Bürokratiesystem in unserem Land gerne hätte.

In dem Moment wird man krank. Wenn man den Widerspruch nicht aushalten kann, wenn er nicht gelöst werden kann. Wenn der Druck von außen zu groß wird und du nichts entgegen setzen kannst. Wenn Du keine Lust hast, aber dennoch arbeiten musst. Vor allem, wenn Du Deine eigenen Bedürfnisse ständig nach hinten schiebst, aus Angst etwas nicht erfüllen zu können. Wenn Du das perfekte Rädchen geworden bist und Deine Zahnräder schon ein bisschen abgeschliffen sind.

Überhaupt der Druck! Manche kommen ganz gut mit ihm klar. Brauchen ein bisschen Action und Drama, um überhaupt erst wach zu werden. Für andere reichen kleinere Einflüsse völlig aus, um mental überzulaufen.. Ich merke das immer beim Autofahren: Mein Partner möchte immer schnell und actionreich fahren. Mittendrin gähnt er und langweilt sich. Ich hingegen fühle mich wie in der Achterbahn! Gehe mit den Eindrücken und der Geschwindigkeit also ganz anders um! Für empfindliche Menschen ist das normale Leben viel anstrengender. Sie nehmen mehr auf, sie können weniger herausfiltern und sie brauchen längere Ruhephasen, um wieder „ins Lot zu kommen“.

Die ruhigen Menschen bremsen die gehetzten Menschen aus, wenn sie mal wieder zu viel zu schnell wollen! Und der gehetzte Mensch sorgt dafür, dass der Träumer nicht vollends einpennt.