Frauen-Fußball WM 2015 – Viertelfinale

Zeit, was zum Frauen-Fußball zu schreiben! Damit ich mich nicht ständig wiederhole, gibt es hier erstmal eine kurze Zusammenfassung einiger meiner Fußball-Berichte. Mehr zum Stöbern gibt es in der Fußball-Kategorie.

Auf lustige Art und Weise hab ich mich bereits hier mit dem Frauen-Fußball auseinander gesetzt:
https://www.ja-blog.de/2011/06/das-gute-am-frauenfusball/

Spiele der Männer aus dem Jahr 2010 wurden hier besprochen:
https://www.ja-blog.de/2010/07/ein-guter-tag-zum-freuen/
https://www.ja-blog.de/2010/06/wenn-das-wortchen-wenn-nicht-war/
https://www.ja-blog.de/2010/06/miteinander-ubereinander-nebeneinander/

Außerdem gab es im Jahr 2011 eine Frauen-Fußball-WM, die ich kurz hier kommentiert habe:
https://www.ja-blog.de/2011/07/fusball-wm-2011-zwischenfazit/
https://www.ja-blog.de/2011/07/das-vorzeitige-ende/

Und für die unrühmliche Männer-Fußball EM 2012 gab es hier ein Fazit.

 

Aber nun, genug des Herumkramens in alten Aufzeichnungen, die aktuelle WM in Kanada soll besprochen werden!
Eine gute Übersicht über Mannschaften, Trainer, Spielerinnen und Austragungsorte findet man hier.

Das Turnier ist ingesamt etwas kürzer als bei der Männer-Fußball-WM, weil es weniger Länder und somit auch weniger Gruppen gibt.

Heute abend findet ein wichtiges Spiel statt, das Viertelfinal-Spiel zwischen Deutschland und Frankreich. Da beide Mannschaften als sehr gut gelten, wurden sie bereits als Favoriten für das Turnier auserkoren. Das Spiel heute abend ist also so etwas wie ein „kleines Finale“, weil beide Teams durch die besondere Konstellation der Gruppen schon heute aufeinander treffen. Daher ist es auch ein Tipp für den Fernsehabend und bestimmt sehr sehenswert.

Ich habe bereits beide Teams in Aktion gesehen, z.B. das Deutschland-Spiel gegen Schweden (Achtelfinale), Thailand und die Elfenbeinküste. Bei den Französinnen habe ich nur das Spiel gegen Korea gesehen (Achtelfinale).

Deutschland gefällt mir eigentlich ganz gut, vor allem gegen Schweden haben sie ziemlich aufgedreht und deutlich besser ausgesehen. Gegen Thailand und die Elfenbeinküste hat man gesehen, dass die europäischen Mannschaften sowieso zwei Klassen besser sind und dort den Frauenfußball schon weit vorangetrieben haben. So ist es vielleicht kein Wunder, dass gerade in den Ländern, bei denen die Gleichberechtigung der Frauen schon weit vorangeschritten ist, auch die besten Teams herkommen? Sehr gute Teams kommen nämlich aus den USA, Schweden, Norwegen, Dänemark und Deutschland.

Spielerisch scheinen sich die sportlichen Leistungen den Männern sehr anzunähern, wobei man auch zugeben muss, dass es Unterschiede gibt. Frauen sind eben keine Männer und bestimmte Geschlechtsunterschiede findet man auch im (und um das) Spiel. Ich will darauf kurz eingehen, weil Frauenfußball immer noch ein „neues Phänomen“ ist. In ein paar Jahren vielleicht schon nicht mehr. Man muss auch nicht immer alles vergleichen. Was mich nur ein wenig ärgert ist die Bezeichnung: Bei den Männern heißt es Fußball, bei den Frauen heißt es Frauen-Fußball. Warum sagt man dann nicht konsequenterweise auch „Männer-Fußball“ ?

Auffällig ist, dass in Kanada auf Kunstrasen gespielt wird, obwohl alle FußballerInnen sagen, dass man auf echtem Rasen viel besser spielen kann. Warum das so ist, hab ich nicht ganz heraus gefunden, ich meinte mich aber daran erinnern zu können, dass es auch eine Kostenfrage ist. Mehr zu dem Thema findet man im Internet, exemplarisch ist hier nur ein Beitrag verlinkt.

Die Stadien sind nicht ganz so voll gefüllt wie bei den Männern, stellenweise peinlich wird es, wenn man die vielen leeren Sitze sieht. Darunter leidet natürlich auch die Atmosphäre, weil nicht soviel angefeuert und herumgejohlt wird. Dennoch werden vom Fernsehen tlw. sehr schöne Bilder übertragen, von weiblichen Fans die Frauen anfeuern, aber auch viele Männer sind dabei. Die Fans in der Heimat halten sich hingegen bedeckt. Beflaggte Vorgärten, bunte Auto-Außenspiegel, Wimpel oder sogar Hup-Konzerte habe ich noch keine mitbekommen. Warum so zögerlich?

Spielerisch ist mir vor allem aufgefallen, dass das Spiel der Frauen nicht ganz so körperbetont ist und dass insgesamt viel weniger gefoult wird. Dafür ist die technische Klasse einiger Mannschaften wirklich herausragend, u.a. auch das deutsche Spiel. Es macht dadurch sehr viel Spaß, zuzusehen. Es sind immer mal wieder Traumpässe zu bewundern oder besonders gute Torschüsse aus den aberwitzigsten Positionen. Echte Patzer (z.B. freistehend vor dem Tor verziehen) kommen auch nicht häufiger vor, als man es bei den Männern sieht.
Dass nicht soviel gefoult wird, finde ich sogar gut, das ist etwas, dass mich bei den Männer-Spielen immer sehr stört. Es ist unfair, unnötig brutal und wird sowieso abgepfiffen. Warum wird dann überhaupt gefoult? Fair play, please!

Bei den Frauen kommen durch weniger Fouls mehr Pässe und längere Spielzüge zustande. Vielleicht gilt das harte Hereingehen „in den Mann“ als nicht besonders weiblich. Hier scheint es noch starke Unterschiede bei der Selbstwahrnehmung und der Definition der weiblichen Rolle zu geben (und bei den Hormonspiegeln, z.B. Testosteron, das ja auch als aggressives Hormon gilt). Allerdings dürfte es dann auch keine Frauen bei anderen „männlichen“ Sportarten wie z.B. Boxen oder Gewichtheben geben. Beim Sport verschwimmen die starren Geschlechtergrenzen immer mehr und übrig bleiben die individuellen, sportlichen und körperlichen Leistungen.

Und ein spannendes Spiel natürlich.

Wer also heute abend noch nichts vorhat und sich nur ein bisschen für Sport interessiert, sollte sich das Spiel der deutschen Fußball-Frauen unbedingt ansehen!

 

Das Fußball-Fieber Teil 2

Auch mit dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft ist mein „Fußball-Fieber“ nicht völlig entfacht.. aber immerhin aus dem „Standby-Modus“ in eine Phase der stillen Freude und Genugtuung übergegangen. Ja, diese WM hab ich einfach genossen. Still, für mich. Soviel hatte ich mir vorgenommen. Auf eine Fanmeile wollte ich gehen, tausende Action-Fotos schießen, eintauchen in die Menge, nach Brasilien fliegen, am Tag der Ankunft nach Berlin fahren! Und dann? Eine wichtige Reise kam dazwischen, massig Regen und ein Einbrechen des Sommers zum Schluss. Gelandet bin ich wieder vorm Fernseher, zusammen mit einer Schale Chips. Wenigstens der „echte“ Fußball wurde heute mal rausgekramt, aufgepumpt und ein paar Mal freudig hin- und hergedroschen. Der Rest spielte sich in der Fantasie ab…

Fahnen und Schwarz-Rot-Gold-Schmuck gab es erst am Tag des Finale und ich weiß noch nicht, wie lange man ihn hängen lassen darf. Darf man eine Fahne auch nachts hängen lassen? Sie flattert so schön im Wind. Beschwingt. Still, fast stolz drückt sie irgendwas aus. Aber was?

Wann hat das alles angefangen? Als sich Deutschland nicht mehr für seine Farben schämt? Für seinen Nationalismus? Ist das eine Diskussion, die man überhaupt noch führen muss? (hier gibt es einen passenden Artikel mit vielen Aussagen dazu) Mich erstaunt es immer noch, weil ich mich auch an Zeiten erinnere, in denen das ganz anders war. Verkrampfter irgendwie. Politischer, verbissener, freudloser. Irgendwer hat die Ketten des deutschen Selbstzweifels endgültig gesprengt und sportliche Erfolge scheinen dabei sehr gut zu helfen. Alleine das, ist eine Zeile wert.

Vorhin hab ich mir noch die Zusammenfassung der WM-Party aus Berlin angeschaut. Das waren sehr schöne Szenen. Die Freude und die Party stehen im Vordergrund. Manche Spieler könnten noch einen Nebenjob als Entertainer, Tänzer oder Schauspieler annehmen. Die Unbeschwertheit schreibt die besten Choreografien.

Wie frei sich Deutschland gespielt hat! Vor den letzten Spielen war noch viel von Disziplin und Selbstbeherrschung die Rede. Man merkte allen die Anspannung an. Fußballer stammeln sich vorm Mikro schon lange nix mehr zusammen. Sie reden tlw. wie Berufspolitiker, geschult in ihren Aussagen, ganz genau auf den Punkt. Leider auch nicht mehr so spontan. Die 35 Millionen vor dem Fernseher bekommen das geboten, was sie sehen sollten.

Nicht zu vergessen die ganze Werbung, die schön im Hintergrund (unbewusst), aber doch unübersehbar ständig eine Rolle gespielt hat.

Wirkliche Individualität blitzt nur selten auf, in diesem Falle mit dem Sieg des Cups.

Freude und Erleichterung kann man sowieso schlecht mit Worten beschreiben. Es ist etwas, dass sich am besten mit Musik, mit Rhythmus ausdrückt. Dass man mehr fühlt, als analysiert. Ein geplatztes Gefäß voller Anspannung. Ein Farbeimer, der sich endlich über die Straße ergießt.

Langsam gehen die Bilder der letzten Tage über in die Klänge der neuen CD…. „Kaili“ schällert es aus den Boxen. Die Sonne geht unter, die Luft ist noch warm, die Haut und die Seele haben mal wieder Energie abbekommen.

Auf zu neuen Taten… („Jamelia “  noch besser „Odessa“ )

Und damit endgültig alles durcheinander gerät, hier noch mein Film-Tipp für diese Woche:
Der große Stau

Das Fußball-Fieber

..hat mich dieses Jahr nicht gepackt. Geschaut ja- jede Menge Spiele. Aber kein Fieber. Die Deutschen spielen gut, Glückwunsch! Aber irgendwie ohne Leidenschaft. Auch die Häuser, die Autos: Im Sommermärchen 2006 war es irgendwie anders.

Das Wetter vielleicht. Oder dass der Fußball diese WM spielerisch oft nicht so gut war. Große Mannschaften sind schon früh ausgeschieden: England, Spanien (welch Sensation), aber auch Frankreich und Italien.

Nationalistisch finde ich es nicht. Zumindest nicht im negativen Sinne. Im Gegenteil: Beschäftigt man sich doch wieder mit anderen Ländern, anstatt nur den eigenen Nabel zu betrachten. Das Spiel als solches ist ein Stellvertreter (und Blitzableiter) für nationalistische Gefühle. Gibt man dem Spiel Raum, bauen sich andere Ungeister nicht weiter auf.

Natürlich wäre es schön, wenn wir uns alle „Europäer“ nennen würden und eine einzige National-Mannschaft hätten. Die dann gegen die „Amerikanische“, bzw. die „Asiatische“ spielen würde, nach Kontinenten eingeteilt. Aber die Identifikations-Gruppe Europa ist zu groß, und die Einheit „Mensch“ noch mehr. Das kann man nicht fassen. Die Menschen brauchen etwas, an dem sie sich festhalten können. Ein Gefühl der größeren Gruppe oder Einheit. Menschen schätzen Konturen und klare Grenzen. Es macht das ganze sichtbar und fassbar. Ich glaube, das ist ein wichtiges menschliches Grundbedürfnis und hat mit Identität und Motivation zu tun.

Für die Gruppe leistet man lieber etwas, als für ein anonymes Gebilde, wie den „Staat“, „die Ausländer“ oder „den Euro“.

Aber gegen „die Ausländer“ kann man sich sehr gut abgrenzen. Und ihnen unser schönes Land madig machen, indem man sie z.B. Maut blechen lässt…

Rechnen mit großen Zahlen

Heute: Sachaufgaben

Zugegeben, ich war nie gut in Mathe. Wenn dieser Artikel Fehler enthalten sollte, bitte ich, darauf hinzuweisen, damit ich es korrigieren kann.

Große Zahlen üben dennoch einen Reiz auf mich aus, vor allem wenn es darum geht, sie zu veranschaulichen. Das ist wohl ein großes Problem, wenn man heutige Nachrichten liest, dass man sich nichts mehr darunter vorstellen kann.

„So und soviel Milliarden Euro Schulden“ heißt es dann, oder „so und soviel Millionen Menschen in Teilzeit“… aber was heißt das schon?

Ein erster Schritt ist einmal, sich eine Tabelle anzugucken, wo die großen Zahlen alle erklärt werden. Wie sie heißen und wieviele Nullen sie haben:

http://rechneronline.de/zahlnamen.shtml

So steht z.B. bei einer Million, dass sie sechs Nullen hat (1.000.000) das kann man sich gut merken. Man zählt die Stellen von rechts nach links und macht alle drei Nullen einen Punkt, um das zu verdeutlichen und besser lesbar zu machen. Mathematisch ausgedrückt könnte man auch 10 hoch sechs schreiben, das würde einfach bedeuten: 10 mal 10 mal 10 mal 10 mal 10 mal 10.

So eine Zahl passt gerade noch auf den Taschenrechner. Wenn man mit größeren Zahlen rechnen möchte, dann kann man auch in dem Rechner im Computer nehmen. (Windows-System: unten auf Start – Button klicken, und in die Suche oder Eingabeauffoderung calculator eingeben)

Es gibt aber auch im Internet gute Rechner, mit vielen weiteren Funktionen, wie z.B.
http://web2.0rechner.de/

Jetzt nehmen wir einfach mal eine Zahl, die wir verdeutlichen wollen, z.B.
die Steuerschuld von Uli Hoeneß:

27,2 Millionen Euro steht da.

Wenn wir das in eine Zahl für den Taschenrechner umwandeln wollen, geben wir einfach ein:
27,2 * 1.000.000 (aus der Tabelle) = 27 200 000 Euro
Die Einheit bleibt Euro, weil wir ja nur mit den Stellen herumspielen und diese verschieben.

Als nächstes nehmen wir eine Zahl, die wir uns gut vorstellen können, weil jeder sie kennt oder wir sie öfters in der Hand haben, z.B. ein Glas Würstchen.

Guckt man diesen Preis im Internet nach (z.B. auf dem Online-Supermarkt mytime, der übrigens gut ist und den ich empfehlen kann ) kommt man auf einen Preis von ca. 2,80 Euro.

Ab jetzt wird viel gerundet. Das macht man so: Wenn die letzte Ziffer größer oder gleich (>=) als fünf ist, rundet man auf: Aus 2,79 macht man z.B. 2,80.
Wenn man noch weiter aufrunden möchte, könnte man auch 3 Euro sagen.

Wenn die letzte Ziffer kleiner fünf ist, wird abgerundet: Aus 27,2 Millionen könnte man also auch 27 Millionen machen.

Um jetzt herauszufinden, wieviele Gläser Würstchen man sich für diesen großen Betrag kaufen kann, teilt man einfach die Gesamtsumme mit der Einzelsumme und rundet wieder dementsprechend, weil es ja keine halben Gläser geben kann, bzw. nur wenn diese zerbrochen sind. 😉

27 200 000 durch 2,80 Euro = ca. 9 714 286 = 9,7 Millionen Gläser Würstchen

Aha! Jetzt haben wir schon eine wichtige Zahl! Fast 10 Millionen Gläser Würstchen könnte man sich also kaufen. Das würde ganz schön satt machen.. aber darum gehts ja eigentlich nicht. 😉

Wenn man jetzt annimmt, dass diese Würstchen-Gläser eine Grundfläche von ca. 8 cm haben und wie eine eckige Kiste nebeneinander gestellt werden, rechnet man so:

9 714 286 Gläser mal 8 cm = 7 7714 286 cm

Also alle Gläser nebeneinander ergibt eine Strecke von 7 7714 286 cm.
1 Meter gleich 100 cm
Möchte man also diese Strecke in Metern haben, rechnet man

77714288 durch 100 cm = 777142,88 Meter

und in Kilometern (weil ein km tausend Meter sind)

 777142,88 durch 1000 = 777,14288 km

777 km , das ist ganz schön weit! Ein Mensch kann man am Tag vielleicht 20 km gehen (untrainiert)
das wären 39 Tage, die er da so laufen würde, über einen Monat! Und ich möchte nicht die Blasen-Pflaster ankleben müssen.

Wem das rechnen zu anstrengend ist oder wer das in Zukunft noch häufiger braucht, dem kann ich z.B. den Einheiten-Rechner empfehlen (oder diesen).

Geht man jetzt auf Google Maps und sucht sich eine Stadt, die von München aus ca. 777 km entfernt ist, findet man schon bald Hamburg.
Auf München gehen, dann auf Routenplaner und „Hamburg“ eintragen.
Das Ergebnis ist ca. 775 km. Dauer mit dem Auto wäre sieben Stunden, mit Stau vielleicht zehn Stunden.

Voilá! Schon können wir uns diese große Zahl veranschaulichen:
Jemand fährt von München nach Hamburg und stellt lauter Gläser mit Würstchen hintereinander.

Einer fährt, der andere beugt sich aus dem Beifahrersitz, man darf natürlich nicht so schnell fahren und schön eins hintereinander, fast ein bisschen wie im Domino. 😉

Es gibt aber auch noch andere Beispiele, z.B.
418 462 Fußball-Trikots für Frauen könnte man sich leisten.
27 200 000 / 65 (Trikot Women) = 418 462 Trikots 😉

Oder über 1,3 Millionen FC Bayern-Fußbälle!
27 200 000 / 20 (Ein Ball) = 1 360 000 Bälle

Wenn man überlegt, das über 1,9 Millionen Kinder in einer Hartz IV- Familie leben
dann könnte fast jedes Kind einen Ball bekommen, der Rest muss sich eben streiten!

Habt ihr auch noch schöne Beispiele für große Zahlen? Ich würde mich freuen.

Kommentare sind anhängig und sie werden garantiert nicht gezählt. 😉

Aus und vorbei

Jetzt ist die EM also vorbei, aus Sicht der deutschen Manschaft noch etwas früher als geplant. Der großen Begeisterung und dem allgegenwärtigen Fahnenmeer ist eine absolute Nulllinie der Enttäuschung und der Ernüchterung gewichen.

Das ist das seltsame am Sport und den damit verbundenden Emotionen: Sie sind alle auf ein Ziel hin gerichtet und sind dabei sehr exklusiv. Nur der Sieg zählt, alles andere ist unwichtig. Liest man die entsprechenden Zeitungsartikel zum letzten Spiel und der Mannschaft im Allgemeinen wird mit deutschester Gründlichkeit noch jeder so kleiner Fehler analysiert und darauf herumgeritten. Dass die deutsche Mannschaft auch ein paar erfrischende Tugenden aufweisen konnte, freundliche und nette Spielercharaktere vorweisen konnte, sich mit dem Glanz des Multikulturellen schmückte wie sonst keine zweite im Turnier- all das ist jetzt nicht mehr wichtig. Die Fahnen im Vorgarten, auf den Außenspiegeln und an der Antenne wurden so schnell wieder abgerupft, wie sie gekommen sind.

Es ist anscheinend nicht möglich, den dritten, bzw. vierten Platz irgendwie als etwas positives zu sehen… ich freute mich noch auf das „Spiel um Platz drei“ bis ich merkte, dass es dieses in der EM (im Gegensatz zur WM) anscheinend nicht gibt. Wer also dritter oder vierter geworden ist, kann man gar nicht genau sagen und das interessiert eigentlich auch niemand. Noch schlechter wird es heute abend dem zweiten gehen… der wacker bis zum Schluss gekämpft hat und doch „nur“ zweiter geworden ist.

Aber warum konzentriert sich unser gesellschaftliches Wertesystem so sehr auf den Sieger? Warum ist es nicht möglich, die Siege der anderen mit in die Freude aller einzubeziehen? Wenn Fußball so interpretiert wird, dann offenbart er etwas sehr archachisches und im Grunde einen Kontrapunkt zu unserem modernen Wertesystem, wo es um Kooperation, Teamarbeit und Ausdiskutieren von Entscheidungen bis ins letzte Detail geht, die Hierarchien flach sind und eine Frauenquote möglichst für eine Untermischung von allzu einseitigen (patriarchalen) Strukturen sorgen soll. Dass „die Mannschaft der Star ist“, interessiert nach einer Niederlage keinen mehr und schon wird wieder am Konzept gezweifelt und ob man nicht doch ein paar Führungsspieler mehr gebraucht hätte. Ich gebe zu bedenken, dass auch das junge Alter der meisten Spieler, das einseitige Fokussieren auf mental geschwächte Bayern-Stars und die sprunghafte Umstellungs-Taktik des Trainers nicht nur vorteilhaft gewesen sind…

Vielleicht ist das auch der Grund, warum Fußball derzeit (und im Allgemeinen) so beliebt ist. Im Fußball kann man noch seiner „wahren“ Natur nachgeben, die noch nicht so übersättigt vom demokratischen Wertesystem und der – manchmal einschnürenden- „political correctness“ ist. Man kann einfach mal „die Sau rauslassen“ , sich offen zu seinem Land bekennen und dicke Tränen weinen, wenn der „Großsieg“ über die anderen „Nationen“ nicht erreicht wurde. Letztendlich bietet das Erleben mit anderen auch eine nicht zu unterschätzende „identitätsstiftende Wirkung“.

Was leistet der einzelne schon, wenn er vorm Fernseher sitzt und die Spiele anschaut? Am Sieg oder der Niederlage hat er keinsten Einfluss, doch wird ein Sieg geschafft, ist die Freude so groß, als ob es ein eigener wäre…

Aber all die Freude, die dieses rauslassen und offene Zeigen von Ur-Emotionen mit sich bringt (inklusive lauter Tor-Brüller vor dem Fernseher und kaum auszuhaltendes Mitzittern bei einem Rückstand)…. bringt bei einer Niederlage nur das gegenteilige Extrem: Depression, Niedergeschlagenheit, Wegbrechen von projizierten Idealen und Größen-Phantasien.
An die Stelle der puren Begeisterung, die nichts anderes mehr kennt als sich selbst und den Siegesrausch, treten wieder deutsche Tugenden und das bekannte Einerlei: Suchen von Fehlern, suchen von Schuldigen, Abwenden vom Verlierer, kleinteiliges Rumnörgeln und überhaupt „war die ganze EM scheiße“ und endlich sind „die grölenden Fans vor meinem Fenster weg“.

Der Mann ist nur ein Mann, wenn er Siege, vollen Einsatz und Körperbetonung zeigt. Beim Kampf um die einzige Eizelle in ganz Europa gibt es viele Verlierer. Und die goldende Trophäe, die Fruchtbarkeit, Liebe und ein ewiges Leben bringt, darf am Ende nur einer mit verschwitzten Fingern in den Himmel heben… Jungs, für all diese Verlockungen hättet ihr euch aber wirklich mehr anstrengen können!

Was zurück nach Deutschland reist, sind geschlagene Helden, Verlierer, deren Namen wir morgen schon wieder vergessen haben…

Bei der Rückkehr der deutschen Mannschaft waren am Flughafen ca. 50 Fans anwesend (Quelle: Radionachrichten), wobei es in Hochzeiten des Public Viewing Hunderttausende in Berlin und 28 Millionen vor dem Fernseher gab. Die Blase ist geplatzt, die klatschnassen Pudel verziehen sich vom gut bezahlten Rasen-Spaziergang in ihre wohlverdienten Sommerferien…

Nur, was für ein Glück… in zwei Jahren geht das ganze Spektakel wieder von vorne los!

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Auch noch Lesenswert:

Das vorzeitige Ende

bei der Frauenfußball WM

Tja, das ist nun das Ende „unserer Frauen“ bei dieser WM. Völlig überraschend sind sie vorzeitig ausgeschieden und in ihrer wechselhaften Leistung erinnern sie mich damit an die Leistung ihrer männlichen Kollegen, die auch stets für eine Überraschung gut waren und nach einem sehr guten Spiel, plötzlich grottenschlecht gespielt haben. Fußball ist eben deswegen so spannend für seine Fans, weil man nie weiß, wer gewinnt, weil man meistens bis zum Schluss nicht sagen kann, wohin sich der Zufall neigen wird. Dass beim letzten Spiel gegen Japan sehr viel Glück im Spiel war, davon bin ich fest überzeugt. Die deutsche Mannschaft war eindeutig die bessere, zweikampfstark, lauffreudig und mit vielen Torchancen. Aber manchmal „geht das Ding eben nicht rein“, da kann man machen was man will. Dazu passen auch die Kommentare nach dem Spiel, dass man noch locker zwei Stunden hätte spielen können, ohne ein Tor zu schießen. Es ist letztendlich eine banale Fußballweisheit, dass ein Team, dass seine Chancen nicht nutzen kann, das Spiel verliert. Und so ist es auch gekommen. Die Japaner, die deutlich weniger Chancen hatten und im Grunde nur durch souveräne Abwehrarbeit und einen ruhigen Spielfluss glänzten, hatten ein sehr glückliches Tor, geschossen aus einem sehr spitzem Winkel und begünstigt durch einen winzig-kleinen Torwartfehler. Ein paar Millimeter weniger hier und dort mehr- und schon wäre es den Japanern so gegangen wie den Deutschen, die ein um den anderen Ball neben das Tor schossen oder sich immer wieder in der grundsoliden Abwehr verhedderten.

Auf der anderen Seite ist es aber auch erfreulich, dass Japan so gut gespielt hat und auf der technischen und läuferischen Seite mit dem deutschen Team locker mithalten konnte. Auch wenn das jetzt das Ausscheiden der deutschen Mannschaft bedeutet hat, so ist es doch insgesamt ein Gewinn für den Fußball- weil er eben nur mit starken und ebenbürtigen Gegnern spannend und aufregend bleibt. Wenn Deutschland weiterhin im Eiltempo durch die WM marschiert wäre, dann wäre es doch auch langweilig. So weiß man, dass man sich niemals auf dem Erfolg ausruhen darf und sich immer ein wenig mehr anstrengen muss, als die anderen. Dass die Konkurrenz und das harte Ringen um den Sieg ein wichtiges Element geworden ist, kann nur ein Vorteil für die Attraktivität des Sportes sein.

Das Ausschieden aus der WM ändert meiner Meinung nur wenig an dem Erfolg der Frauen-WM insgesamt und seiner Wirkung auf die fernsehschauenden und sport-praktizierende Bevölkerung. Für mich war diese WM z.B. schon ein Erfolg, weil ich das erste Mal Frauenfußball-Spiele geschaut habe, sie ziemlich gut fand und weil ich gerlernt habe, dass man sich für weiblichen Sport und „Leistung“ genauso begeistern kann, wie für die männliche Variante. Ich werde sicherlich wieder schauen, wenn die nächsten Turniere anstehen.

Und ich fand es erstaunlich zu sehen, wie wenig sich die Geschlechter in diesem Sport unterscheiden und wie sehr die meisten Grenzen doch von unserem Kopf gezogen werden.

Schade ist nur, dass ich kaum Leute gefunden habe, die diese Begeisterung teilten, obwohl ich im Bekanntenkreis ständig herumgefragt habe und versuchte, die Menschen aus ihrer Reserve zu locken. Aber beim „Sportschauen“ speziell beim Fußball, scheiden sich ohnehin die Geister. Entweder die Menschen lieben es und machen nichts anderes oder sie sind komplett teilnahmslos.

Hier entdecke ich allerdings noch eine deutliche Diskrepanz zwischen den „herausragenden“ Einschaltquoten und den tatsächlichen Effekt auf die Breite der Bevölkerung. Ich denke, das Sommermärchen wird so schnell verpuffen, wie es gekommen war. Und von den schönen Seifenblasen, die man in den Himmel geschickt hat, bleiben nur schmierige Reste auf dem Boden kleben. Darüber können sich nur jene freuen, die den Frauenfußball ohnehin nicht gemocht haben, die damit eine Bedrohung auf die letzten „männlichen Werte“ in der Gesellschaft sehen oder andere Stock-Konservative, die vielleicht meinen, so ein Sport sei unweiblich und Frauen sollen ohnehin lieber an den Herd…

Die Lanze, die mit der WM gebrochen wurde, ist nicht mehr zu flicken. Frauenfußball ist in den Herzen der Menschen endgültig angekommen. Wenn jetzt noch die Leistungen stimmen, steht der nächsten euphorischen Fußball-Welle nichts mehr im Wege.

Fußball WM 2011 – Zwischenfazit

Ganze zwei Spiele habe ich im Frauenfußball je in voller Länge gesehen- und wie es der Zufall so will, waren das die Vorrunden-Spiele der deutschen Mannschaft in dieser WM.
Fußball schaue ich an sich wenig und wenn, dann nur die großen Turniere und da auch nur die entscheidenen Spiele. Qualifikations- oder Testspiele sind meistens langweilig und nur was für echte Fans. Genauso wie die Bundesliga, die mich nur im Entferntesten interessiert (so ca. 0,56 Prozent, wenn Kaiserslautern mal wieder ein Spiel gewonnen hat oder aufsteigt, das war´s aber auch).

So konnte ich mir im Vorfeld auch überhaupt kein Urteil bilden: Kannte weder Spielerin noch Belegung und bis auf Sylvia Neid und Birgit Prinz auch keine Namen. Spielen die jetzt gut oder schlecht, wie ist überhaupt das Niveau im Frauenfußball- und warum heißt es eigentlich bei den Männern „Fußball“ und bei den Frauen immer mit dem Geschlechter-Zusatz? Aus feministischer Perspektive ist es klar: Die Männer bilden hier eine ungeschriebene, aber doch gültige Norm und die Frauen können höchstens versuchen, sie nachzuahmen oder ein wenig einzuholen- aber der Status Quo oder besser der „state of the art“ des Fußball ist eine männliche Perspektive und somit auch deren kraft- und körperbetonte Spielweise.

Schon im Vorfeld habe ich außerdem überlegt, wird man jetzt etwas „anderes“ erkennen an der Spielweise, wird das einholen einer männlichen Norm überhaupt irgendeine Rolle spielen? Wird mich das Spiel dadurch langweilen, werde ich in der Lage sein, mein Geschmack anzupassen oder ist mein Gehirn selbst von der männlichen Norm durchdrungen und ich die Frauen nur geringschätzig für ihren netten Versuch belächeln?

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Des Schlandes Traurigkeit

Traurigkeit hängt über ‚Schland. Eine tiefsitzende, graue Wolke hat den humorigen König Spielspaß hart auf der Tischkante der Realität aufschlagen lassen.

Was für eine Enttäuschung! Jetzt werden eilig die Fahnen eingerollt, die Schminke vom Gesicht gerubbelt, ja vielleicht werden wir noch das eine oder andere Mal grillen und da ist ja noch dieses Spiel um Platz drei, dieses undankbare.

Und was bringt uns dieses ominöse „Weltmeisterin der Herzen“? Nicht viel, schätze ich. Davon kann man sich nichts kaufen. Keine Feier diesmal, kein öffentliches Bejubeln wie 2006.

Deutschland, ich bin traurig um dich.

Traurig, denn es hat so schön begonnen – traurig, denn du zeigtest uns, dass es auch anders gehen kann. Mit vielen neuen Namen, mit viel Mut und erfrischendem Risiko.

Fußball, das war einmal die Welt der Männer, der knallhart kalkulierenden, manchmal etwas humorlosen Stachelbeinigen- und wie oft wurden wir als „Panzer“ beschimpft. Und das nicht nur wegen der kriegerischen Vergangenheit.

Sondern weil wir gestockt sind. Immer die Bälle hoch rein in den Strafraum, wo sie dem gegnerischen Torhüter in die Hände gekullert. Weil wir behäbig und ängstlich waren. Nicht angegriffen, sondern uns umlaufen lassen haben. Und gestern, weil wir diesen jugendlichen Siegeswillen, der so vielfach beschworen wurde, nicht abrufen konnten- gerade dann, als es wichtig war.

Vielleicht wäre ein Mann mit Erfahrung wie Ballack nun doch gut gewesen. Vielleicht, wäre, wenn. Ach, es ist doch zu spät.

Auch ein lauffreudiger und schussicherer Torjäger wie Müller hat uns gefehlt. Noch nichtmal freuen durfte er sich nach dem Spiel! Barsch wurde er von den Ordnungsliebenden verwiesen, keine emotionale-gnädige Zugabe für ihn, nein. Kein Trost. Ein Mann weint nicht. Trauer gilt es zu verdrängen.

Auch das ist Fußball. Man muss auch mal verlieren können. Das macht das Spiel erst wertvoll.

Nur aus Niederlagen kann man lernen und sich reifen.

Was für ein schwacher Trost.

Ein guter Tag zum Freuen

3.7.2010

8 Uhr
Ein Land befindet sich klimatisch im Ausnahmezustand. Der heißeste Tag des Jahres, 36 Grad wurden gemeldet, 28 schon am frühen Morgen und mittags werden es 34. Ich schreibe wie eine Weltmeisterin an meinen Texten und haue in die Tasten, aber die Konzentration fällt immer schwerer, je weiter es auf den Mittag zugeht.

Habe keinen Hunger und trinke nur Kaffee.

12 Uhr
Drückende und schwüle Hitze liegt wie ein bleischwerer Teppich über dem Asphalt.

Die Blümchen ächzen unter der Hitze, aber sie halten ihr noch Stand. Kühles Wasser versüßt mir den Nachmittag. Die Beine werden in einen Bottich getaucht. Draußen, im grellen Sonnenlicht ist es kaum auszuhalten.

Aber wohin? Auch drinnen ist es zu warm, die Wände halten inzwischen eine Temperatur von 28 Grad und das Abkühlen über Ventilator oder Lüften bringt keine Erleichterung mehr. Die Nacht war schlecht und kurz, ich fühle mich zermatscht wie nach einer alkoholisierten Party und bin doch ganz nüchtern. Dennoch in einer ständigen, heiteren Stimmung, die mir schon fast ein wenig unheimlich ist.

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