Wolkenbruch

Von Wolken verdunkelter Himmel und ein Blitz
((Bildquelle: by marco www.pixelio.de))

Draußen gewittert und stürmt es und ich muss daran denken, nach jedem Satz das Dokument abzuspeichern, damit der Text nicht verloren geht. So kurzlebig ist diese digitale Welt. Manchmal möchte ich da lieber die kleine abgebrannte Kerze anzünden, dann zu meinem krummen Federhalter greifen, ihn tief in die blaue Tinte tauchen und im schummrigen Licht ein paar Zeilen auf vergilbtem Pergament verfassen, die ich dann per Laufbote und Postkutsche über die ganze Welt verteilen werde- und das alles nur, um meinen Egoismus und mein angeborenes und unausrottbares Mitteilungsbedürfnis zu befriedigen.

Ein teures, spaßiges Vergnügen, aber im Zeitalter der Blogs relativ problemlos möglich. Also ist die Technik vielleicht doch nicht SO schlecht.

Der Regen prasselt immer heftiger gegen die Scheibe und ein unablässiger, tiefer Donnergrollen u. heftige Luftschwankungen haben die ganze Umgebung erfasst. Hin und wieder peitscht der Regen wild auf und ich höre die schweren Tropfen gegen das Dachfenster schlagen. Mein Herz schlägt schneller als sonst und eine gewisse innere Anspannung wird durch die Szenerie geweckt.

Den ganzen Tag war es sehr warm und schwül. Kurz bevor das Wetter umgeschlagen hatte, merkte ich, wie mir plötzlich am ganzen Leib schwindlig wurde. Ich hatte plötzlich Schwierigkeiten mit dem optischen Fixieren von Dingen und als ich nach unten schaute oder mich bückte, wäre ich beinahe umgekippt, so heftig war der Wetterwechsel. Zum Glück hielt das Ganze nur ca. 15 Minuten an, dann hatte sich die neue Luftmasse in der Atmosphäre breitgemacht und der Körper sich darauf eingestellt.

Es gibt eine ganz interessante Webseite, die dieses Phänomen erklärt.
Für die Erfassung des Drucks sind die sog. ‚Barorezeptoren‘ zuständig.

Bei Gewitter ebenfalls wichtig sind die sog. „Sferics“, elektromagnetische Impulse, die angeblich die Gehirn von empfindlichen Menschen beeinflussen können.

Ich glaube, das habe ich auch. Immer, kurz vor Gewittern, BIN ICH SO FÜRCHTERLICH GEREIZT UND UNAUSGEGLICHEN, VERDAMMT!

(Und wozu brauche ich so einen hirnrissigen wissenschaftlichen Beweis, wenn ich es so fühle??)

Aber jetzt habe ich wenigstens eine annehmbare Erklärung dafür. Die Wetterfühligkeit ist schuld. Oder die weiblichen Hormone.

Oder beides. 🙂

Das kleine Dorf am Rande des Berges

Fahrrad-Lenker aus der Sicht des Fahrers gesehen

(( Bildquelle: by_Albrecht-E.-Arnold http://www.pixelio.de/ ))

Lauwarm streicht die pollenhaltige Luft über meine nackte Haut. Die Augen brennen ein wenig und sondern beständig Flüssigkeit ab, um die eintreffenden Fremdkörper auszuspülen.

Die Sonne brennt vom Himmel, weit und breit ist keine Wolke zu sehen. Die Wiesen und Felder fliegen an mir vorbei, aber doch gerade so schnell, dass ich sie bewundern kann. Die Anzeige auf dem Tacho schwankt zwischen 15 und 20 Stundenkilometer, es fühlt sich an wie eine gute Reise-Geschwindigkeit.

Heute ist der perfekte Tag zum Radfahren!

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Sonnen- und Schattenseiten

Der Frühling ist da. Allerorten kündigt er sich mit großem Getöse an. Da ist zuerst mal die strahlende Sonne, die stärker als je zuvor ihre langwelligen Strahlen des breitesten Spektrums in jeden dreckigen Winkel der Wohnung schickt. Die fleißige und ständig mit schlechtem Gewissen bewehrte Hausfrau erkennt sofort, dass hier Handlungsbedarf besteht. Die anschließende Putz-Orgie führt dazu, dass sich die Körpertemperatur um ein paar Grad anhebt und noch schneller auf Touren kommt, als sie es ohnehin schon geplant hatte. Wusstet ihr, dass die Körpertemperatur im Winter tatsächlich ein wenig abgesenkt wird? Man kann sagen, der Mensch wird in einen kleinen biologischen Winterschlaf geschickt und fährt nur auf halber Flamme. Dieser Ofen muss erst wieder befeuert werden, aber manchmal knacken die Gelenke und der dazu gewonne Speck u. die verlorenen Muskeln hindern das mühelose Vorwärtskommen.

Das Sonnenlicht kurbelt nun die Glückshormon-Produktion an und vertreibt das einschläfernde Melatonin. Man bewegt sich plötzlich wieder! Man riecht wieder! Man geht wieder nach draußen, freiwillig und ganz ohne Auto. Das Leben ist wieder stärker an einem, in einem, um einen herum. Der einlullende Schleier des Winters wurde spätestens vom letzten Sturm Xynthia weggeblasen.

Ach, der Winter, wie schön war er! Obwohl ich ihn lange verflucht habe. Nun vermisse ich ihn.

Der Winter hat mich beschützt und das ganze Leben mit seinen Problemen und seinem Leid vor mir ferngehalten.

Mit einer warmen Decke und einem heißen Tee vorm Computer abhängen. Fettige, kalorienreiche Wurstwaren und Nudeln in sich reinstopfen, dazu ein paar Gläser Alkohol und später Schokolade. Sich ganz tief in den vier Wänden verkriechen, das Telefon rausstöpseln, die Internet-Blogs ignorieren, Twittern mal wieder doof finden.

Winter ist einfach eine schöne Zeit. Man ist einsam, man ist allein. Niemand da, der das eigene Leben begrenzt, kein Streß, keine nervigen Dialoge, keine Arbeit, einfach nur Ruhe.

Keine gierigen und aggressiven Menschen, die sich behaupten, selbst darstellen, abgrenzen, profilieren, beneiden, beschränken, bevormunden, manipulieren oder ausgrenzen müssen.

Kein Mensch. Das Leben ist so schön frei, ohne gierige, unglückliche, unfreie und negative Menschen.

Der Winter ist schön. Über den Frühling sollen wir uns nun alle freuen. Das angepasste Wohlstands-Affirmations-Geständnis Gesicht aufsetzen und hübsch dazu lächeln. Auch wenn uns eigentlich eher zum Heulen ist und die ganze Soße „Sonne Satt“ nur Energie abzieht und das eigene Unvermögen vor Augen hält.

Tief durchwebt vom protestantischen Arbeits-Ethos hört man von überall die Hämmer. Leistung ist gefragt! Rauf auf die Leiter, runter von der Leiter, ein paar Bretter gesägt, ja was gemacht! Der Mensch ist nur gut, wenn er was macht, wenn er was leistet.

Das sagte schon unser Ober-Guru Westerwave. Und der muss es wissen, schließlich ist er unser Außenseiterminister.

Winter-Wetter-Wonderland

Zuviel Kälte in der Seele? Wir wärmen sie auf. Rufen sie jetzt an: 0-500-1245..

Füße, eingesunken im Schnee

Das Winterwetter in Mitteleuropa, ein extrem nerviger Zustand mittlerweile.

Ich erinnere mich an keinen Winter, der derart heftig, kalt und lang gewesen ist. Die letzten Winter waren alle so zwischen 15 und 20 Grad, lauwarm und ich hab ein Eis an Weihnachten im Freien gegessen… oder bin an Sylvester auf den Jahrmarkt gegangen und hab an der Zuckerwatte gelutscht..
Als Kind, zwei Minuten lang auf der kalten Piste gerodelt, bis die unbarmherzige Sonne die weiße Pracht wieder geschmolzen hatte..aus Frust mich dann mit Matschklumpen beworfen, weil der Schnee wieder weg war… aber halt, was ist DAS?

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Ein-einhalb Stunden auf deutschen Straßen

Der Puls rast, das Mobil steht

Es sollte eine kurze Reise werden. Von flachen Land über Mannheim nach Stuttgart, eigentlich ein Klacks, vielleicht etwas mehr als 160 Kilometer. Der Tag begann auch ganz schön, mit gemächlichem Verkehr und viel Platz um uns herum. Spätestens am (inzwischen schön ausgebauten) Kreuz Mannheim zog sich der Verkehr dann zu, es rollte aber noch. Diese Ballungsgebiete sind ja dafür bekannt, dass hier sehr viele Leute aus der Umgebung die Autobahn für Kurzstrecken benutzen (Quellverkehr) und zum normalen Langstrecken- oder Güterverkehr kommen noch wesentlich mehr Autos hinzu, was die Straßen verstopft. Früher konnte man sich auf der Autobahn nach Zeiten richten und es gab vor wenigen Jahren noch die Formel, dass nachts weniger los ist oder der Feierabendverkehr für besonders viel Verkehr sorgt. Auch gab es vor ein paar Jahren, als ich den Führerschein gemacht habe (1997) noch Autobahnen, die sehr frei waren und wo überhaupt niemand gefahren ist. Aber inzwischen scheint sich die Verkehrssituation exponentiell verschlimmert zu haben und wenn man sich das Aufkommen so anschaut, dann muss man ganz einfach sagen: Das Transportmittel Auto ist an seiner oberen Grenze angekommen, wenn es nicht mit diesem deutschen Autobahnnetz inzwischen ganz versagt hat.

Hohe Geschwindigkeiten können überhaupt nicht mehr gefahren werden, es ist ein Wunder, wenn man mal über 180 fahren kann- auf unserer Strecke vielleicht 5 Kilometer lang. Dadurch steht das Auto schon lange nicht mehr in echter Konkurrenz zum Zug, der hohe Geschwindigkeiten viel länger und sicherer halten kann und dabei noch kostengünstiger ist (wäre, wenn die dt. Bahn nicht ständig die Preise erhöhen würde).

Der Rest ist ein sehr enges Fahren mit 200 Metern Abstand zum nächsten Vordermann, eingeklemmt zwischen LKW, die munter überholen, dabei mehrere Spuren dicht machen und natürlich alle anderen Verkehrsrowdys, denen die neuen Strafen für dichtes Auffahren und Nötigung im Straßenverkehr anscheinend noch nicht zu Ohren gekommen sind (mein Tipp: hängt noch ne Null ran, dann wird es wirken). Und die Enge schürt natürlich die Aggressionen, weil sich jeder gegen den anderen abgrenzen möchte, was auf dem Gemeinwohl Autobahn nur sehr schlecht zu realisieren ist.

Der Aufwand des Fahrer beschränkt sich fast ausschließlich darauf, ständig Abstände und Geschwindigkeiten zu kontrollieren, auf plötzlich Einschwenkende Spurwechsler zu reagieren und alle Spiegel ständig im Blick zu haben. Das ist überdurchschnittlich anstrengend und wenn man am Ziel angekommen ist, hat man viel Kraft nur für die Fahrerei aufgebracht. Auch als Beifahrerin habe ich diesen Streß. Ich kontrolliere ständig den Straßenverkehr mit, mache auf Gefahr-Situationen aufmerksam oder bediene das Navigationsgerät. Wenn ich so in mich gehe, merke ich wie hoch mein Adrenalinspiegel ist und wie der Puls rast, in Gedanken fahre ich voll mit. Es gibt sogar Studien darüber, dass die nervliche Belastung für den Beifahrer höher als für den Fahrer selbst ist, was nicht zuletzt dadurch verschuldet ist, dass man die Gefahren zwar sieht, aber nicht wirklich eingreifen kann.

Zur Ruhe kommt man nicht oder nur dann, wenn der Verkehr langsam rollt, was er leider nur selten tut.

Zwei Nadelöhre unserer Reise waren das Kreuz Weinsberg, dass regelmäßig in den Verkehrsnachrichten ist und das beinahe unumgängliche Dreieck Leonberg bei Stuttgart.

Bei Weinsberg ging es gerade noch, aber spätestens beim Dreieck Leonberg hieß es dann: Runter vom Gas, hier geht nichts mehr. Das Tempo verlangsamte sich von 80 auf 50, auf 30, 20 und schließlich war es ganz aus. Stillstand. Stau. Enge. Warten.

Der hochtechnisierte Motor hat nichts zu tun. Das Benzin schwappt gelangweilt im Tank hin und her. Die Insassen, vor allem ich, atmen auf. Endlich, diese himmlische Ruhe. Keine Abriebgeräusche der Winterreifen mehr. Nur noch, abgasgetränkte Luft. Noch nicht mal das Fenster kann man aufmachen. Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und andere Gase kann man spüren, aber nicht riechen. Müdigkeit macht sich breit.

Ich werde schläfrig, kann mich nicht konzentrieren. Will mich wach halten, es geht nicht. Immer wieder prasselt der Regen gegen die Windschutzscheibe, dann wieder ein Sonnenstrahl. Bunte Blätter wehen uns entgegen. Hübsche deutsche Wälder gilt es zu bewundern. Und Ruhe.

40 km Stau. Nach ca. 20 Minuten kommen wir endlich zur 1,5 km entfernten und rettenden Ausfahrt.
Runter auf die Dörfer. Dem Navi blind folgend. Den Knoten umfahren.

Noch ca. 20 Minuten und wir sind endlich am Ziel unserer Reise angekommen. Kälte schlägt uns entgegen.

Nur raus, raus in die Nacht.

Die Mondoberfläche

Passender Song zum Text: Hotel California

Ich gehe durch die Felder, durch die Weiten einer Mondoberfläche. Braune, inhaltsleere und in Reih und Glied sortierte Erdklumpen lachen mich an. Nur vereinzelte Grashalme trauen sich, die Disziplin dieser Regelmäßigkeit zu durchbrechen.

Noch mutiger sind die wenigen Blumen, die sich dazwischen mischen. Unscheinbare Blumen, mit kleinen blauen Blüten. Das bunte Blättermeer überwiegt – und der kalte Wind. Saftig rote Hagebuttenbeeren warten darauf, vom Passanten gepflückt und probiert zu werden. Als Kinder haben wir Juckpulver daraus gewonnen.

Hier ist niemand, nur durch eine weit entfernte Autostraße bekomme ich mit, dass es da draußen noch eine andere Welt gibt, für die es sich zu hetzen lohnt. Ich habe keine Lust auf diese Welt, meine leise Welt gefällt mir viel besser. Diese Welt ist frei von Hass, von Anfeindungen, Neid und Intoleranz.

Die Natur scheint stehengeblieben zu sein. Das kleine Dorf mit den wenigen Einwohnern liegt ganz ruhig in der Senke, nur aus einzelnen Schornsteinen steigt emsig der Rauch. Menschen sind hier nicht zu sehen, die meisten sind bei der Arbeit oder sitzen drinnen vor einem warmen Ofen und lesen ein Buch.

Auch das Schaf, dass mich die letzten Tage noch freudig begrüßt hat, sehe ich heute nicht. Ganz allein steht es da Tag für Tag auf der Wiese, ganz alleine, dabei ist es noch nicht einmal schwarz.

Die Pferde durften sich auf dem Rücken des kleinen Weidehügels sonnen und schauten hin und wieder vom Kauen auf und betrachteten aufmerksam die schnell laufende Spaziergängerin mit dem kleinen Hund.

Aber heute- sehe ich auch keine Pferde mehr. Der Anhänger vor ihrem Stall steht noch immer, unbewegt und nur die kleine Klappe steht seit Tagen offen, so dass ich immer zuerst denke, da tut sich was.

Aber die Zeit steht still, hier auf dem Land.

Als ich an der Spitze des Hügels ankomme und von der Steigung etwas außer Atem bin, halte ich kurz an und überblicke die ganze Landschaft- wie eine sanfte Welle ergießt sie sich über die Erde. In der Ferne die weißen Riesen, die die Windenergie einfangen und für den Menschen nutzbar machen sollen. Groß, anmutig, weiß und gut- aber doch nicht geliebt und von noch mächtigeren Brüdern an die Ecke gedrängt und klein gehalten. Man sieht die Zukunft, in den Köpfen die Vergangenheit.

Es ist hier wie im Mittelalter, denke man sich die Überlandleitungen und die Arbeiten aus Beton oder Metall einfach mal weg.

Mittelalter im tiefsten Germanien.

In dem Land, das schon immer etwas kritisch gegenüber der Einwanderungsthematik gesinnt war. Ein Land, dass allen Aufklärungskampagnen und Gutmenschen zum Trotz den Ruf hat, rassistisch zu sein. Ist es das selbe Land, von dem wir hier reden? Das Land unserer Väter und Mütter? Ist es das Land, das wir lieben? Oder benutzen wir unser Land nur zu unserem Vorteil und um uns zu profilieren?

In der Nachbarschaft habe ich heute einen kleinen schwarzen Jungen gesehen. Er gehört zu einer größeren Gruppe von Afrikanern, die in diesen Tagen eingezogen sind und sich über das Dach über dem Kopf freuen, was ihnen die Gemeinde zur Verfügung stellt. Der andere nette Nachbar mit seinem Traktor hat beim Umzug geholfen, ein anderer, ein Handwerker schaute nach dem Rechten. Hier ist die Welt noch in Ordnung, auf meiner kleinen Mondoberfläche.

Ich schaue nach oben und sehe eine keilförmige Formation von Vögeln. Sie schreien, sie rufen sich bei dem Namen, sie treffen und sammeln sich. Sie fliegen in den Süden.

Die Vögel halten zusammen.

Und – sie sehen glücklich aus.

Gefangen im Netz

Nun, ich sehe die Fakten eindeutig vor mir: Ich werde mein Blog-Karriere aufgeben müssen, denn ich bin nun ein erfolgreiches Mitglied der größten Mafia der Welt.

Links, die Anzeige mit meinen „Live-Besuchern“ des Blogs, auf der rechten Seite der tickende Timer von Mafia Wars, dem beliebten Spiel auf Facebook, bei dem ich mich vor ein paar Tagen wegen einer seltsamen Mischung aus Langeweile und Neugierde registriert habe.

Auf der linken Seite ist Stillstand, manchmal kommt stundenlang kein neuer Besucher auf mein Blog mit den politischen und sozialen Aussagen. Mein Blog, mein geliebtes Blog, das ich so liebe und verehre und dass mir schon viel geholfen hat. Mit dem ich aber nie ein breites Publikum ansprechen oder erreichen konnte.

Auf der rechten Seite ist es ganz anders, da pulsiert das Leben, das echte Leben möchte man meinen. Im geöffneten Facebook-Fenster  prasseln die Freundschaftsanfragen im Minutentakt auf mich ein, ich verwalte meinen virtuellen Avatar und knobel‘ mich durch die abgefahrensten Browser-Spielchen. Auf drei hab ich mich eingelassen, dass muss erstmal reichen, aber im Grunde spiele ich nur „FarmVille“ und „Mafia Wars„. Die Spiele sind von der gleichen Firma, aber sehr unterschiedlich aufgebaut.

In Mafia Wars geht es darum, mit virtuellen Punkten im Wesentlichen „Jobs“ und „Kämpfe“ zu erledigen. Vor allem der Energie-Faktor ist wichtig, weil man hier nur eine begrenzte Menge hat, um Aufgaben zu erfüllen.

Dieser Punktestand (bei mir sind es auf Level 14 gerade mal 40) ist quasi das Guthaben, dass man in Aktionen umsetzen kann, dazu kommt noch der klassische Geldfaktor und der Ausdauer-Balken, der für die Kämpfe wichtig ist (je mehr, desto öfters kann man kämpfen).

Die Story ist schnell erzählt, es gibt eigentlich keine, denn es ist ein Browserspiel. Es gibt nur ein „Setting“, also ein grober Hintergrund, auf dem die Thematik angesiedelt ist. Das meiste muss man sich selbst erzählen und diese Spiele leben auch mehr von der interaktiven Dynamik. Die eigentliche Spiel-Engine ist zum Vergleich zu klassischen PC-Spielen sehr dürr und im Grunde vernachlässigbar.

Hier geht es nicht um Spannungskurven, um technisch und dramaturgisch aufwändige, interaktive Meisterwerke, die mit Kinofilmen Schritt halten können oder sie gar übertreffen.

Nein, die FB-Spiele sind eine Art „Tool“ für den modernen Menschen. Man loggt sich ins FB ein. Man „addet“ neue Freunde, man nimmt virtuelle Geschenke an oder verteilt welche, man klickt sich durch die diversen Jobs und Aufträge. Das virtuelle Geld vermehrt sich, man lernt neue Menschen kennen. Der Kreis ist geschlossen.

FB ist im Grunde ein Betriebssystem im Browser, sehr klein, aber doch mächtig und vor allem auf der Basis von Millionen Nutzern. Nach dieser Meldung zu urteilen, wurde die weltweite 300 Millionen Marke überschritten, dennoch ist es anscheinend schwer, in einen positiven „Cash-Flow“ zu kommen. ((  300 Millionen Nutzer (via http://twitter.com/i_am_fabs ) ))

So wundert es auch nicht, dass man nach kurzer Zeit der Spielerei das eigentliche Geschäftsmodell in Mafia Wars entdeckt: Mit speziellen Bonuspunkten kann man sich zusätzliche Items und Gegenstände kaufen. Diese Bonuspunkte bekommt man aber nur, wenn man Geld bezahlt oder bestimmte (wahrscheinlich meistens kostenpflichtige) Angebote, Gewinnspiele, Umfragen z.B. fürs Mobiltelefon annimmt.

Indirekt ist daraus zu schließen, dass die Spiele absichtlich auf einen Sucht-Faktor ausgelegt sind und die Spiel-Erfahrung bestätigt diesen Verdacht.

Wer andere ständig übertreffen will und sich mit ihnen misst, wird bald in Versuchung kommen, diese Extra- Punkte für echtes Geld zu kaufen (Einstieg in die Spielsucht!) . Wer aber damit umgehen kann, widersteht der Versuchung und spielt nur ab und an und kauft nichts für Geld. Die Spielmechanik und die ständige Werbung und Anfragen, die man mit dem Spiel versenden kann, führt aber zu einer „Massen-Verseuchung“ der Profil-Seiten, vor denen man sich nur schwer schützen kann.

Die eigentliche Spielmechanik ist im Grunde schnell erschöpft (so wundert es auch ein wenig, dass dieses Spiel süchtig machen kann) und mit der Zeit erkennt man einen weiteren, „sozialen Sinn“ im Spiel: Man fängt an, sich für die anderen Mafia-Mitglieder zu interessieren. Um bestimmte Aufträge zu erfüllen, braucht man eine bestimmte Mafia-Größe. Dieser bekommt man nur, wenn man wildfremden Personen Freundschafts- und Mafia Wars Anfragen sendet.

Diese bestätigen das dann im Idealfall und schon füllt sich der Pegel mit der Freundesanzahl. Hin und wieder kommt man in Verlockung, sich die Profile und Fotos der Gegenüber anzuschauen oder zu kommentieren. Vielleicht schickt man auch eine private Nachricht.

Es fällt aber auf, dass die meisten öffentlichen Profile nicht sehr viel Preis geben. Die negative Berichterstattung über solche sozialen Dienste hat wohl schon Früchte getragen und in Regelmäßigkeit tauchen neue Horror-Geschichten auf (vor allem, dass jemand wegen FB seinen Job verliert oder keinen bekommt).

Letztendlich ist es so, dass ich auf der rechten Seite viele Menschen hab, die ich nur wenig kenne. Die linke Seite mit dem Blog ist ganz anders, die linke Seite bin ich, ist meine private Gedanken- und Meinungswelt, nur manchmal garniert mit der Meinung von anderen.

Die rechte Seite ist die Öffentlichkeit, aber auch die Unendlichkeit. Es ist wie ein Bummel durch die Stadt. Man sieht viele Gesichter, manche sehen nett aus, andere nicht. Manche sind langweillig, andere will man näher kennenlernen. In der Stadt hat man wenig Möglichkeiten und vielleicht viele Hemmungen. Im Grunde kann ich auf der rechten Seite dafür sorgen, dass mehr auf die linke Seite kommen und sich mit mir beschäftigen (bzw. ich mit ihnen).

In Facebook kann man sehr einfach eine „private Nachricht“ schicken. Und wer weiß, vielleicht wird aus dem gemeinsamen Spiel ja mal eine gemeinsame Freundschaft? Gemeinsamkeiten haben schon immer Menschen zusammengebracht.

Oder alle gehen wieder ihren Weg und schauen einsam raus in die dunkle, kalte Nacht… in die ständige, dunkle Nacht des Internets.

Die reichste Familie der Welt

Auf die Lösung meines letzten Rätsels ist keiner gekommen. Ich hatte zuerst gedacht, dass es zu einfach ist. Vielleicht hätte ich auch einen Preis ausloben sollen. Ich hätte z.B. das Buch verschenken können, dass ich durch Zufall in der Auslage vor einer hübschen Buchhandlung im Fuggerhaus gefunden habe und das ziemlich lesenswert ist.

Das Buch trägt den Titel „Kauf dir einen Kaiser“ und wurde von Günter Ogger geschrieben. Es geht dabei um das Geschlecht der „Fugger“, eine reiche, inzwischen adlige Kaufmannsfamilie aus Augsburg. Diese Familie kann man als die ersten Unternehmer der Geschichte bezeichnen und sie sind zugleich einer der einflussreichsten und wichtigsten Familie der Renaissance gewesen (neben den Medici) . Ihr Einfluss hielt bis zum 30-jährigen Krieg, der zugleich ihren Untergang besiegelte. Die Fugger wurden vor allem durch Jakob, dem Reichen berühmt, von dem auch ein bekanntes Porträt von Albrecht Dürer existiert (zu sehen im Wikipedia-Artikel).

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Zweidimensional

baum3d

Wind. Wind um die Hände. Ich spüre die Wirbel, den Strahl der Luft, wie er mir um die Finger streicht.

Ich sehe den Menschen in der Ferne auf der Bank, und er sieht mich. Langsam nähere ich mich ihm, doch plötzlich bin ich da. Kurz vorher biege ich ab.

Ich schaue nur kurz nach oben, die Luft schneidet mir ins Gesicht. Ich bekomme Pollen und kleine Staubpartikel in die Augen, so dass ich sie zusammenkneife. Es ist sehr hell. Die Sonne strahlt kräftig, Licht ist überall.

Bald kann ich nichts mehr sehen, ich muss anhalten. Wische mir den Dreck aus dem Augenwinkel.

Weiter geht´s zum Baum, wie er gewachsen ist! Stolz reckt er sich in den Himmel und zeigt uns seine schönen Blätter.

Ich atme tief ein und genieße den Duft nach Erde und Blüten. Sonne und Gras. Ich rede und rede und finde kein Ende. Mein Gehirn wird ums dreifache beschleunigt.

Am Berg bekomme ich keine Luft. Ich muss schweigen, anhalten und langsam machen.
„Andere nicht. Aber nur eine kann Germany´s Next Top Model werden“, schießt es mir durch den Kopf.
Da reiße ich mich zusammen und versuche, mich zu überwinden. Nehme den Berg mit letzten Kräften. Die Muskeln an den Beinen spannen, die Sehnen winden und strecken sich. Die Gelenke knacken. Bald schon tut mir der linke Fuß auf der Oberseite weh. Er war wohl noch im Winterschlaf.

Ich stöhne. Es ist anstrengend. Geschätzte zwei Wochen war ich nicht mehr wandern, wenn man von den 3000 Kilometern im Haushalt mal absieht. Was für langweilige Kilometer im Vergleich zum puren Erleben in Mutter Natur!

Mein Kopf ist schon leicht eckig geworden, die Augen auch. Ich sehe alles wie durch ein Filter. Die Bewegungen, kann sie nicht abschätzen, wie ein Gemälde.

Zweidimensional.

Mir scheint, ich habe die ganze Zeit eine Ebene übersehen.

Die Grenzen deines Selbst

Das andere Problem in der psychologischen Bloggerwelt ist das „hey ich seh gerad nur mich- Phänomen“. Erinnerst du dich dran wie du an einem schönen Freitag nachmittag auf der Treppe vor eurer Schule gesessen hast… in der linken Backe den neusten Kaugummi für Taschengeld-taugliche 30 Pfennige, in der rechten Hälfte diese Leere, die dich immer so begleitet hat…

Du bist auf die verlassene Toilette im stillen und leeren Gebäude gegangen. Hast die knarzige Tür aufgedrückt und den stets leicht müffelnden Raum betreten.. eigentlich musstest du nicht, aber du hattest Langweile. Du stehst vorm Spiegel und schaust dich an. Immer nur dich, dich, dich! Das Gesicht kennst du, den Körper kennst du, du weißt was du magst, wer du bist… du ! Ohne Frage, du weißt, wer du bist… aber was ist mit deinen Freunden? Wo sind die? Schwimmen die im Schwimmbad? Fahren sie gerade eine Runde Rad? Sitzen sie am PC und probieren das neuste Spiel?

Was beschäftigt sie? Lästern sie gerade über ihre neue Freundin, vielleicht sogar über dich? Probieren sie den neusten Look an und du stehst doch mit dem Look vom letzten Jahr da? Tauschen sie sich über die neuste Fernsehsendung aus, aber du selbst bist bald ein Fall fürs Fernsehen und machst den „Ludolfs“ Konkurrenz???

Dann wird es höchste Zeit zu handeln!

Es geht nicht immer nur darum, wer DU bist, das weißt du zur Genüge. Du musst anfangen, dich für andere zu interessieren, dich in ihr Leben einzumischen, teilzuhaben und mitzumachen. Wenn die alle eine bestimmte Sendung gut finden, musst du die halt auch anschauen…Individualismus ist schön und gut und auch nötig, aber er sollte nicht zur Einsamkeit führen.

Also komm. ..mach die Kiste aus, pack deine Sachen.. und komm raus, spielen. Es ist so schönes Wetter…