Die Andere

Im Supermarkt hat mich heute eine ältere Frau angefahren. Von weitem bemerkte ich schon ihre negative Energie und sie kam mir im schmalen Gang mit schnellen Schritten näher (ihre Aura spürte ich, ohne es zu sehen), gerade als ich den Blick vom Regal heben und in ihr zornerfülltes und angespanntes Gesicht blicken wollte, rempelte sie mich mit ihren Wagen an und vertrieb mich vom Gummibärchen-Regal. Dabei wollte ich mir auch gerade ein Päckchen Gummibärchen nehmen.

Ich schaute kurz zurück und in ein paar Millisekunden war mir klar, dass sie sich gerade geärgert hatte und auf irgendwas oder irgendwen furchtbar böse war. Ich, die junge Frau mit der unaufälligen Kleidung und dem leicht geschminkten Gesicht kam ihr gerade recht. Vielleicht erinnerte ich sie an ihre Schwiegertochter, die ihr ihren einzigen Sohn in Beschlag genommen hatte und nun gegen jeden weiteren Einfluss von außen (vor allem von ihr!) mit Verbissenheit verteidigte.

Ihren Sohn, den, den sie so geliebt hatte. Ihren einzigen. Das konnte nicht sein, sie war sauer und böse. An Weihnachten hatte sie mal wieder ihre weiblichen Attitüden ertragen müssen, die sie so überhaupt nicht ab konnte und die sie so an sie selbst erinnerten.

Sie wollte ihren Sohn behalten, aber es klappte nicht und sie merkte, wie sie ihn Schritt für Schritt an die andere Frau abgeben musste und das schmerzte.

Nun, da sie mich sah und mit meinem Gesicht erinnerte ich sie so an ihre freche Schwiegertochter, da musste meine Hand, mein Arm mein ganzer Körper hinhalten und ich habe noch nichtmal „Aua“ gesagt.

Kälte

Vergangenheit

Endlos geliebt, endlos versiebt
ewiglich gesehnt
und dafür geschämt
das Ende nicht gesehen
weit weg vom Verstehen.

Traurig bis in jede Zelle
Die Seele nur mit großer Delle
Trauer im Herzen
Vermisst mit Schmerzen.

Die Landschaft, zieht leer vorbei
früher, da waren wir zwei
Jetzt sind wir – allein
und sie sagen „es muss so sein“.

Kann nicht glauben, noch es verstehen
kann nicht beten und auch nicht flehen
kann nicht drohen und auch nicht drehen.

muss es still und leise akzeptieren,
in der Kälte da draußen nur frieren.

(Bester Song zum Gedicht „Ich bin verändert“ von Rosenstolz)