Über die Kommerzialisierung der Kunst

Seit ca. sieben Jahren schreibe ich jetzt regelmäßig im Internet. Viele Menschen kennengelernt, viele Kommentare bekommen, viel Arbeit reingesteckt, Provider bezahlt, Erfahrungen gesammelt, technische Kenntnisse verbessert, doch eins, das hab ich nie geschafft: Berühmt oder reich zu werden.

Nie hat mich ein Verlag angesprochen, nie habe ein Produkt testen dürfen, nie wurde ich für meine Arbeit so gelobt, als dass ich es mir hätte an die Wand hängen können. Wenn ich keine Leser hätte, die ab und an kommentieren, hätte ich für mein Werk gar keine messbare Rückmeldung und das gibt mir zu denken!

Es scheint eine magische Grenze zu geben, zwischen denen die Content erstellen, den „Künstlern“ genannt und denen, die vermarkten, „Manager“ geschimpft. Und dennoch – brauchen die Welten sich gegenseitig, kann der eine ohne den anderen nicht leben. Wie Mann und Frau ergänzen sie sich. Und oft wird auf den anderen geschimpft, ihm Eigeninteresse und Egoismus vorgeworfen, der andere mit „Faulheitsvorwürfen“ oder Willkürlichkeit und Disziplinlosigkeit attackiert.

Es gibt da die Sparte von Menschen, die selbst gut verdienen, einen festen Arbeitsplatz haben, vielleicht Doppelverdiener sind und einfach nur aus dem Gefühl des Hobbys heraus bloggen oder schreiben. Diese überschwemmen das Internet mit Content, und können es sich leisten. Unbewusst schaffen sie aber eine Konkurrenz und untergraben, andere klassisch bezahlte Medien. Denn „Hits“ und Aufmerksamkeit bedeuten heute wie früher alles. Der Aufmerksamkeitsfaktor ist das entscheidene Kriterium und bestimmt den Lauf der Dinge, von Kapital, Menschen, Freundschaften und Macht. Der Aufmerksamkeitsfaktor zieht heutzutage ins Internet um und wird da auf lange Zeit verbleiben.

Ich finde, es ist nur einfach und bequem, sich vor diesen Tatsachen zu verstellen oder meinen, man schaffe es schon, ein anderes Prinzip umzusetzen, nur weil man nicht bereit ist, sich an bestimmte Regeln zu halten.

Dass sich qualitative Kunst umsetze und der schlaue Oberlehrer mit der besten Gesellschaftskritik am Ende gewinnt.

Er wird es nie, wenn er denkt, er sei was besseres! Er wird es nie, wenn er stur und unflexibel ist!

Man muss sich schon für eine Seite entscheiden entweder „die freie Kunst“ ohne jegliche Kommerzialisierung oder aber man versucht umzudenken, und zumindest Teile von marktwirtschaftlichen Prinzipien in die Arbeit fließen zu lassen. Es ist nicht schlechter oder „böse“ (warum haben soviele Leute heutzutage Angst vor Kommerzialisierung?), es ist einfach nur natürlich.

Mal ehrlich: Wer will immer nur schreiben ohne dafür Geld, Aufmerksamkeit oder Anregungen zu bekommen? Ich finde, es ist ein wichtiges, essentielles menschliches Bedürfnis und des Einsatzes wert. Es ist logisch und nachvollziehbar, dass man für seine Arbeit Geld o.ä. bekommen will und auch verdient. Wer dieses Bedürfnis nicht sieht oder einfordern kann, sollte seine grundsätzliche Haltung zur Arbeit hinterfragen und ggf. neu justieren!

Wer meint, er könne mit Piratenarbeit die klassischen Medien untergraben und am Ende noch als Sieger in einem Netz- umspanndenen Post-Kommunismus hervorgehen, der versteht die Regeln der Marktwirtschaft nicht. Die Marktwirtschaft braucht Güter, Geldfluss und berechenbare „Variablen“, die den Wert einer Leistung oder eines Konzeptes ausdrücken können. Alles andere wäre Chaos. So ist das Schielen auf den Zähler durchaus eine gute Methode, die eigene Arbeit und den Einfluss „bemessen“ zu können. Wer als Blogger oder freier Autor für die Leser schreibt und mehr Aufmerksamkeit bekommen will, muss auch an andere denken und die eigene Arbeit an einen Zielmarkt anpassen, was nicht unbedingt einfach ist. Wer für Leser schreiben kann und nicht nur für sich, der ist ein guter Autor!

Wie man z.B. hier lesen kann, hat die Web 2.0 Welt massive Probleme, die Aufmerksamkeit auch in bare Münze umzuwandeln. Es ist eine Herausforderung für alle und zeigt, dass wir mit vielen klassischen Konzepten der Wirtschaft an einem Scheideweg stehen und unbedingt neue Lösungen hermüssen, die zu den neuen Medien und Vertriebskanälen besser passen als die alten.

Wenn man nicht bis zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens warten will, welches neue, virtuelle Arbeitsplätze vielleicht rentabel machen würde, muss man die Zeit bis dahin mit anderen Mitteln überbrücken.

Künstler haben seit jeher ein Mäzen gebraucht, einen Geldgeber, der sie unterstützt und fördert. Künstler mussten seit jeher auch für Zeitungen schreiben oder standen unter Druck, ihr neuestes Werk, ihr Buch, Musikstück oder ähnliches zu verkaufen.

Und daher waren die Künstler auch seit jeher diejenigen, die bei mangelndem Erfolg von Armut und Einsamkeit bedroht waren und von denjenigen ausgelacht wurden, die es besser verstanden, mit Geld umzugehen!

Künstler, lernt aus den Fehlern anderer! Macht es nie wie sie. Erkennt euren Wert und lasst euch bezahlen!

Der virtuelle Arbeitsplatz

beim Schreiben gehörter Song Nirvana- Something in the way

Schwärze neben mir.

Menschen poppen in der Leiste neben mir auf. Sie kommen und gehen.

Menschen.

Sie schreiben irgendwas über sich. Was sie so machen. Wo sie heute so waren. Was sie gerade denken. Was sie fühlen. Was sie sich ausgedacht haben.

Menschen.

Kleine und große, Frauen und Männer.
Aus Deutschland, aus Europa und der ganzen Welt.

Menschen.

Ich erledige meine Arbeit und nebenbei läuft diese Leiste mit Menschen. Wie in einem Fenster, wo Leute vorbeigehen. Manche lächeln, blicken mich an. Manche kommen rein, setzen sich zu mir, blicken mir über die Schulter. Aber nur kurz.

Menschen.

Dann ziehen sie weiter. Müssen Aufgaben erledigen. Haben ein eigenes Leben. Wollen nicht gestört werden.

Menschen!

Manche lästern, sind böse oder foppen mich. Die hab ich am liebsten. Dann kann ich sie zurückärgern und es fließt Energie. Langweilig sind die, die nie etwas sagen. Die nur urteilen und warten und mich quälen angesichts ihrer Stille und Schläfrigkeit.

Energie!

Ich ziehe mir die Energie aus der Leitung, pumpe sie direkt in die Großhirnrinde, ohne zu filtern.
Das volle Programm!

Leistung wird benötigt, Energie wird verbrannt. Ein Prozess.

Menschen.

Handyfotos 2007-2008

In den Jahren 2007 und 2008 hatte ich nie viel Zeit und Lust auf Fotos, so dass ich die meisten mit dem Handy mal so nebenbei gemacht habe. Hier seht ihr kleine Auswahl davon. Die Qualität ist nicht sehr gut, sie dokumentieren aber ein paar wichtige Ereignisse der letzten Zeit.

Meistens steht eine Beschreibung dabei, aber ich will noch was dazu schreiben:

Die Blumen vor dem Balkonfenster sind in der damaligen Mannheimer Wohnung entstanden. Das war kurz vor dem Auszug. Dann die Autobahnbilder, die von unseren Umzugsfahrten mit dem Anhänger stammen.

Die Fische hab ich bei einer Freundin vor ihrem Aquarium aufgenommen, als ich die füttern musste. Fische sind echt süß!

Naja dann noch Gewitterwolken und erste Impressionen von der Landluft, mit der ich umgeben bin.

Interessant finde ich noch die umgestürzten Bäume, die kommen von dem Sturm, den wir anfangs 2007 hatten. Erinnert sich noch jemand dran?

Die Waldbilder sind alle aktuell und hier im schönen Pfälzer Wald entstanden. Am meisten mag ich den „Baum des Jahres“ !

Geschlechterfragen

sind wichtige Fragen

In der letzten Zeit schreibe ich immer öfters über die Un-Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Das Thema „Gleichberechtigung“ hat bei mir inzwischen den größten Platz in der Tag-Wolke eingenommen.

Ich möchte im Folgenden erklären wieso, und wie es dazu gekommen ist.

Ich analysiere schon seit Jahren die Gesellschaft und überlege mir, wann und wo sie gerecht ist und wann nicht. Am Anfang war ich ganz allgemein gegen Ungerechtigkeit, aber mit der Zeit haben sich bei der Betrachtung bestimmte Regeln und Abstraktionen herausgestellt, die so langsam zu einem „Motiv“ werden.

Das Interessante dabei ist, dass sich dieses Motiv rückwirkend und wie von selbst erstellt. Ich untersuche Dinge, überlege, warum es genau so passiert ist und was die Ursache ist.

Nehmen wir gesellschaftliche Schieflagen, mangelndes Mitgefühl, zwischenmenschliche Probleme und Gefühlskälte mal zusammen, werfen sie alle in einen großen Topf und erstellen eine möglichst einfache und überschaubare Regel. Bei mir steht da im Moment (nur für Deutschland) folgende, interessante Theorie:

  • es gibt eine Ungleichbehandlung von Mann und Frau
  • Frauen arbeiten durchschnittlich in schlechter bezahlten Positionen
  • Männer haben eine andere Art zu arbeiten, als Frauen
  • Frauen in höheren Führungsebenen verändern maßgeblich das Klima und erwirtschaften im Schnitt sogar bessere Ergebnisse für das Unternehmen als bei einseitiger, männlicher Verteilung
  • Die Art und Weise in welcher Art und Weise Führungsgremien besetzt sind, bestimmen den gesellschaftlichen Ablauf großer Entscheidungen (Richter, Manager, Banker, Politiker, usw.)
  • Wenn Schlüsselpositionen einseitig männlich dominiert sind, führt das auch zu einer gesellschaftlichen Schieflage

Kann man schlussendlich behaupten, mangelnde Wärme in der Gesellschaft sei ein Resultat einseitiger, männlicher Dominanz in Macht-Positionen?

Oder umgekehrt: Wenn das weibliche Geschlecht auf breiter Ebene mehr Macht erhalten würde, dass es unserer Gesellschaft auch menschlich besser gehen würde?

Dass sich Werte wie Mitgefühl, Toleranz, Vergebung, Wärme und ähnliche deshalb nicht durchsetzen können, weil das weibliche Eigenschaften sind und genau jene sich nicht durchsetzen können?

Worauf schimpfen wir denn immer, wenn es um Diskussionen in Blogs geht?

Mir fällt da sowas ein wie

  • Machtstreben
  • Geldgier
  • Ellenbogengesellschaft
  • Energieverschwendung
  • Abwertung von Kindern
  • Konkurrenzkampf
  • Recht des Stärkeren

Wenn man genau überlegt, sind das genau die Dinge, die man als „männliche Eigenschaften“ betrachten kann. Aber wichtig: Nicht Eigenschaften, die von Männern kommen, sondern im Sinne einer ganzheitlichen Weltanschauung: „Yang– Elemente“. Es gibt durchaus auch Frauen, die sich wie Männer verhalten und es ist sogar unmöglich als Frau Karriere zu machen, ohne dieses Durchsetzungs-Potential zu haben.

Wenn Frauen so eine Karriereleiter mal aufgestiegen sind, könnte ich mir vorstellen, dass sie ihre eigenen weiblichen Attribute abgelegt haben und sich angewöhnt haben, in einer patriachalischen Struktur zu überleben.

Ich merke das an mir selbst, wie ich mir das mit der Zeit abgewöhnt habe. Nicht, dass ich Karriere machen will, es geht auch auf feiner, mitmenschlicher Ebene- einfach „um zu überleben“ und um beachtet oder respektiert zu werden.

Aber woher kommt dann das Ausgangs-Patriarchat?

Eine andere These wäre diese: Männer dominieren im Berufsleben, Frauen dominieren das Familienleben. Wie in einem mathematischen Graphen gibt es ganz links eine Häufung von männlichen Eigenschaften und ganz rechts die Häufung von weiblichen Eigenschaften.

Es ist nur natürlich! Beruf bedeutet Härte, Durchsetzung und Kampf, Familie bedeutet Wärme, Liebe und Mitgefühl.

Beide Welten miteinander zu vereinen ist nicht sehr einfach. Man kann nur hoffen, dass der Trend zur Vermischung beider Welten anhält (z.B. durch Vätermonate und mehr Frauen im Beruf). Denn diese Risse zwischen den Welten, die sind für niemanden gut. Nur mit ausreichender Geschlechts-Homogenität sind gesellschaftliche Krisen zu bewältigen.

Grabenkämpfe zwischen Mann und Frau bedeuten Stillstand und sind für niemanden von Vorteil.

Groteske Nachrichten

Lächerlich waren heute genau zwei Dinge: Einmal die Nachricht über die Kassiererin, die wegen 1,30 € Betrugs entlassen wurde und dann die Tatsache, dass man Lärmschutzwände um Kindergärten bauen lässt, weil es tatsächlich Leute gibt, die sich über den Lärm beschweren.

Die Meldungen waren beide so dumm und lächerlich, dass ich mich fragen musste: War das ein verspäteter Fastnachts-Spaß?

Aber alle Beteiligten meinen es wohl furchtbar ernst und das Groteske der dahinter liegenden Gedanken kommt so augenscheinlich und unvermittelt zum Vorschein, dass man noch nicht mal lange suchen muss.

Ich will mich nun mal kurz auf dieses „Krankhafte“ des ersten Falles einlassen und ein wenig spekulieren:

Die Kassiererin unterschlägt zwei Bons einer Pfandrückgabe und wird erwischt. Zehn Tage hatte man gewartet, dass jemand kommt und sie einlöst, aber keiner kam. Nun, eine kleine Versuchung und vielleicht das Gefühl, die Sache korrekt abgeschlossen zu haben: Die Frau löst die Bons ein. Dank moderner Datenüberwachung natürlich alles genau protokolliert und rückverfolgbar.
Tja leider zuviel für den Arbeitgeber. Er entlässt sie.

Das Gericht argumentiert mit „Vertrauenswürdigkeit“. Aber ich finde: Vertrauen muss immer von beiden Seiten kommen. Auch der Arbeitgeber hat eine Verantwortung gegenüber dem Mitarbeiter. Dass es eine Frau ist, bei denen sowieso bekannt ist, dass sie schlecht bezahltere Jobs haben und den Großteil des deutschen Kassenpersonals ausmachen, verschlimmert das Ganze. Wer redet angesichts solcher Fakten von Matriarchat? Ich denke, was das Geld und die Macht in Betrieben angeht, ist es eher umgekehrt.

Und diese Vorwürfe, dass man einen unbequemen Kopf weghaben wollte, dass sie sich „zuviel“ in der Gewerkschaft engagieren wollte, sind nicht ganz unlogisch!

Was bleibt? Ein Fall, der in den Augen der Justiz zwar einfach scheint „Bestehle nie deinen Arbeitgeber!“, der aber in menschlichen und Arbeits-psychologischen Gesichtspunkten ein ungutes Licht wirft und viele Fragen offenlässt. Hier wurde auf jeden Fall ein falsches Signal gesetzt.

Zu der Kinderfeindlichkeit und den Menschen, die sich an Kindergeschrei stören, aber laute Autos, Abgase und hässliche Mauern vielleicht besser finden, mag ich gar nicht erst anfangen, zu denken.

Warum mauern wir uns nicht alle einfach in Beton ein? Das würde vieles vereinfachen! Wenn es darin nur nicht so schrecklich dunkel wäre!

Update

Die Römer hatten für die Justiz die weibliche(!) Göttin Justitia, eine Jungfrau mit verbundenen Augen. Das Schwierige in der Rechtssprechung ist die Tatsache, dass man sich nicht immer stur an bestehende Gesetze halten kann und darf, sondern im Einzelfall auch die menschliche Gerechtigkeit sehen muss, die ungleich schwieriger zu bewerten ist. Ich finde, ein guter Richter mit Erfahrung, Feingefühl und Mut sollte das aber hinbekommen. Sonst taugt er nicht für die Justiz.

Inwieweit ist die heutige Justiz überhaupt noch dehnfähig? Die Flut von Abmahn-Klagen in allen erdenklichen Bereichen und ähnlicher Nonsens spricht ja keine gute Sprache. Haben wir zur Finanzkrise jetzt auch noch eine Gerechtigkeits-Krise?

Mitmenschen, Vorlieben, Schwächen

Alterung, Neuland und Sinnsuche

Ich habe ja versprochen, wieder persönlicher zu schreiben. Nun, es ist kurz vor elf Uhr abends, eigentlich sollte ich schon im Bett sein, weil ich morgen früh raus will. Aber dennoch bin ich ruhelos und habe die Idee für einen neuen Beitrag.

Ich möchte mir ganz einfach mal die interessante Frage stellen, was für Leute ich mag und welche nicht? In der letzten Zeit fällt mir immer wieder auf, dass ich mich innerlich von anderen Menschen distanziere, dass ich zwar „da“ bin, aber nicht anwesend, dass ich zwar „zuhöre“, aber nicht mitfühle und dass mein Handy selten klingelt.

Ist es okay, dass ich viel Zeit mit mir selbst und meiner Kunst verbringe oder bin ich zu egoistisch? Warum habe ich keinen Drive und selten wirklichen inneren Antrieb, auf andere zuzugehen? Warum verpuffen meine Ziele so schnell und teile ich meine Energie und Zeit richtig ein?

Liegt es an den Umständen oder aber an meinem Charakter oder gar an beiden? Die Umstände sind ja meist eine Folge des eigenen Charakters. (bis auf ein paar wenige, wirklich seltene Schicksalschläge mal abgesehen)

Eigentlich müsste ich jetzt sagen: Ich mag jeden Mensch, ich bin jedem Mensch gegenüber tolerant eingestellt, zumindest versuche ich das. Was mich aber wundert, dass sich bei den wenigsten Menschen eine enge Bindung einstellt und dass ich an den meisten Menschen irgendwie „vorbeilebe“. Ich will nicht sagen, dass ich nicht will, aber es ergibt sich nicht.

Früher bin ich sehr schnell und offen auf andere zugegegangen. Ich habe mir das mit der Zeit abgewöhnt. Erkenne ich jetzt, dass jemand Probleme hat oder ein schwieriger Mensch ist, gehe ich viel eher auf Distanz. Ich teile weniger Energie von mir selbst ab, ich verteile weniger. Liegt das am Alter? Oder doch am Geschlecht?

Ich ruhe mehr in mir selbst und bin vielleicht ein Stückchen selbstbewusster als früher. Aber ich habe immer(!) die Angst, dass ich vielleicht zu egoistisch und kalt geworden bin. Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst und meine Ethik, aber es gelingt mir selten, soweit zwischenmenschliche Erfolge aufzubauen, dass ich damit zufrieden bin. Und das quält mich sehr!

Was mag ich also an Menschen und was mag ich nicht? Vielleicht sind die wenigsten Menschen, so wie ich möchte? Und da ich dieses Ideal kaum finde, habe ich das Interesse verloren?

Mein treuer Blog-Kommentator erster Stunde, Stephan, ist ein begnadeter Fotograf und fotografiert seine Stadt Wuppertal. In diesen Bildern sehe ich Gesellschaftskritik in visueller Weise. So wie er die Welt unter die Lupe nimmt und genau hinschaut, mit Hilfe der künstlerischen Mittel das Schöne, aber vor allem das Hässliche und Monotone hervorhebt, so erscheint mir mein Geist in Bezug auf andere Menschen.

Ich sehe gerne das Schlechte. Das Langweilige, Monotone, das was mich abschreckt und nervt und dann doch irgendwie fasziniert. Ich bin auf der Suche nach dem Prickeln, nach dem Besonderen und klebe daran, wenn ich es finde.

Gehe ich in einen Supermarkt interessieren mich 99% der Menschen erstmal nicht oder ich empfinde Abneigung. Bei niemanden habe ich das Interesse, ihn anzusprechen, bei allen sehe ich die ständig gleichen Sprechblasen und Floskeln, überall erahne ich, was kommen wird, ich will mich nicht einlassen.

Bin ich jetzt überheblich? Oder bin ich treffend? Bin ich eine gute Psychologin? Oder einfach nur ein Ignorant?

Bei vielen Menschen sehe ich das Leid, ihre Probleme. Bei vielen ahne ich schon was mich erwarten wird, dass es nicht einfach wird. Also setze ich meinen Filter auf- und kümmere mich um die Einkäufe. Dann komme ich zu Hause an und denke „Scheiße, genauso wieder ein langweiliger Tag wie alle anderen“.

Irgendwie will ich das ändern, es ist ein Teil meiner derzeitigen Probleme. Und es ist auch durchaus etwas, dass ich ändern will, wo mir nur die Landkarte, der Anstoß und die Idee fehlen.

Klar, man kann nicht ewig die Frische der Jugend bewahren, man kann nicht ewig saufend und johlend bis Mitternacht auf Partys abhängen- aber ich habe auch keine Lust auf ein spießiges Leben und immer gleiche Abläufe. Mir scheint, diese gesellschaftliche Erstarrung, die gefrorenen Gefühle sind wie ein riesiger Strudel, unter denen alle leiden. Sie sind Ausdruck von Problemen, von Konflikten, von Schulden, von Trennungen und allgemeinen Schwierigkeiten. Das Bedürfnis nach Sicherheit erstickt den Fortschritt. Die Angst und Eifersucht ersticken die Liebe.

Die guten Dinge im Leben sind vielleicht zu schwach. Der erhellende Geist der Ethik und des Mitgefühls kann nicht von vielen aufrecht erhalten werden, Witze verpuffen und Fasching ist auch nur einmal im Jahr.

Im Grunde fehlt vielen Menschen das Glück, die Freude. Das Gefühl, etwas wichtiges und sinnvolles zu machen, ganz gleich ob man nun arbeitslos ist oder nicht. Auch arbeitende Menschen kennen dieses Gefühl der Langeweile, wie ich heute bei Claudia las.

Diese Mühle, das sich ständig wiederholende und das Leere, das kann eine größere Belastung sein als alles andere. Wenn Menschen in so einem Strudel stecken, dann ist es wie ein Käfig, eine Begrenzung und Enge aus der es kein Entrinnen gibt. Manchmal ist es der Auftakt oder das Zeichen für eine Depression.

Und ich sehe, dass diese Gefahr ständig im Raum steht.

Was also tun? Menschen einteilen, in „welche, die ich mag“ und „welche, die ich nicht mag“, wollte ich eigentlich.

Eine treffende Charakterisierung über den aktuellen Lieblings-Feind zu schreiben, kann einem selbst helfen. Über die Ideale und Menschen zu schreiben, die man liebt und mag, kann erfrischend sein. Ein bisschen hat mich auch Hartmuts Artikel inspiriert, weil er so interessant seine Mitmenschen, vor allem den schönen Tom beschrieben hat.

Also versuche ich es mal!

Ich mag

  • Ehrlichkeit
  • Offenheit
  • Toleranz
  • Leute, die sich mit Religion und Glauben beschäftigen
  • Leute, die Nächstenliebe wichtig finden
  • Leute, die intelligent sind und gutes Allgemeinwissen haben
  • Freundschaften, die jahrelang halten und von Respekt und Vertrauen geprägt sind
  • guten, feinen Humor
  • Respekt vor dem anderen
  • gutes Zuhören
  • Emphatie
  • wenn jemand ohne Geld leben kann
  • alternative, erfrischende Denkweisen
  • Lächeln/ Lachen

Ich mag nicht

  • Wenn sich selbst jemand zu wichtig nimmt
    Angeberei
  • wenn jemand nicht treu sein kann
  • wenn jemand klammert und mich einengen will
  • Männer, die Frauen schlecht oder abschätzig behandeln
  • Diskriminierung in jeglicher Weise
  • Männer, die sich selbst zu wichtig nehmen
  • Frauen, die nicht zuhören können
  • Falschheit, Lügen
  • Leute, die nicht über Konflikte reden wollen
  • einseitiges Betonen der Arbeit
  • Leute, die immer das letzte Wort haben wollen
  • Besserwisserei
  • Wenn jemand Menschen, die in einer vermeintlich schwächeren Schicht sind, herablässig behandelt
  • Einseitige Betonung von Konkurrenzkampf und Geld

Jetzt wird auch klar, wo mein Problem liegt: In der zweiten Sparte, den „nicht mögen“ liegen mehr Punkte und es ist leicht für andere, da rein zu rutschen. Die Ziele aus der ersten Sparte sind schwierig und selten vorhanden.

Ich versteife mich vielleicht zu sehr auf die Religion? Ich habe soviel über die Ideale nachgedacht, dass ich nun niemanden mehr finde, der sie erfüllt? Ich kann noch nichtmal mehr in den Spiegel blicken, weil ich mir selbst nicht genüge?

Wäre es das Beste, so eine Liste, aber vor allem die inneren Wünsche und Anordnungen zu zerknüllen, in einen Papierkorb zu werfen und von vorne anzufangen? Sich dem Druck der Gesellschaft anzupassen und sich Ziele auszusuchen, die leichter zu erreichen sind? Geld verdienen? Um die Welt reisen? Sich Hobbys zulegen? Arbeiten?

Frei sein wie ein Kind wäre mir lieber! Ein Kind, das noch keine Enttäuschungen erlitten hat, das frei und glücklich, spontan und locker in der Welt umherreist. Stets offen für neues und nicht urteilend im Denken.

Sind die Prägungen im Gehirn, die ein Mensch im Laufe des Jahre „erleidet“ der Grund, warum er starr und bequem wird? Warum die meisten anderen Menschen aus seinem Einfluss bleiben, weil niemand mehr die Ansprüche erfüllen kann? Weil der einfache Ablauf einfach ist und das Nachdenken, langwierig, kompliziert und für viele schlicht und ergreifend: Unmöglich?

Ich wollte schon immer mal einen Artikel über Alterung und Veränderungen im Gehirn schreiben. Vielleicht war das ja der erste Auftakt dazu! Die Frage über die Alterung der Persönlichkeit und wie man den negativen Folgen vorbeugen kann.

Ich denke, um dieses „Papier zerknüllen“ kommt man nicht rum. Man muss jeden Tag neu leben. Immer wieder von vorne. Keine Beziehungen eingehen zu wollen, muss nicht unbedingt Krankheit sein. Es kann auch einfach bedeuten: Man möchte keine Krankheit in sein Leben lassen, hat einen Schutz aufgebaut, der auch seinen Sinn hat.

Die derzeitige Erlebnis-Masse und Flut an Informationen ist ausreichend. Das derzeitige Leben ist schnell genug. Es wird genug Energie verbraucht (…), es ist alles okay!

Lass Dein Leben wie es ist!

Akzeptiere dich selbst, so wie du bist!

Höre auf zu suchen, leb einfach im Jetzt!

Tweet me

Mit dem WordPress-Plugin „Tweet Suite“ soll es möglich sein, einen kleinen Digg-ähnlichen Button in die Artikel einzubinden. Wenn man den anklickt, wird der aktuelle Beitrag sofort als TinyURL in den eigenen Twitter-Account übertragen  und kann dort als modernes Netz-Echo weiterverbreitet werden.

Leider klappt das bei vielen, auch bei mir nicht richtig. Laut aktuellen Diskussions-Beiträgen soll es erst bei neuen Artikeln klappen, die nach der Installation des Plugins geschrieben wurden.
Ich brauche also einen neuen Artikel, um das zu testen. Leider hab ich mich für heute schon ausgeschrieben! Was soll ich tun! Oh ihr hohlen Worte, wo bleibet ihr??

Links

http://en.wikipedia.org/wiki/Digg

Tagesprotokoll von der Renovierungsfront

und ein bisschen Mathematik for Beginners…

Gestern, am Sonntag, den 22.02.2009, um ca. 10 Uhr weckte mich mein Hauptfeldwebel K. mit den Worten, dass wir einen Ausfall in der Heizungsanlage hätten und zwar schon- gemessen an der aktuellen Raumtemperatur- seit ca. 4 Stunden.

Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Dienstuniform anzuziehen, obwohl eigentlich Ausgang in die Heimat geplant war. Das Lunchpaket wurde wieder verstaut und stattdessen die schweren, mit Stahlkappen und Säureschutzsohlen gesicherten Arbeitsschuhe angezogen. Dazu den schweren Stoff der Hose, den wärmenden Vlies und die schützende Regenjacke. Zur Sicherheit der Hände nahm ich gleich die mit Leder verstärkten Handschuhe mit und ein Päckchen Taschentücher (Mistwetter!).

Nach ca. 3minütigem Marsch durch Matsch und Regen zum Heizungskeller waren wir gleich am Ort der Havarie angekommen. Die Diagnose war schnell erkannt: Es roch schon seit Tagen nach Heizöl und der Brenner lief heute morgen nicht mehr an.
Ein erster Systemcheck ergab aber, dass die Elektronik in Ordnung war, alle LEDs funktionierten und auch die Relais klackten so wie sie sollten. Wir beschlossen kurzerhand, den Brenner auszubauen, so wie wir es bei den Handwerkern vor ein paar Monaten auch gesehen hatten. Da Sonntag war und wir beim letzten Mal schlechte Erfahrungen gemacht haben, wollten wir die Reparatur diesmal selbst machen.

(Ich kann jetzt noch schreiben, dass der Befehlsstab die Order zum Sparen gegeben hat und dem Personal vor Ort nichts anderes übrig bleibt, als die Kosten durch Selbst-Maßnahmen zu drücken, aber das wäre politisch nicht korrekt und gehört nicht in ein Protokoll. )

Schon beim Öffnen der Heizkammer gab es die ersten Probleme: Sie klemmte, vermutlich wegen Verrußungen. Mit einem Hebel aus Stahl war das Problem schnell beseitigt. Unten gibt es einen Verriegelungsmechanismus, der nur durch leichtes Anheben der Tür bei gleichzeitigem Ziehen überwunden werden kann.

In der Brennkammer gab es nur leichte Verunreinungen, die weggesaugt wurden.

Der schwere Raktenbrenner (Marke MAN, Baujahr ca. 1995) wurde samt Schläuchen auf einen Arbeitstisch neben der Heizung gelegt. Durch genaues Beobachten prüften wir alle Bauteile. Die Abdeckung, die Manschette und das Brennrohr nahmen wir ab. So ein Heizöl-Brenner ist einfach aufgebaut: Vorne sind zwei Elektroden, durch die mit Hochspannung und hoher Stromstärke ein Zündfunken gesendet wird. Dann gibt es eine Düse, mit der unter Druck das Heizöl gepumpt wird. Erreicht das Öl nun den Zündfunken wird es auf Grund der Hitze entzündet und verbrennt möglichst rückstandsfrei und unter Abgabe von Heizenergie. Die Handwerker hatten beim letzten Mal den Abstand der Elektroden falsch eingestellt und zudem nutzen sich diese durch die Feuerung ab, wie eine Mine in einem Bleifstift. Die Elektroden sind Stäbe aus Stahl und sowas wie der Docht einer Kerze. Wir entfernten das Bauteil, dass diese zusammenhält, feilten kurz nach, veränderten den Abstand und bauten sie wieder ein.

Eine rostige Schraube wurde noch durch eine neue ersetzt (auch Stahl hält nicht ewig).

Die Manschette machte einen schlechten Eindruck, weil nur aus dünnem Stahlblech und auch schon rostig, aber wir ließen sie so wie sie ist.

Jetzt mussten wir nur noch warten, bis sich die Heiztemperatur abgekühlt hat und die Bedingungen für einen Testlauf gegeben waren.

Nach kurzer Zeit begaben wir uns in Test-Position. Meine Aufgabe war, die Klappe für die Holzzufuhr zu öffnen, falls der Anlauf funktioniert. Dadurch wird der Ölbrenner elektronisch abgestellt (weil die Heizung dann denkt, wir würden mit Holz heizen und beides zusammen nicht zulässig ist). Hauptfeldfebel K. hielt den Brenner und bediente die Knöpfe, ich überwachte alles (damit ich später dieses Protokoll erstellen kann natürlich! 😉 ).

Nach ca. 1 Minute gab es einen erste Funken an den Elektroden. Ein feines Knistern, so wie bei auch beim Schweißen erfüllte den Raum- dazu ein helles, gleißendes blaues Licht, dass immer auf den Stahl-Stangen hin- und her wanderte. Kurze Zeit spät wurde das Heizöl rausgeschossen. Da wir die Manschette nicht drauf hatten, kleckerte es und verbrannte nicht vollständig, die Zündung war aber dank Reparatur positiv.

Nach einem zweiten Testlauf mit Manschette (die als Heiz-Kanal und Abzug fungiert) erblickten wir eine helle, heiße blaue Flamme. Damit war der Test abgeschlossen.

Wir bauten den Brenner wieder ein (natürlich musste zwischenzeitlich übergetretenes Heizöl aufgewischt und entfernt werden) starteten die Anlage und sahen voller Freude wie es wieder warm wurde.

Reparaturzeit: ca. 90 Minuten
Kosten: eine Schraube

……………………………
Zum Schluss noch ein kleines Rechenbeispiel über den Energieverbrauch von Heizsystemen:

Mal angenommen ein Heizkörper hat die durchschnittliche Wärmeleistung von 2.000 Watt, das sind 2 Kilowatt (kW)

In einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haus (ca. 160qm) hat man ca. 10 Heizkörper, das sind 20 kW.

Die Nenn-Heizleistung des Brenners ist mit 18-25 kW angegeben, also ausreichend, um die Schwankungen auszugleichen.

Ein durchschnittliches Auto hat 100 PS, das sind ca. 136 kW (Quelle PS )

Fährt man also Vollgas, verbraucht man die siebenfache Menge der Heizenergie eines Hauses!

136 kW / 20 kw = ca. 6,8 !

Stellt euch mal sieben große Häuser für 30 Personen, und daneben einen Golf mit einem einzigen Fahrer auf der Autobahn vor! Schnell wird klar, was wir der Umwelt da eigentlich antun.

Allein bei einem Drittel der Gesamtleistung eines Autos wären es immer noch das Doppelte der Heizleistung!

136/3 = 45.3 .. / 20 = 2,26 !

Hier wird also schnell klar, an was für unglaubliche Mengen an Energie und Energieverbrauch wir uns gewöhnt haben. Heizöl, Benzin und Diesel sind zwar sehr ergiebig, aber nur begrenzt verfügbar. Mit Strom zu heizen ist z.B. reine Verschwendung, weil hier der Verlust hoch und der Wirkungsgrad gering ist.

Um die Heizleistung eines Hauses mit Computern nachzubauen bräuchten wir ca. 40 PCs! (ein PC mit ca. 500 Watt)

Vielleicht sollte uns das Denken über Energie, Technik und Verbrauch immer wieder vor Augen führen, was für einen Lebensstandard wir mittlerweile haben und wo es deshalb günstig ist, Energie einzusparen!

Energie ist kostbar, Energie ist Leben.

Aber auch Geld ist Energie und sollte durch Eigenleistung gespart werden. Zahlen wir den Handwerkern z.B. 600 € bekommen wir damit zum jetzigen Heizölpreis ca. 1200 Liter! (600 / 0,5) Was wiederum 20 Prozent der Gesamtfüllung ausmacht!

(6000 Liter Kapazität / 1200 Liter = Faktor 5
Prozent: 100/ 5 =20% !)

Links

Raketenbrenner- Erklärung

Die Dreiteilung des Helfens

(…) Aber man muss noch nicht mal Sozialpädagogin sein, wenn man beschlossen hat, das Leid in der Welt zu verringern. Es gibt sehr viele gute Möglichkeiten, das privat oder in der Familie zu machen, vor die Tür zu gehen, ins Internet zu surfen. Das Leiden und die sozialen Probleme kommen einen überall entgegen. Ich möchte im Folgenden also drei Methoden und Wege zeigen, die man dabei einschlagen kann. Später, also in weiteren Artikeln, schreibe ich vielleicht darüber, was man im Einzelfall tun kann und wo die Fallstricke sind. Dieser Beitrag ist also mehr eine abstrakte Einleitung über die Schritte, die man überhaupt machen kann.


(I) Darüber schreiben/ Motivation

Zuerst braucht man eine bestimmte Motivation zum Helfen und überhaupt die Erkenntnis, dass es irgendwo Probleme gibt und man selbst eingreifen kann oder muss.
Der erste Punkt ist das „Darüber denken, schreiben und reden“. Mit dem Schreiben kann man seine Entschlossenheit verstärken. Wenn man in der Öffentlichkeit schreibt- z.B. in einem Blog-, verstärkt sich der Effekt und Gleichgesinnte können gefunden werden.
Leider hat der Punkt auch den Nachteil, dass es schnell zu Angeberei werden kann und politische, heiße Luft bleibt. Dann redet man nur, macht aber nichts.
Reden und Denken kann einen selbst und andere dazu anregen, etwas zu machen, es kann aber auch das Gegenteil verursachen, wenn man falsch redet und z.B. nur mit der Moralkeule argumentiert. Dann regen die eigenen Argumente vielleicht Widerstand und werden nicht beachtet.

Grundsätzlich kann man sagen, dass man zum sozialen Helfen in der Gesellschaft auch eine gewisse Toleranz und einen bestimmten Glauben braucht, der dabei helfen kann, die Taten zu verstärken. Man braucht zumindest mal eine gewisse Form der Ethik, wie sie vielleicht jeder Mensch hat und wie sie auch im Einzelfall trainiert und verbessert werden kann. Die Arbeit und das Denken über den eigenen Glauben können also die Motivation zum Helfen signifikant verbessern.

(II) Sich selbst helfen

Am besten man fängt bei sich selbst an. Egal, was ich mache, es wird immer auch die anderen beeinflussen. Wenn ich bis mittags schlafe und nur Alkohol trinke und mich meinen Hobbys hingebe, kann ich dann gesellschaftlich etwas ändern? Leiste ich dann einen Teil zur Verbesserung der sozialen Umstände? Ich denke nicht! Also ist der schwierigste Punkt, bei sich selbst anzufangen. Erkenntnisse und Ideen zusammen zu tragen, was ich im eigenen Leben machen und ändern kann und es dann auch machen. Man muss Freiheit, Zeit und Geld erwirtschaften. Erst wenn man diese Dinge zu einem bestimmten Überfluss hat, ist es möglich, davon auch was abzugeben. Gute Laune z.B., Ratschläge, Hinweise und Methoden, dem Strudel der sozialen Abwärtsspirale zu entkommen. Echte Hilfestellung und Öffnung des eigenen sozialen Netzwerkes für Benachteiligte.

(III) Anderen helfen

Wenn man sich darüber klar ist, dass man etwas ändern will und dank eigener Arbeit auch kann, muss man anderen helfen. Das ist ein schwieriger Punkt. Warum ist es so schwer, zu helfen? In dem Moment, wo man das Leiden in das eigene Leben lässt, wird man verändert, beeinflusst und vielleicht „runter gezogen“. Zur Aufrechterhaltung des eigenen Wohls scheint es manchmal angemessener und leichter, das Leiden der anderen weg zu drücken und sich davon zu distanzieren. Das ist so was wie ein Reflex oder Überlebenstrieb.
Wir denken dann vielleicht so was wie: Oh ich habe nicht die Qualifikation und es geht mich nichts an. Ich kann nicht helfen. Es macht mir Angst und ich will nichts damit zu tun haben!

Aber ich denke, wenn man es richtig dosiert, kann das sich selbst öffnen für die anderen auch helfen, den eigenen Weg und den eigenen Charakter und Fähigkeiten zu verbessern. Das schöne am anderen helfen ist ja gerade, dass man etwas zurückerhält und auch Hinweise und Ideen bekommt, was man selbst tun muss. Die richtige Menge ist entscheidend und dass man es nicht übertreibt mit der Selbstaufgabe.
Je tragfähiger das eigene soziale Netz ist, desto leichter ist es dann möglich, benachteiligte Menschen in das eigene Netz zu lassen. Ob das jetzt im Internet oder im „echten Leben“ ist, spielt keine Rolle. Es gibt sehr viele Möglichkeiten der menschlichen Integration und Leid-Verringerung.
Allerdings wird es im seltensten Fall ohne Anstrengung, Konflikte oder Zeit funktionieren. Daher ist die anfängliche Motivation so wichtig!

Beispiel
Ich habe festgestellt, dass so was immer nach dem gleichen Schema abläuft: Man entschließt sich, etwas zu tun, hat eine hohe Motivation. Dann trifft man auf Widerstände, wird enttäuscht, verletzt und zieht sich zurück. Dann irgendwann hat man es verarbeitet und entwickelt neue Motivation, kann wieder helfen, usw. Mit jedem Schritt, den man macht, wird man ein wenig erfahrener und fähiger, anderen zu helfen. Man sollte nicht den Fehler machen und die Erwartungen zu hoch ansetzen. Das Beste ist, bei kleinen Schritten zu bleiben und sich erstmal selbst zu ändern.

Oder man beschränkt die Arbeit auf die eigene Familie, die Arbeit, wo es sicherlich auch genug zu tun gibt.

Soziale Differenzen und Schichten

Menschen, die sich mit Arbeitslosigkeit nicht auskennen, weil sie vielleicht selbst nie arbeitslos waren oder niemanden in der Familie haben, können solche Dinge sagen wie: Hartz IV wäre ein Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie. (Via Bembel @ Twitter.)

Was steckt hinter solchen, -zugegeben- verbreiteten Aussagen, Denkmustern und Vorurteilen? Genau wie der Professor, der einst diesen Mindestsatz zum Essen vorgeschlagen hat, mag hier eine Überheblichkeit und Dekadenz zum Vorschein gekommen sein, wie es sie sonst selten gibt. Es ist, aus sozialer Perspektive natürlich unglaublich erschreckend und menschenverachtend, arme und vom Wirtschaftsleben benachteiligte Menschen so leichtfertig über einen Kamm zu scheren.

Es ist nicht nur vereinfachend, böse und bequem, sondern es ist auch völlig falsch und gefährlich.

Man sollte nicht den Fehler machen, und die Leute, die solche Aussagen treffen, verurteilen und beschimpfen, dann wäre man nicht besser als sie. Aber es wäre wert, über die eigentlichen Hintergründe z.B. Arbeitslosigkeit nachzudenken und auch zu versuchen, die Ursachen und Verläufe zu verstehen, die dahin geführt haben.

Zuerst, es gibt eine große, undurchsichtige Mauer der sozialen Schichten. Diese sozialen Schichten trennen die Menschen in verschiedene Berufsgruppen und es ist unweigerlich, dass die Arbeitslosen in die unterste Schicht der „Parias“, der Rechtlosen und Verachteten rutschen. http://de.wikipedia.org/wiki/Paria

Viele Menschen sagen, sie wären sozial und würden das nicht machen, aber die Realität zeigt, dass genau das passiert. Wenn man erstmal unten angekommen ist, wird es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Egal ob man nun Abi hat, studiert hat oder „nur“ eine Ausbildung hat: Wer nicht mehr am Arbeitskuchen und den geregelten Gesellschaftsabläufen teilhaben kann, wird zwangläufig „ausgegliedert“. Es muss gar nicht mal Bösartigkeit sein, es ist einfach der Gang der Dinge. Menschen haben mich gemieden, als ich nicht mehr an der Uni war, weil sie jetzt andere Themen hatten. Auf Partys wurde sich auf die Schulter geklopft und über das nächste Examen gesprochen, die Eltern haben ein neues Auto geschenkt, die nächste Wohnung war natürlich auch schon gebucht, die Auslandsreise stand bevor. Eine Welt voller Abgehobenheit und Elite-Denken, bei denen die meisten, die daran teilhaben, schon gar nicht mehr denken, dass sie sich isolieren.

Schon immer fiel mir auf, dass sich die meisten Menschen separieren und zwar genau, indem sie sich Ziele setzen und Dinge erreichen wollen, die für andere unerreichbar sind. Es ist durchaus beabsichtigt, weil es dem Leistungsdenken und der darwinistischen Ethik entspringt, die unser Abendland so prägt.

Schaut man dann nach unten, auf die Leute, die es nicht geschafft haben, die „auf Grund Faulheit oder charakterlichen Schwächen“ eine Ausbildung geschmissen haben, dann wird die Nase gerümpft oder noch schlimmer- noch nicht mal mehr darüber nachgedacht.

Die soziale Separierung der Schichten und Klassen geschieht beinahe automatisch, von selbst. Es ist gar nicht soviel Bösartigkeit zu vermuten, aber allein auf Grund der Lebenstatsachen passiert es.

Wenn jetzt Politiker solche Vorurteile loslassen, dann drücken sie einfach ein Denken aus, was in ihrer jeweiligen Schicht als „normal“ gilt und das ist das erschreckende. Sie lassen leichtfertig ein Vorurteil los, was in ihren Kreisen vielleicht normal ist. Aber sobald es auf die andere Seite der Erdkugel, auf die Perspektive der Entrechteten und Machtlosen trifft (den sozial schwachen) ist der Aufschrei natürlich groß, weil sich hier die Spannungen wie in einem Rutsch entladen und zeigen- das wir eine große und schwer überbückbare soziale Differenz in unserem Land haben.

Natürlich ist auch was Wahres dran: Arme oder arbeitslose Menschen trinken mehr Alkohol und rauchen mehr. Warum? Weil sie dumm sind? Weil sie sich nicht benehmen können oder keine schlauen von der Bundesregierung verteilten Hochglanz-Broschüren lesen?

Nein. Weil sie einfach keine Zeit dafür haben. Weil die Sorgen zu groß, das Leiden zu stark und die Ausweglosigkeit zu groß ist. Weil unsere Gesellschaft durch den Ausschluss von Menschen diese Probleme erst schafft, so wie ein Zimmer, dass ich nie aufräume und mich dann aufrege, dass „es hier aussieht wie Sau!“.

Wo ist das Soziale heutzutage in der Politik? Wo ist das wirklich soziale, das über das Verteilen von Kapital hinausgeht? Förderung von Bildung, alternativen Ausbildungswegen, Förderung von Integration und armen Menschen? Wo ist der Glauben, die Religion, die Kirchen?

Warum hört man z.B. vom Pabst nur wieder Nazi-Querelen aber keine Statements und Projekte, die das Leid in der Gesellschaft verringern könnten? Wer fühlt sich verantwortlich? Wer ist verantwortlich?

Angesichts der Herausforderungen die durch die Finanzkrise vielleicht doch entstehen könnten, ist klar: In unserer Gesellschaft besteht sozialer Handlungsbedarf. Und zwar auf breiter Linie.

(Vielleicht ein schöner Auftakt für das Superwahljahr 2009 ?)

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